Tipps von Mannheimer Mediziner

Wie geeignet ist eine vegetarische Ernährung für Kinder?

Immer mehr Menschen ernähren sich fleischlos, immer häufiger wollen - oder sollen - das auch Kinder. Experten warnen: Es gibt dabei einiges zu beachten

Von 
Martin Geiger
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Lecker oder nicht? Vegetarisches Bio-Mittagessen in einer Kindergrippe. © Uwe Zucchi/dpa

Mannheim. Die Sache mit den Löwen funktioniert nicht mehr. Früher hatte der Kleine sich davon noch überzeugen lassen und brav sein Würstchen oder Schnitzel gemampft, wenn Mama oder Papa ihm erklärt haben, dass die Löwen doch auch Fleisch essen. Aber irgendwann zwischen dem sechsten und siebten Geburtstag hatte er plötzlich ein neues Argument parat: „Löwen haben auch nichts anderes zu essen. Wir haben aber ganz viele andere Sachen und können es uns aussuchen.“ Damit hat er uns mattgesetzt. Und seither lautet sein Motto: „Tiere sind meine Freunde. Und meine Freunde esse ich nicht.“

So dürfte es immer mehr Eltern ergehen, denn vegetarische Ernährung liegt im Trend. Aber kann man ein Kind so großziehen? Oder schadet das seiner Entwicklung? Und worauf muss man dabei achten?

Rüdiger Adam, Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Mannheimer Uniklinikums, kennt sich damit aus. Schließlich ist er der Leiter der Sektion Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung. Und er sagt: „Grundsätzlich ist eine vegetarische Ernährung gar nicht so schlecht.“ Denn Studien zeigten, dass diese Menschen im Schnitt gesünder seien. Sie litten beispielsweise seltener an Diabetes und hätten einen besseren Blutdruck.

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Mediziner: Fleischlose Ernährung nicht automatisch gesund

Doch Adam wäre kein Wissenschaftler, wenn er nicht differenzieren würde: „Kinder, die auf Fleisch und Fisch verzichten, aber dafür Eier und Milchprodukte essen, sind ganz gut versorgt“, sagt er. „Sie bekommen im Prinzip alle Nährstoffe, die man braucht.“ Fielen jedoch alle tierischen Produkte weg - wie es bei Veganern der Fall ist -, „muss ich einen guten Plan zum Ausgleichen haben“, erklärt der Oberarzt. Denn automatisch gesund sei eine fleischlose Kost nicht.

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Wer sich oder sein Kind so ernähre, enthalte dem Körper das Vitamin B 12. Auch die Mengen an Eisen, Omega-3-Fettsäuren und Zink seien etwa manches Mal zu gering. Darum rät Adam dazu, die Werte regelmäßig von einem Arzt kontrollieren zu lassen. Und bei Bedarf, beispielsweise durch Kapseln, den Mangel auszugleichen. Aber auch etwas anderes ist dem Mediziner ganz wichtig: „Man muss Kindern ein breites Essensangebot machen“, sagt er. „Vielfalt ist bei der Ernährung total wichtig.“ Und je mehr die Kleinen angeboten bekämen, desto mehr bleibe schließlich hängen. „Nur Pommes und Toastbrot geht nicht“, warnt Adam. Das sei auch schon früheren Generationen bewusst gewesen: „Die Oma, die früher immer gesagt hat: Du musst auch ein bisschen Obst und Gemüse essen, die hatte recht!“

„Nicht nur Käsespätzle!“ - bei der Kost ist Abwechslung gefragt

Peter Grimm, der Leiter der baden-württembergischen Sektion der der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), sieht das Ganze ähnlich. „Früher hat die DGE noch geschrieben: Kinder brauchen Fleisch“, erzählt er. Das sei inzwischen jedoch überholt. „Die Zeiten haben sich geändert. Und die Forschungsergebnisse auch.“

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Der Honorar-Professor an der Universität Hohenheim betont jedoch ebenfalls, dass man zwischen den fleischlosen Ernährungstypen differenzieren müsse: „Wenn Kinder außer Fleisch und Fisch alles essen und ein regelmäßiger Wechsel erfolgt, ist man auf der sicheren Seite“, sagt er. „Das ist unproblematisch.“

Die Abwechslung sei dabei jedoch wichtig. „Die große Gefahr ist, dass sich das einschleicht“, weiß er und sagt deshalb explizit: „Nicht nur Käsespätzle!“ Stattdessen rät er beispielsweise zu Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Soja, Kartoffeln und Getreide, am besten in Form von Vollkornprodukten.

Veganer müssen viel wissen

Bei Kindern, die gar keine tierischen Produkte zu sich nehmen, also den Veganern, sieht es jedoch anders aus: Da empfiehlt Grimm den Eltern, sich von Experten begleiten zu lassen. Bei der Auswahl des Ernährungsberaters solle man - da der Begriff nicht geschützt ist - auf die Zertifizierung durch eine Fachgesellschaft achten. Grundsätzlich sei bei der Ernährung von Kindern zwar vieles möglich, es gelte jedoch die Faustregel: „Je mehr Sie weglassen, desto mehr müssen Sie sich damit auseinandersetzen.“

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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