Mit 399 Euro für einen Ganztags-Krippenplatz ist Mannheim bundesweit eine der teuersten Städte. Das zumindest stellt eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) fest. Aber die Autoren betonen zugleich, dass sich die erhobenen Zahlen in 82 Großstädten kaum vergleichen lassen. Grund: die von Bundesland zu Bundesland oder gar von Stadt zu Stadt völlig unterschiedlichen Fördersysteme.
Das eigentliche Problem, das in Mannheim derzeit hohe Wellen schlägt, ist nicht der negative Beinahe-Spitzenplatz. Viel gravierender ist die Unterschiedlichkeit der Gebühren zwischen den 55 städtischen Einrichtungen - ein knappes Drittel aller - und denen freier Träger.
Bleiben wir beim Beispiel Ganztags-Krippenplatz. Die vom IW genannten 399 Euro gelten für städtische Krippen. Eltern von katholischen Betreuungsstätten zahlen dafür satte 484 Euro, in evangelischen Krippen werden nach der jüngsten Erhöhung gar 531 und ab September 557 Euro fällig. Darüber hinaus gibt es noch weitere Anbieter, die deutlich mehr verlangen.
Was ist der Grund dafür? Den freien Trägern laufen die Kosten davon. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, sind sie gezwungen, die Eltern immer kräftiger zur Kasse bitten. Bei aller Kritik: Die meisten Anbieter erhöhen Gebühren nicht, um Gewinne zu maximieren. Sondern um ihre Kosten zu decken oder zumindest die Verluste zu begrenzen. Die Stadt hat ganz andere Möglichkeiten: Sie kann die Kita-Ausgaben über den Gesamthaushalt auffangen und so mit niedrigeren Gebühren arbeiten.
Das Gebot der Stunde ist, die Förderung freier Träger deutlich zu erhöhen. Denn sie nehmen der Stadt eine ganz zentrale Aufgabe ab, für die die Kommune allein zuständig ist: die Sicherstellung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz. Zwar ist die Stadt den anderen Anbietern in den vergangenen Jahren mehrfach entgegengekommen - mit höheren Zuschüssen sowohl für den laufenden Betrieb als auch für Bauprojekte. Aber es zeigt sich ja jeden Tag aufs Neue, dass das bei weitem nicht reicht.
Im Gegenteil: Die Schere zwischen städtischen und freien Einrichtungen wird wohl bald noch weiter auseinandergehen. Während die Stadt ihre Gebühren erst im September 2025 wieder anpasst, ist auch in katholischen Einrichtungen eine Erhöhung der Elternbeiträge zu erwarten. Nach allem, was man hört, könnte der Aufpreis recht kräftig sein.
Die Zwei-Klassen-Gesellschaft, die es unter Eltern schon lange gibt, verfestigt sich immer mehr. So geht es nicht weiter.
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