Bildung

Startklar: Das ist der neue Rennwagen aus der Studierenden-Werkstatt der DHBW

"Emma" ist fertig für die Rennstrecke. Den Boliden haben Studierende der DHBW in Mannheim entwickelt. Zwei Besonderheiten zeichnen ihn aus.

Von 
Sebastian Koch
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Lang ersehnter Moment: Nils Starbaty und Maren Klotz enthüllen das Rennauto „Emma“, das etwa 80 Studentinnen und Studenten selbst gebaut haben. © Christoph Blüthner

Mannheim. Die schwarze Decke umhüllt die Silhouette des Rennwagens. Auf der Bühne, hinter einem Pult, stehen die Verantwortlichen - und bedanken sich mehr als einmal bei ihrem Team und selbstverständlich bei den zahlreichen Sponsoren, die das Projekt überhaupt ermöglicht haben. Ein wenig erinnert die Szenerie an die Vorstellung eines Modells von einem Formel-1-Rennstall.

Auf der Bühne stehen aber weder Weltmeister Max Verstappen noch Lewis Hamilton oder Charles Leclerc. Auch von Sebastian Vettel oder Mick Schumacher ist nichts zu sehen. Stattdessen präsentieren Maren Klotz und Nils Starbaty den Rennwagen, den sie mit etwa 80 weiteren Studentinnen und Studenten der Dualen Hochschule (DHBW) in Mannheim entwickelt haben. Die Autos haben ihren festen Platz im Programm der DHBW: „Emma“ ist bereits der fünfte Wagen, den der studentische Verein Cure Mannheim, der in diesem Jahr zehn Jahre alt wird, präsentiert. Wie ihre Vorgängerin Eva fährt Emma nicht nur elektrisch, sondern auch autonom - also ohne Fahrerin oder Fahrer.

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Das Ergebnis, das Klotz und Starbaty präsentieren, ist beeindruckend: Ein Auto, das Studenten und Studentinnen mit dem durch ihr Studium erworbenen Fachwissen konstruiert und gebaut haben und das, zumindest optisch, mit einem Formel-1-Wagen durchaus mithalten kann. In diesem Jahr wird „Emma“ bei Wettbewerben in der Schweiz, in Österreich und in Ungarn an den Start gehen. „Unzählige Nachtschichten“ habe das aus nahezu allen Studienrichtungen der DHBW Mannheim besetzte Team gemeinsam in der Werkstatt verbracht, erklärt Starbaty. Und so ist während der Vorstellung auch immer der Stolz nahezu greifbar.

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Viel Wissen erworben

Kein Wunder: Schließlich liegen hinter den jungen Erwachsenen nicht nur arbeitsintensive Monate, sondern auch solche mit vielen Hindernissen und Unwägbarkeiten. „Wenn wegen Corona niemand in die Werkstatt kann, verliert das Team auch ein bisschen seine Motivation“, erinnert sich Asami Schott, Teamleiterin Powertrain, an schwierige Momente in der Entwicklung von „Emma“. „Und im Vergleich zur letzten Saison hatten wir zum Beispiel bei Motoren die doppelte Lieferzeit.“

Etwa 280 000 Euro habe die Entwicklung des 185 PS-starken und 220 Kilogramm schweren Wagens gekostet. „Da bekomme ich auch einen Bugatti“, sagt DHBW-Rektor Georg Nagler im Scherz, um auch Sponsoren von der Wichtigkeit ihres Engagements zu überzeugen. Denn das Geld, das zeigt die Vorstellung, wird in mehr als nur in das Auto investiert: Für die Studentinnen und Studenten ist das Projekt beim Erlangen von Kompetenzen förderlich. „Ich habe eine wahnsinnige Breite an Wissen über Bereiche mitgenommen, die ich eigentlich gar nicht studiert habe“, erklärt Martina Scheffler, die das Team für das autonome System leitete. „Das wird mir für die Zukunft viel bringen.“

Wettbewerbe in drei Ländern

Nun geht es darum, das Geld im sportlichen Sinne auf die Strecke zu bringen. „Emma“ wird, wie die Vorgänger-Modelle auch, in der Formula Student an den Start gehen. Die Rennserie ist ein Konstruktionswettbewerb, an dem jährlich Universitäten und Hochschulen aus der ganzen Welt teilnehmen - die DHBW Mannheim ist Stammgast in der Serie. Waren die Rennwagen in den ersten Jahren von Top-Platzierungen noch entfernt - Cure belegte Platzierungen um die 20 -, ging die Kurve zuletzt stark nach oben: In der Pandemiesaison 2021 kam das Modell „Eva“ in allen drei Rennen unter die besten zehn. Und was ist mit Emma möglich? „Wir sind motiviert, in der Schweiz, in Österreich und in Ungarn unser Bestes zu geben und mit einem erfolgreichen Ergebnis die Saison zu beenden“, erklären die Studentinnen und Studenten, ohne eine Platzierung als Ziel auszugeben.

Nagler jedenfalls sieht im Modell „Emma“ ein Ziel des dualen Studiums schon erreicht. „Wir wollen nicht nur erzählen, wie es geht. Sie sollen auch selbst machen, lernen und erfahren, wie etwas in der Praxis Realität wird“, sagt er den Konstrukteurinnen und Konstrukteuren. „Sie sollen die Autos bauen, mit denen wir erfolgreich sind und auf die wir stolz sind.“ Für die DHBW, das wird bei Naglers Rede klar, ist die Projektserie ein wichtiger Bestandteil der eigenen Identität. So ist Cure nach dem Alumniverein der zweitgrößte Verein innerhalb der Dualen Hochschule. „Aus gemeinsamen Projekten werden gemeinsame Erfahrungen und es entwickelt sich der Teamspirit.“ So würden Alumni die Entwicklerteams besuchen, um ihre gemachten Erfahrungen weiterzugeben. Je mehr Absolventinnen und Absolventen kämen, desto mehr würde das zeigen, dass es wert sei, das Projekt fortzuführen. „Wir zeigen, dass es in der Region eine Hochschule gibt, die Konkurrenzfähiges bauen kann“, erklärt der Rektor.

Wie konkurrenzfähig Emma ist, und ob sich das autonom fahrende Auto auf der Strecke zurechtfindet, das zeigt sich in den kommenden Wochen: Vom 13. bis 17. Juli gastiert die Formula Student in der Schweiz, ehe die Wettbewerbe auf den Traditionsstrecken der Formel 1 in Spielberg/Österreich (24.-28. Juli.) und auf dem Hungaroring in Ungarn (8.-12. August) anstehen. Vielleicht bekommt da ja doch noch ein Formel-1-Fahrer Emma zu Gesicht.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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