Digitalisierung

Wie eine neue App Mannheimer Studierenden helfen soll, sich zu vernetzen

Die Hochschule Mannheim bietet ihren Studentinnen und Studenten eine neue Plattform an, mit der sie sich schneller und einfacher vernetzen können. Was genau steckt da dahinter?

Von 
Sebastian Koch
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Beim Vorstellen während der Einführungstage, beim Suchen nach dem Platz im Vorlesungssaal, beim Bier in der Bar, beim Zusammenleben in der WG oder beim Tanzen im Club: Generationen von Menschen haben es im Studium analog geschafft, Freundschaften fürs Leben zu schließen. „Menschen wollen sich immer öfter online verbinden, weil das schneller und einfacher geht“, ist aber Mike Möck überzeugt.

Der Absolvent der Hochschule hat mit seinem Bruder Tim und mit Lukas Kromminga die App Connou entwickelt, mit der Menschen im Studium einfacher soziale Verbindungen finden sollen. „Jede und jeder hat Vorstellungen und Wünsche, die er in der Freizeit gerne umsetzen würde und für die es im Studiengang aber niemanden gibt“, sagt er. Die App soll dabei helfen, das soziale Umfeld gezielter und effizienter aufzubauen. Zwar könnte man Kommilitoninnen und Kommilitonen im realen Leben fragen, ob sie Lust auf eine Unternehmung hätten – der Erfolg aber könnte sich in Grenzen halten. „Je spezifischer Interessen sind, desto schwieriger wird es.“ Eine auf Künstlicher Intelligenz basierende App würde dagegen verhältnismäßig schnell Interessierte zusammenbringen, sagt Möck, der 2022 seinen Abschluss an der Hochschule in Unternehmensinformatik abgelegt hat.

Connou, eine Kurzform für „connect you“, funktioniert über Lizenzen, die Universitäten und Hochschulen erwerben und an ihre Immatrikulierten weitergeben. Die App wird also nur von Studentinnen und Studenten eines Campus gemeinsam genutzt. Die Hochschule Mannheim ist die bislang einzige, die eine Lizenz für die noch junge App gekauft hat. Man sei mit anderen Universitäten und Hochschulen in Gesprächen, sagt Möck.

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Die vom Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst bereitgestellten Gelder für die Lizenz würden beim sozialen Netzwerken zur Abmilderung von Coronadefiziten dienen, die sich trotz der Rückkehr in die Präsenzlehre noch nicht gänzlich gelegt hätten, erklärt Astrid Kickum von der Hochschule. „Die Hochschule sieht in der App ein digitales und generationengerechtes Tool, das schnell und niederschwellig nutzbar und gleichzeitig auf die analoge Vernetzung unter den Studierenden fokussiert ist“, sagt die Projektleiterin des Buddy-Netzwerks am Zentrum für Lehren und Lernen.

Stimmungen und Interessen

Ihre Umfragen hätten ergeben, dass sich Studentinnen und Studenten zur Vernetzung ein digitales Angebot wünschten und noch kein vergleichbares existiere, erklärt Möck. Nutzer der App können aus mehr als 20 Unternehmungen wählen. In Connou heißen sie „Moods“, also Stimmungen: etwa ein Spieleabend, ein gemeinsames Essen oder eine Lerngruppe. Außerdem sollen Userinnen und User Interessen angeben. Nicht unterscheiden könne man laut Möck dagegen, ob man Frauen oder Männer treffen wolle – schließlich handle es sich nicht um eine Dating-App. Stimmen neben den Moods auch viele Interessen überein, hoffen die Entwickler auf eine stärkere Verbindung.

„Unser Ziel ist es, Personen schnell und einfach zusammenzubringen, bei denen die Vibes stimmen“, sagt Möck. „Wir wollen, dass sie sich nicht nur am Handy, sondern im realen Leben verabreden.“ Die App biete in der Woche höchstens zwei Verbindung an, um die Aufmerksamkeit der Nutzer auf die wenigen Vorschläge zu fokussieren.

Connou sammelt, wie viele andere Programme, Daten, um mehr über Vorlieben der Nutzer zu lernen. Weil man mit Hochschulen zusammenarbeite, seien die Datenschutzrichtlinien streng. „Die Daten sind nur dazu da, die App zu verbessern, und werden auf keinen Fall weitergegeben“, versichert Möck.

Mehr Blasen in der realen Welt?

Macht es aber bei der Suche nach Freundschaften nicht Spaß, sich mit unterschiedlichen Interessen und Sichtweisen auseinanderzusetzen, die den eigenen Horizont erweitern? Werden die Blasen, in denen sich Menschen online befinden und die zu einer immer engstirnigeren Sicht auf gesellschaftspolitische Dinge führen, durch die App in die reale Welt getragen, wenn sich auch dort nur Gleichgesinnte treffen?

Möck widerspricht dem. Schließlich könne man entscheiden, welche Interessen man auswählt. „Wenn man nur Sachen angibt, die man immer macht und die sich in der eigenen Bubble abspielen, wird man auch nur in der eigenen Komfortzone verbunden“, sagt er. „Das müssen wir aus dem User rauskitzeln.“

Gelingt das nicht, gibt es ja auch noch traditionelle Wege, Freundschaften zu knüpfen. In der Bar. Im Club. Oder im Vorlesungssaal.

Mehr Informationen unter: connou.app

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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