Mannheim. 16 Euro mehr im Monat für einen Ganztags-Kitaplatz: Das klingt zunächst nicht allzu spektakulär. Und dennoch sind es Beträge in dieser Größenordnung, die bei vielen Eltern das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Die jüngste, fünfprozentige Erhöhung der Kita-Gebühren der evangelischen Kirche, in Kraft getreten zum 1. März, hat schon im Vorfeld dafür gesorgt, dass der Elternbeirat der Kita Rastenburger Straße auf der Schönau initiativ geworden ist. Zumal die nächste Erhöhung um weitere fünf Prozent ab 1. September bereits feststeht.
„Alles auf unseren Rücken“: Unter diesem Titel hat der Beirat auf Instagram und im Web (www.aufunserenruecken.de) eine Kampagne gestartet, in dem er sowohl von evangelischer Kirche als auch Stadtverwaltung ein sofortiges „Umdenken“ fordert. Die „Notlage der Familien“ werde „nicht ernst genommen“. Bei schriftlichen Anfragen und Forderungen warte man „teils vergeblich auf Rückmeldungen“, so die Kritik an Verwaltung und Politik.
Kita Rastenburger Straße: Höhere Gebühren, gekürzte Öffnungszeiten
Die erneute Gebührenerhöhung bringe „unzählige Familien in eine finanzielle Notsituation“ und treffe „Eltern in Mannheim schwer“, heißt es auf der Webseite - „insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Leistungseinschränkungen aufgrund von Öffnungszeitenreduktionen und Personalmangel“.
Das trifft aktuell auch die Eltern in der Rastenburger Straße. Fast zeitgleich mit der Erhöhung der Beiträge hat der Träger ihnen mitgeteilt, dass die täglichen Öffnungszeiten vorerst im März und April wegen der Personalsituation um eine Stunde gekürzt werden müssten. Das habe für zusätzliche Verärgerung gesorgt, berichtet Elternbeirätin Anna Gerber im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. Die Kritik richte sich ausdrücklich nicht an die Einrichtung und deren Team, von dem man „überaus begeistert“ sei.
Dass aber Eltern die Ausfallzeiten „kompensieren und abfangen“ müssten und zugleich „mit ständig steigenden Kosten belastet“ würden, sei ein Unding, heißt es auf der Webseite. In eine andere, günstigere Einrichtung zu wechseln, sei angesichts hunderter fehlender Kitaplätze „nahezu unmöglich“.
Eine Elternforderung an die evangelische Kirche lautet deshalb, auf weitere Beitragserhöhungen zu verzichten. Viel Hoffnung machen sich die Betroffenen allerdings nicht - zumal bei einem Treffen aller evangelischen Elternbeiräte mit der Kirchenverwaltung am 19. Februar von „jährlichen Erhöhungen“ über der Inflationsrate die Rede gewesen sei. „Es gibt keinen Automatismus, dass wir automatisch eine Erhöhung über der Inflationsrate durchführen werden“, sagte dazu Kirchendirektor Steffen Jooß dem „MM“ auf Anfrage.
Kita-Gebühren: Podiumsdiskussion und Demos geplant
Die aktuellen Erhöhungen zum März und September habe man sich „nicht leicht gemacht“, betont Jooß. Aber „mit dem derzeitigen Stand der Förderung durch die Stadt und mit den steigenden Lohn-, Sach- und Gebäudekosten“ sehe man „keine andere Lösung“. Seit der letzten Erhöhung im Januar 2023 seien „unsere Kosten weiter stark gestiegen“.
Dominik Bonaszewski vom evangelischen Gesamtelternbeirat versteht absolut, warum die Eltern auf die Barrikaden gehen. Natürlich wollten alle niedrigere Beiträge. Aber er hält auch die Argumentation der Kirchenverwaltung für nachvollziehbar. Grundproblem sei die „unfaire“ Förderung der freien Träger durch die Stadt. Das zur Verfügung gestellte Geld reiche bei weitem nicht - angesichts der Tatsache, dass die Bereitstellung von genügend Kitaplätzen Pflichtaufgabe der Stadt sei. Zwar ist die Verwaltung den freien Trägern in der Vergangenheit entgegenkommen. So stiegen zum 1. Januar 2023 die Förderung der laufenden Kosten und Anfang dieses Jahres die Zuschüsse für Kita-Bauprojekte. Aber sowohl die Träger selbst als auch viele Politiker äußerten große Zweifel, dass das ausreiche.
Die Diskussion wird wohl in den kommenden Wochen - nicht zuletzt angesichts der nahenden Kommunalwahlen - noch einmal Fahrt aufnehmen. Bonaszewski kündigte bereits an, der Gesamtelternbeirat wolle eine Podiumsdiskussion und Demos organisieren.
Eltern von Kitas freier Träger sind überproportional von Gebührenerhöhungen betroffen. In städtischen Einrichtungen stiegen die Beiträge erstmals seit 2018 im September 2023, die nächste Erhöhung ist für September 2025 geplant. Die katholische Kirche erhöhte in dieser Zeit drei Mal, die evangelische sechs Mal.
Anstieg auch bei Katholiken?
Die Kampagne der Schönauer Eltern sei dort denn auch auf große Resonanz gestoßen, berichtet Anna Gerber. Es gebe „sehr viele Eltern, die sich anschließen wollen“ oder eigene Initiativen planten. Auch mit Eltern einer katholischen Einrichtung stehe man in Kontakt.
Von dort könnten sich bald noch deutlich mehr Betroffene melden. Denn in der Katholischen Gesamtkirchengemeinde laufen derzeit Gespräche über die Kita-Beiträge, wie Sprecherin Cordula Schuhmann mitteilt. Ob und wann die Gebühren erhöht werden - dazu gibt es noch keine Auskunft. Nur so viel:„Vor Ostern werden alle Eltern über den aktuellen Sachstand informiert.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-wie-mannheimer-eltern-gegen-hoehere-kita-gebuehren-protestieren-_arid,2184507.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/schoenau.html
[2] https://aufunserenruecken.de/
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar So geht es bei den Kita-Gebühren in Mannheim nicht weiter