Mannheim. Manche Angebote kommen ganz spontan: Direkt nach der verhängnisvollen Messerattacke auf dem Marktplatz am 31. Mai, bei dem der Polizist Rouven Laur ums Leben kam, reagierte das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL). Die Regionalstelle Mannheim bot unter dem Titel „Der Messerangriff vom 31. Mai in Mannheim – Angriff auf unsere Demokratie?“ eine Veranstaltung an. Zwei Schulen nahmen das Angebot an.
Wie das ZSL aktuellen Entwicklungen begegnet, zeigt auch das Beispiel der Fortbildung „Shoah Education“ am 14. Juni im Marchivum und im Jüdischen Gemeindezentrum. Rund 50 Lehrkräfte holten sich dabei Anregungen und Ratschläge zum Umgang mit Antisemitismus.
„Besonders positiv war der Austausch mit den Vertretern der Jüdischen Gemeinde, der Ortswechsel, die sehr intensive Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema auf hohem Niveau, die persönlichen Stellungnahmen, die Vielfalt der gebotenen Zugänge“, äußerte sich danach eine Lehrkraft begeistert: „Es wäre wirklich sehr wünschenswert, wenn es mehr Veranstaltungen dieser Art geben würde.“
Umsetzung der Organisations-Reform von Kritik begleitet
Die beiden Angebote sind nur ein winziger Bruchteil dessen, was die Regionalstelle anbietet. Vor ziemlich genau fünf Jahren, im Juli 2019, ging sie in der Augustaanlage 67 an den Start, in dem Gebäude, in dem auch das Staatliche Schulamt residiert. Und sie hat seitdem ihr Fortbildungsportfolio kontinuierlich erweitert. Die Angebote hätten sich von 334 im Schuljahr 2019/20 auf 1111 drei Jahre später verdreifacht, heißt es in einer Pressemitteilung. Aktuellere Zahlen gibt es noch nicht, sie seien demnächst zu erwarten. Aber es zeichne sich jetzt bereits ab, dass mit einer weiteren Erhöhung sowohl der Angebote als auch Teilnehmerzahlen zu rechnen sei, so die Antwort auf eine Anfrage des „Mannheimer Morgen“.
Als Hauptaufgabe bezeichnet es die ZSL-Regionalstellenleiterin Elke Dörflinger, die rund 400 Schulen in Mannheim, Heidelberg, Rhein-Neckar- und Neckar-Odenwald-Kreis „dabei zu unterstützen, die Qualität von Unterricht und Schule zu sichern und zu verbessern“. Das betreffe sowohl die Schulentwicklung als auch Fort- und Ausbildung der mehr als 12 000 Lehrkräfte. „Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Beratung der Lehrkräfte und der Schülerinnen und Schüler durch unsere schulpsychologischen Dienste.“
Schwerpunkte der ZSL-Arbeit seien „die Basiskompetenzen der Schülerinnen und Schüler in Deutsch und Mathematik, digitales Lehren und Lernen, aber auch die Demokratiebildung“, ergänzt Dörflingers Stellvertreterin Christiane Triller: „Mit unseren Unterstützungen haben wir es in den letzten fünf Jahren geschafft, dass die Pädagoginnen und Pädagogen in der Region stets die neuesten Erkenntnisse und Strategien zur Unterrichtsentwicklung erhalten und die anstehenden bildungspolitischen Schwerpunkte in der Region umgesetzt werden.“
Landesweit war das ZSL als neue Behörde im März 2019 an den Start gegangen, ein paar Monate vor Eröffnung der Regionalstelle. Bis dato waren die Staatlichen Schulämter neben ihrer zentralen Rolle als Schulaufsicht auch für die Lehrerfortbildung zuständig.
Vor dem Hintergrund schlechter Ergebnisse bei Schulvergleichsstudien wollte die damalige Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) die Fortbildungsangebote für Lehrkräfte an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen bündeln. An dem von ihr so bezeichneten „Komplettumbau der Kultusverwaltung“ gab es zuvor und in der Gründungsphase zum Teil harsche Kritik. Die oppositionelle SPD befürchtete ein Desaster, die Bildungsgewerkschaft GEW bezweifelte die Funktionsfähigkeit und meinte, die Reform werden den aktuellen Herausforderungen an Schulen nicht gerecht.
Rektoren loben Vielfalt und schnelle Reaktion bei Anfragen
Inzwischen sind solche Stimmen kaum noch zu hören. Das ZSL, das eng mit Schulamt, Regierungspräsidium und anderen Regionalstellen zusammenarbeitet, hat sich etabliert und ist regional gut vernetzt. So gehören neben vielen anderen Marchivum, Universitäten, Stadtmedienzentren, Klimaarena Sinsheim, Staatliche Schlösser und Hopp Foundation zu den Kooperationspartnern bei der Lehrerfortbildung.
„Es hat eine Weile gedauert, bis wir als Schule und als Kollegium erfasst haben, was das ZSL uns alles anbietet“, sagt Andreas Baudisch, Rektor der Humboldt-Grundschule. Aber längst weiß er das „vielfältige Paket an Fortbildungen und Unterstützungsmöglichkeiten“ zu schätzen und ist „für diese Unterstützung und die kompetente Begleitung sehr dankbar“.
Als „zuverlässigen und wichtigen Partner für alle Lehrkräfte, Schulleitungen und Eltern“ sieht auch Benjamin Fuchs die Regionalstelle. Der Leiter der Kerschensteiner Gemeinschaftsschule auf der Schönau lobt neben den dortigen Fortbildungen die „hilfreichen Beratungs- und Coachingangebote“. Anfragen würden „unmittelbar beantwortet und Vorschläge bezüglich Fortbildungen werden dankbar entgegengenommen und zeitnah umgesetzt“.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Zentrum für Lehrerbildung Mannheim leistet hervorragende Arbeit