Mannheim. Grüne Oase statt graue Betonwüste: Die Stadt Mannheim will in Zukunft in der Innenstadt mehr Wert auf Fassadenbegrünungen legen. Damit will sie einerseits die Aufenthaltsqualität in der City erhöhen und anderseits etwas zum Klimaschutz beigetragen.
„Die Innenstadt ist ein Ort, den man weiterbeleben muss, den man als Aufenthaltsort weiterentwickeln möchte. Genau da spielt Grün eine wichtige Rolle“, sagt Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) im FutuRaum in der Plankenhofpassage. Doch soll die Fassadenbegrünung nicht nur ein Hingucker sein. Vor allem soll damit auch der Hitze der Kampf angesagt werden.
Klimawandel sorgt für höhere Temperaturen in Mannheim
„Ein Thema der Innenstadt ist, dass sie heiß ist im Sommer“, betont Pretzell bei dem Pressegespräch. Begründet sei das durch das Klima, aber auch durch die Bauweise der Quadrate und die starke Versiegelung. Asphalt und Beton dominieren das Bild in der Innenstadt. 86 Prozent der Fläche sind nach einer Erhebung der Stadt und des FutuRaums, eines vom Bund geförderten Projekts für die Stadtentwicklung, bebaut. Das wirkt sich auf das Mikroklima in einem der heißesten Stadtteile Mannheims aus.
Wettbewerb als Startschuss für grünere Mannheimer Innenstadt?
Pretzell wünscht sich deswegen, die Quadratestadt künftig zu einer so genannten Schwammstadt zu entwickeln, wie sie sagt. Dies „ist ein Konzept der Stadtplanung, das versucht, sich dem natürlichen Wasserkreislauf in Städten wieder anzunähern. Anfallendes Regenwasser soll lokal aufgenommen und gespeichert werden, indem sich die Stadt mithilfe unterschiedlicher Maßnahmen ,vollsaugt wie ein Schwamm’“, heißt es auf der Webseite des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland).
Kann Mannheim zur Schwammstadt werden?
Fassadenbegrünungen könnte demnach der Weg zur Schwammstadt ebnen. Die Verdunstungskühle sowie Wärme-, Kälte, und Windisoliereigenschaften der Pflanzen würden zu einer Verbesserung des Mikroklimas sorgen.
Wettbewerb zur Fassadenbegrünung
- Eingereicht werden können Projekte von unbegrünten Fassaden in der City (Fressgasse, Kunststraße, Planken, Breite Straße, Teile der Quadrate G und H), die gut einsehbar sind.
- Infoveranstaltung: 6. Juni, 17.30 Uhr, im FutuRaum (P6, 10). Anmeldung bis 4. Juni.
- Antragsunterlagen sind bis 31. August einzureichen. Im Anschluss entscheidet eine Jury über die Gewinner.
- Teilnahmebedingungen und weitere Infos: klima-ma.de/wettbewerb-die-city-macht-platz-fuer-gruenes
„Der Begriff Schwammstadt zeigt, worum es geht: darum, Wasser zu binden, welches abgegeben wird, wenn es heiß ist. Das kann insbesondere Grün sehr gut“, sagt Pretzell und erklärt: „Wenn man es an Häusern nutzt, ist es ein Dämmstoff. Es ist ein Schutz gegen Sonne, Wind und Wasser.“
Fassadenbegrünungen würden das Innenraumklima verbessern, die Luftreinheit fördern, die direkte Umgebung abkühlen und die Biodiversität stärken. Als „Alleskönner“ bezeichnet Pretzell die Pflanzen an den Gebäuden. „Fassadenbegrünungen gehen immer.“ Es sei eine einfache Möglichkeit für die, die ihren Beitrag zu einer Schwammstadt leisten möchten.
Hausbesitzer können Preisgeld für mehr Grün bekommen
Nun soll ein Impuls gesetzt werden, um die Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer der Innenstadt zu mehr Grün an den Fassaden zu bewegen. Dazu hat die Stadt mit der Klimaschutzagentur und dem FutuRaum den Wettbewerb „Die City macht Platz für Grünes“ ausgerufen. Dabei winkt ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 60 000 Euro, das vom FutuRaum ausgelobt wird. Für den ersten Platz gibt es 30 000, der Zweitplatzierte bekommt 17 500 und der Dritte 12 500 Euro.
„Wir wollen motivieren, dass noch mehr Menschen begrünen. Darauf zielt der Wettbewerb ab“, erläutert Pretzell. Vorbildcharakter sollen die drei Gewinnerprojekte also haben.
Es geht nicht darum, das Klima in Mannheim in den nächsten sechs Monaten drastisch zu ändern. Wir wollen ein Zeichen setzen: Es braucht mehr Fassadenbegrünung
„Es geht nicht darum, das Klima in Mannheim in den nächsten sechs Monaten drastisch zu ändern. Wir wollen ein Zeichen setzen: Es braucht mehr Fassadenbegrünung“, sagt Marianne Crevon, Kaufmännische Leiterin der Klimaschutzagentur. Dabei scheint der Trend dazu in Mannheim zu steigen: „Man merkt, dass wir immer mehr Anträge bekommen“, betont Crevon. Seit 2016 fördert die Stadt Fassaden- und Dachbegrünungen der Bürger in hitzebelasteten Gebieten. 144 Projekte mit insgesamt 12 500 Quadratmetern Begrünung seien nach Angaben Pretzells seitdem gefördert worden.
Fassadenbegrünungen in Mannheimer Innenstadt „kein Selbstläufer“
Doch es könnte natürlich mehr sein. Insbesondere die Innenstadt biete dafür viel Potenzial, so Crevon. Doch das Vorhaben sei kein Selbstläufer. „Die Zielgruppe Eigentümer in der Innenstadt ist nicht so leicht zu erreichen“, betont Crevon. Mit dem Wettbewerb soll sich das möglichst ändern. „Wir wollen das Thema platzieren und die Chance nutzen, es breit zu kommunizieren. Wir hoffen auf einen Effekt.“
Ähnlich wie Crevon äußert sich der Beauftragte von Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) für die Innenstadtentwicklung, Petar Drakul: „Wir werden mit den drei Fassaden nicht das Klima umdrehen in der Stadt. Aber es ist vielleicht etwas, das eine Dynamik erzeugen kann.“ Ins Bewusstsein der Menschen solle das Thema gelangen - und der Wettbewerb dafür das Mittel zum Zweck sein: „Wir wollen zeigen: Macht was an der Fassade, ihr habt Möglichkeiten.“
Crevon verdeutlicht in dem Zusammenhang, dass es nicht immer teuer und aufwendig sein muss: „Es gibt einfache Projekte, bei denen man mit Kübeln und Rankhilfen schon einiges erreicht.“
In der Vergangenheit habe die Stadt viel für ein grüneres Mannheim und somit für die Attraktivität sowie das Klima getan. Pretzell nennt als Beispiele das 1000-Bäume-Programm und den Grünzug Nordost. Auch auf das Förderprogramm für Gebäudebegrünungen verweist sie. Nun hofft die Stadt auf möglichst viele Teilnehmende beim Begrünungswettbewerb - und noch mehr Nachahmer. Es wäre „ein weiterer Schritt in Richtung grüne Oase Mannheim“, so Pretzell.
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