Formula Student

Wie sich Studenten mit ihren Boliden auf dem Hockenheimring messen

In der Formula Student treten Studentinnen und Studenten aus aller Welt mit selbst gebauten Rennautos an. Seit Montag ist die Rennserie auf dem Hockenheimring zu Gast - mit dabei sind zwei Teams aus Mannheim

Von 
Sebastian Koch
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Letzte Kontrollen: Das Team Delta Racing von der Hochschule Mannheim ist auf dem Hockenheimring angekommen. © Formula Student Germany (2), Christoph Blüthner

Hockenheim/Mannheim. Bei Felix Bauer halten sich Vorfreude und Anspannung die Waage. Kein Wunder, schließlich steht der Student zusammen mit seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen von der Hochschule Mannheim vor dem Höhepunkt einer Saison, die vor allem in der Vorbereitung wegen den Problemen in den Lieferketten viel Kraft, Zeit und vor allem Nerven gekostet hat: Die Formula Student ist mit elektronischen und teilweise autonom fahrenden Autos seit Montag eine Woche lang auf dem Hockenheimring zu Gast. „Der Hockenheimring ist das Prestigeevent der Formula Student“, sagt Bauer. „Jedes Team hat den Traum, bei der Formula Student im Automobilland Deutschland zu starten.“ Das Event begleiteten große Sponsoren und angesehene Firmen. „Hockenheim kann ein Sprungbrett sein“, sagt Bauer. Auch Ludwig Vollrath, Gründungsmitglied der Formula Student Germany, erklärt: „Das Event auf dem Hockenheimring hat sich zum internationalen Mittelpunkt der Serie entwickelt.“

Ebenfalls mit dabei: Das Team Cure der Dualen Hochschule. Im Juni haben Maren Klotz und Nils Starbaty ihren Rennwagen präsentiert. © Christoph Blüthner

Bauer gehört zum Team Delta Racing. Zusammen mit „etwa 20 bis 30“ Studenten und Studentinnen der Hochschule hat er den Rennwagen, den das Team liebevoll Eleria nennt, entwickelt und gebaut. In der Formula Student treten Hochschulen und Universitäten aus aller Welt mit ihren Autos an. Neben der Hochschule startet auch das Team Cure von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim. „In Hockenheim treten die weltweit besten Teams gegeneinander an“, sagt Maren Klotz von Cure.

Prüfung wie beim TÜV

Bereits am Montag haben 96 Mannschaften aus 23 Nationen ihre Boxen in Hockenheim bezogen. Viele Konstrukteure kommen aus Deutschland, aber auch Universitäten und Hochschulen aus Nachbarländern oder aus Indien, Bangladesch, den Vereinigten Arabischen Emiraten, den USA und aus Taiwan haben den Sprung ins Feld geschafft. Die Teams haben sich, wie für jedes Event der Rennserie, qualifizieren müssen. Bereits im Winter sind Mannschaften dazu in Quizrunden gegeneinander angetreten. „Es geht um technische Aufgaben, mathematische Probleme oder Fragen zu physikalischen oder betriebswirtschaftlichen Themen“, erläutert Bauer. So würden neben praktischen Fähigkeiten auf der Strecke auch theoretische Kenntnisse in die Rennserie einfließen. „Das Quiz zur Formula Student Germany ist das härteste von allen“, sagt Klotz - und ergänzt mit einem Lachen. „Bei den Fragen schlucken wahrscheinlich auch die einen oder anderen Dozenten.“

Der Höhepunkt - „die Königsklasse“, wie Bauer es beschreibt - ist das Endurance-Rennen am Sonntag, das sich über 22 Kilometer erstreckt. Neben der Ausdauer-Konkurrenz gibt es weitere Renn-Disziplinen, in denen die Teams ihre Autos auf die Strecke schicken. Bis dahin ist es aber selbst für Mannschaften, die sich für Hockenheim qualifiziert haben, noch ein langer und vor allem ein herausfordernder Weg.

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Events der Formula Student erstrecken sich über eine Woche, an deren Ende sogenannte dynamische Disziplinen, die Rennen, anstehen. In den Tagen zuvor müssen die Konstrukteure im „statischen Teil des Programms“, sagt Bauer, die Rennleitung davon überzeugen, dass ihr Wagen den Anforderungen standhält. Es gibt etwa mechanische und elektronische Tests. Auch müssen die Mannschaften die Kosten ihrer Konstruktionen vorstellen und diese verteidigen. Beim Erklären, wie das Auto konstruiert worden ist, zeige sich, „wie viel Hintergrundwissen bei den Teams vorhanden ist“.

Nur die Teams, die die theoretischen Prüfungen bestehen, dürfen gegen Ende der Woche in den Rennen starten. „Das ist wie beim TÜV“, sagt Bauer. „Wer keinen TÜV bekommt, der fährt auch nicht.“ Für jede Disziplin - sowohl im statischen als auch im dynamischen Bereich - bekommen die Mannschaften Punkte, wodurch sich am Ende ein Gesamtklassement ergibt.

Technische Feinheiten machen den Unterschied: Bei der Formula Student geht es auch darum, selbst gebaute Motoren und Maschinen zu testen. © FormulaStudentGermany

Etwa 280 000 Euro habe die Entwicklung des DHBW-Rennwagen Emma gekostet, hatten die Konstrukteure Ende Juni mitgeteilt. Geld, das Studentinnen und Studenten über Sponsoren aufgetrieben haben. Was bringt die Teilnahme an der Formula Student den jungen Erwachsenen - neben der sportlichen Herausforderung - für ihr Studium? „Wir lernen vieles, was wir im eigentlichen Studium nicht lernen“, sagt Klotz, die Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Die Serie verbinde technische Aspekte mit Marketing und Sponsoring. So erweiterten Studentinnen und Studenten ihren Horizont über Vorlesungsinhalte hinaus. „Wir können Inhalte aus dem Studium in der Formula Student praxisnah umsetzen und haben auch die Möglichkeit, uns namhaften Firmen zu präsentieren“, erklärt Bauer, der sein Wirtschaftsingenieurwesen-Studium derzeit für ein Praxissemester unterbricht. Das Praktikum bei einem großen Stuttgarter Autobauer sei auch über in der Rennserie geknüpfte Kontakte entstanden.

Ziel: In allen Disziplinen starten

Die Mannheimer Teams haben in Hockenheim fast ein Heimspiel. In der Favoritenrolle sehen sich Delta Racing und Cure aber bei Weitem nicht. „Wir wollen im Mittelfeld solide abschneiden“, lautet die Zielsetzung für Delta Racing. Schließlich sei in Hockenheim die absolute Weltspitze am Start. Mit großen Playern, etwa der Universität Stuttgart als Branchenprimus, könnten sich Hochschulen nur schwer messen. „Was technische und finanzielle Möglichkeiten angeht, ist das unrealistisch“, sagt Bauer.

Ganz unabhängig von der Platzierung will Delta Racing ein anderes Ziel erreichen. „Wir wollen in allen Disziplinen fahren und auf der Strecke sein.“ Diese Zielsetzung hat auch Cure. „Wir wollen alles bestehen und haben die Probleme, die wir bei den letzten Events gehabt haben, hoffentlich behoben“, sagt Klotz, die außerdem auf Unterstützung durch das Publikum hofft. „Es ist sehr beeindruckend, was die Mannschaften auf die Beine gestellt haben.“

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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