Energie

Mannheims Fernwärmenetz vor dem Ausbau

Durch die Debatte um das "Heizungsgesetz" fragen sich immer mehr Mannheimerinnen und Mannheimer: Brauche ich demnächst eine neue Heizung? Für viele könnte Fernwärme die Antwort sein. Denn das Netz soll ausgebaut werden

Von 
Martin Geiger
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Mannheim. Bei diesem Wetter sollte man meinen, dass niemand an seine Heizung denkt. Dennoch dürften das viele in der Stadt tun. Denn zum 1. Juli steigt der Preis für Fernwärme deutlich. Gleichzeitig wird durch die Debatte um das „Heizungsgesetz“ die Frage immer drängender: Wer wird künftig an das Fernwärmenetz angeschlossen? Und wer muss sich im Fall der Fälle um eine alternative Wärmeversorgung bemühen? Ein Überblick.

Um wie viel teurer wird die Fernwärme?

Die MVV erhöht den Verbrauchspreis pro Kilowattstunde von 6,18 auf 8,67 Cent – also um 40 Prozent. Ein Beispiel-Haushalt mit drei Personen und einem jährlichen Verbrauch von 9600 Kilowattstunden zahlt laut Unternehmen so künftig 1129 Euro anstatt bislang 878 Euro.

Warum wird die Fernwärme teurer?

Die MVV berechnet den Verbrauchspreis laut eigenen Angaben nach einer festen Formel. Die wesentlichen Faktoren dabei sind: der Kohlepreis, der Lohnindex, der Gaspreis und – etwas geringer gewichtet – der Heizöl- und Strompreis. Praktisch alle Werte sind im vergangenen Jahr – wo laut MVV die Rohstoffbeschaffung stattfand – gestiegen. Der durchschnittliche Kohlepreis laut Grosskraftwerk Mannheim (GKM) etwa fast auf das Zweieinhalbfache. So erhöht sich auch der Fernwärmepreis. Der MVV zufolge wäre er sogar um 1,48 Cent höher ausgefallen, wenn sie nicht für Erdgas, Strom und Heizöl die Werte von 2021 angewendet hätte, um den Anstieg abzufedern.

Was kostet Fernwärme in anderen Städten?

Nur zum Vergleich: In Heidelberg verlangen die Stadtwerke pro Kilowattstunde 11,49 Cent. Bei einem jährlichen Verbrauch von 9600 Kilowattstunden käme man damit – ohne die staatliche Preisbremse – auf 1584 Euro: also 450 Euro mehr als bei der MVV. In Schwetzingen muss dieser beispielhafte Drei-Personen-Haushalt, wiederum ohne staatlichen Deckel, 1493 Euro bezahlen: 360 mehr als in Mannheim. Denn dort verlangen die Stadtwerke 10 Cent pro Kilowattstunde.

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Was bringt mir der staatliche Preisdeckel?

Kurz gesagt: gar nichts. Denn er greift erst ab einem Wert von 9,5 Cent pro Kilowattstunde. Da aber auch der neue MVV-Tarif unter diesem Wert liegt, profitieren die Mannheimerinnen und Mannheimer nicht von der Wärmebremse.

Welche Stadtteile sind an das Fernwärmenetz angeschlossen?

Relativ viele: Zwei Drittel aller Haushalte in der Stadt werden bereits so geheizt. Darum haben in Mannheim lediglich rund ein Viertel der Haushalte eine Gasheizung.

Welche Gebiete werden künftig angeschlossen?

Das steht noch nicht fest. Zwar hat die MVV bereits angekündigt, dass sie das Netz verdichten und ausbauen will. Darum erarbeitet das Unternehmen seit mehr als einem Jahr ein Konzept dafür. Die Ergebnisse sollen allerdings erst in der zweiten Jahreshälfte vorgestellt werden. Im Frühjahr 2022 hatte die MVV verlauten lassen, dass insbesondere die Rheinau, Feudenheim und Seckenheim dabei im Fokus stünden.

Warum dauert es so lange, bis der Ausbauplan vorliegt?

Dazu sagt die MVV: „Aufgrund der Komplexität des Projekts setzen wir unter anderem einen digitalen Zwilling ein, mit dem verschiedene Szenarien simuliert werden.“ Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen seien, informiere man. Zudem weist die MVV darauf hin, dass die Rahmenbedingungen noch nicht eindeutig festgelegt seien, da die Bundesregierung noch am Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung arbeite.

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Wie wird die Fernwärme aktuell erzeugt?

Hauptsächlich durch die Verbrennung von Steinkohle im GKM. Es produziert mehr als zwei Drittel des jährlichen Bedarfs. Seit 2020 liefert auch das Müllheizkraftwerk auf der Friesenheimer Insel einen Teil.

Wie soll die Fernwärme künftig erzeugt werden?

Ab 2030 will die MVV sie klimaneutral herstellen – also ohne die Kohleblöcke des GKM. Wobei Kritiker stets anmerken, dass das Müllheizkraftwerk ebenfalls CO2 ausstößt. Möglich werden soll dies durch einen Mix aus Anlagen. Das Biomassekraftwerk auf der Friesenheimer Insel wird wohl im Herbst 2024 ans Netz angeschlossen. Damit wäre der MVV zufolge dann etwa die Hälfte des Bedarfs gedeckt. Den Rest sollen bis zu sechs Geothermie-Anlagen, Flusswärmepumpen und eventuell eine Biomethan-Anlage oder ein weiteres Biomassekraftwerk liefern.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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