Bevölkerungsprognose

Wie sich Mannheims Einwohnerzahl bis 2044 entwickelt

Mannheims Einwohnerzahl befindet sich auf einem Rekordhoch und wird in den nächsten 20 Jahren weiter deutlich wachsen, wenn auch nicht so stark wie in den zwei Dekaden davor. Zudem wird die Bevölkerung älter.

Von 
Kai Plösser
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Die Kommunale Statistikstelle in Mannheim geht in ihrer Bevölkerungsprognose von einer Steigerung der Einwohnerzahl aus. © Christoph Blüthner

Mannheim. Mannheim wächst in den kommenden 20 Jahren weiter – und das deutlich. Gleichzeitig werden die Bürgerinnen und Bürger im Durchschnitt älter. Das geht aus der Bevölkerungsprognose für 2044 der Kommunalen Statistikstelle der Stadt hervor, die am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats vorgestellt wird. Ein Überblick.

Wie hoch ist die aktuelle Einwohnerzahl Mannheims und was wird für 2044 prognostiziert?

Mannheim hat mit Stand der Zahlen vom 31. Dezember des vergangenen Jahres 328.647 Einwohner, die ihren Hauptwohnsitz in der Quadratestadt haben. Das ist ein neuer Höchstwert. Wie in den fünf vorherigen Bevölkerungsprognosen erwarten die Statistiker für die kommenden 20 Jahre ein Bevölkerungswachstum. Demnach wird bis 2044 mit 337.966 Einwohnern gerechnet. Das sind 9.349 mehr, was ein Plus von 2,8 Prozent macht. Das liegt aber unter dem Trend der vergangenen 24 Jahre, in denen Mannheim um 9,8 Prozent gewachsen ist.

Was sind die Gründe für den prognostizierten Bevölkerungszuwachs in Mannheim?

„Das mit Ausnahme des Pandemiejahrs 2020 starke Bevölkerungswachstum der jüngeren Vergangenheit wird sich dabei in den nächsten Jahren – ermöglicht auch durch größere Wohnbauvorhaben – weiter fortsetzen, ab dem Jahr 2032 aber deutlich schwächer ausfallen“, heißt es in der Prognose. Das Wachstum ist vor allem durch die positiven Wanderungsbewegungen begründet. Wie in der Vergangenheit gibt es deutlich mehr Zuzüge nach Mannheim von außerhalb als Fortzüge aus der Stadt. Das kann den schon seit Jahren bestehenden negativen Saldo aus Geburten- und Sterbezahl, also die natürlichen Bevölkerungsbewegungen, nicht nur ausgleichen, sondern lässt Mannheim auch wachsen.

Weiterhin relevant seien laut der Statistik die Wohnbaupotentiale im Rahmen der Konversion ehemaliger Militärflächen. „Diese können nicht nur Zuzugsanreize setzen, sondern möglicherweise auch den negativen Wanderungssaldo junger Familien, der insbesondere mit dem Mannheimer Umland besteht, abschwächen“, sagen die Statistiker. Bestes Beispiel dafür ist Mannheims neuester Stadtteil Franklin. 45 Prozent mehr Einwohner werden dort bis 2044 erwartet. Auch im Stadtteil Luzenberg könnte durch die Entwicklung des Geländes der Spiegelfabrik viel neuer Wohnraum entstehen. Somit wird hier mit einem deutlichen Bevölkerungswachstum von 26,1 Prozent gerechnet.

Wie stellt sich die Entwicklung in den einzelnen Mannheimer Stadtteilen dar?

Die erwartete Bevölkerungsentwicklung unterscheidet sich in den einzelnen Stadtteilen stark. 22 Stadtteile verzeichnen zumindest ein geringfügiges Wachstum, vier Stadtteile stagnieren und zwölf sind von Verlusten betroffen.

Die Bevölkerungsprognose von 2024 bis 2044 für die einzelnen Mannheimer Stadtteile (in Prozent) im Plusbereich. © MM-Grafik

Besonders der Norden verzeichnet laut der Prognose einen Zuwachs. Die beiden oben genannten Stadtteile Franklin und Luzenberg sind dabei mit Abstand die Spitzenreiter. Knapp zweistellig ist das erwartete Wachstum in Waldhof-Ost (+10,5 Prozent) sowie in der Neckarstadt-Nordost (+10,3), die ebenso wie das klar überdurchschnittlich wachsende Käfertal-Süd (+8,6) von der Umwandlung ehemaliger Militär- zu Wohnflächen geprägt sind. Weiterhin deutlich über dem Mannheimer Durchschnitt (+2,8) liegt die Bevölkerungsentwicklung in den ebenfalls im Norden gelegenen Stadtteilen Sandhofen-Nord (+6,3), Schönau-Süd (+6,2), Sandhofen (+4,8) und Sonnenschein (+4,5) sowie im Südosten in Pfingstberg (+6,4) und Neuostheim (+4,8).

Das Schlusslicht bildet hinter der Hochstätt (-3,5) und Rheinau-Süd (-3,9 Prozent) der Stadtteil Waldhof-West (-5,9). „Insbesondere die geplante enorme Wohnbauentwicklung im benachbarten Stadtteil Luzenberg (Spiegelfabrik) wirkt sich auch auf Waldhof-West aus“, heißt es in der Prognose. Auch die Stadtteile Almenhof, Gartenstadt, Käfertal-Mitte, Niederfeld, Speckweggebiet, Neuhermsheim und Wallstadt müssen mit Verlusten von mehr als zwei Prozent rechnen.

Die Bevölkerungsprognose für die einzelnen Mannheimer Stadtteile (in Prozent) im Minusbereich. © MM-Grafik

Wie entwickeln sich voraussichtlich die Altersgruppen in Mannheim?

Mannheim wird laut der Prognose bis 2044 altern. Zwar nimmt die Einwohnerzahl dabei in den meisten Altersklassen zu. Doch entfällt praktisch das komplette Gesamtwachstum der Stadt von 9.349 Einwohnern vor allem auf die Gruppe der Älteren. So steigt die Gruppe der 65- bis unter 80-Jährigen etwa um 6.045 Einwohner (+14,5). Die Zahl der 80-Jährigen und Älteren wächst bis 2044 voraussichtlich um 3.675 (+18,6). Auch die Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen nimmt zu (+2,2) während die unter 18-Jährigen fast stagnieren (+0,1). Rückgängig sind die Altersgruppen der 25- bis 35-Jährigen (-1,1) sowie die der 35- bis 65-Jährigen (-0,4).

Allerdings folgen nicht alle Stadtteile diesem gesamtstädtischen Trend in der Altersentwicklung. Während etwa auf Franklin eine deutliche Alterung zu erwarten ist, wird sich die Vogelstang voraussichtlich verjüngen.

Wie hat sich die Einwohnerzahl und das Alter in Mannheim zuletzt entwickelt?

Seit 2001 ist die Bevölkerung um 29.274 Personen gestiegen (+9,8). Nachdem die Bevölkerungsentwicklung zwischen 2002 und 2006 um 1.160 Personen auf 298.476 gesunken war, nahm sie danach stetig zu, sodass sie im Jahr 2019 mit 320.792 Personen einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Nach einem kleinen Rückgang um 792 Personen im Pandemiejahr 2020 stieg die Bevölkerung bis Ende 2024 wieder an.

Auch das Durchschnittsalter der Stadtbevölkerung ist den vergangenen 20 Jahren gestiegen – insgesamt um neun Monate. Zwar gab es deutliche Zuwächse bei Ein- bis Zehnjährigen sowie 18- bis 35-Jährigen. Dies war aber ebenso bei den 50- bis 60-Jährigen der Fall.

Prägendes Ereignis für Mannheim Bevölkerungsentwicklung in den vergangenen Jahren war neben der Konversion der seit Februar 2022 stattfindende Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die dadurch ausgelösten Fluchtbewegungen. Ende 2024 lebten rund 4.500 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit in Mannheim, die nach Kriegsbeginn in die Stadt kamen.

Gibt es Prognosevarianten für die Bevölkerungsentwicklung?

Die kommunale Statistikstelle hat zusätzliche Prognosevarianten auf Basis zweier unterschiedlicher hypothetischer Annahmen über die zukünftige Entwicklung der Außenzuwanderung aufgestellt. Alle übrigen Annahmen bleiben dabei erhalten.

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Solle der Trend der jährlich wachsenden Zuzüge in die Stadt in gesteigerter Form erhalten bleiben und sich diese auf einem höheren Niveau einpendeln (ausgegangen wird von vier Prozent), würde die Bevölkerung bis 2044 auf 247.300 Einwohner zunehmen (+5,7). Der jährliche Zuwachs verlangsamt sich dabei kontinuierlich und steigt erst Ende der 2030er Jahre wieder an.

Im zweiten Fall wird angenommen, dass die jährlich wachsenden Zuzüge in abgeschwächter Form erhalten bleiben, sie pendeln sich also auf einem niedrigeren Niveau ein (ausgegangen wird von einem um vier Prozent geringeren Außenzuzug). Hierbei würde eine Einwohnerzahl von 328.746 erwartet, das Bevölkerungswachstum stagniert also fast.

Wieso das Ganze und wie wird dabei vorgegangen?

Die alle zwei Jahre veröffentlichte Bevölkerungsprognose gilt als Grundlage der kommunalen Planung, etwa beim Bau von Kindergärten, Parkhäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen und leitet aus den Bestandszahlen der Vergangenheit ihre Vorhersagen über die künftige Entwicklung ab. Sie wird immer für zwei Jahrzehnte angelegt. Bei der Prognose wird davon ausgegangen, dass alle Einflussfaktoren so bleiben, wie sie in den zwei Dekaden waren. Gegebenenfalls werden die Daten geglättet, was etwa für die Zugezogene aus der Ukraine gilt, die aus der Rechnung herausgenommen wurden. Folgende Daten wurden für die Bevölkerungsprognose 2044 verwendet:

• Ausgangsbevölkerung 31. Dezember 2024

• Bestandszahlen 2018 bis 2024

• Geburten 2019 bis 2024

• Sterbefälle 2019 bis 2024

• Binnenumzüge 2019 bis 2024

• Außenfort- und -zuzüge 2019 bis 2024

Es wird darauf hingewiesen, dass die Prognose an Aussagekraft verliert, wenn die Bevölkerungszahl zu gering ist, um zuverlässige statistische Berechnungen durchzuführen. In Teilräumen mit weniger als 5.000 Gemeldeten sind die Prognosen daher mit besonderer Vorsicht zu betrachten. Zehn Stadtteile sind davon betroffen: Pfingstberg, Sandhofen-Nord, Speckweggebiet, Neuostheim, Hochstätt, Luzenberg, Sonnenschein, Waldhof-West, Schönau-Süd und Neuhermsheim.

Redaktion

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