Mental Health bei Jüngeren

Wie ein Mannheimer Projekt des ZI zum Vorzeigeprojekt für den Kinderschutz wurde

Die am ZI in Mannheim entwickelte Initiative „Stark im Sturm - Unterstützung für Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern" bekommt eine ordentliche Finanzspritze. Was sie leistet

Von 
Lea Seethaler
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Ein Tabuthema: die Auswirkungen von psychischer Krankheit in Familien. © DPA

Mannheim. Die am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim entwickelte Initiative „Stark im Sturm - Unterstützung für Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, so früh wie möglich Unterstützung für betroffene Eltern und ihre Kinder zu finden. Die Dietmar Hopp Stiftung unterstützte „Stark im Sturm“ von Beginn an und wird nun die Initiative für weitere drei Jahre mit rund 1,5 Millionen Euro fördern. Das hat das ZI mitgeteilt. Im Rahmen des Masterplans Kinderschutz unterstützt zudem das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg die Initiative über zwei Jahre mit rund 200 000 Euro aus Landesmitteln.

Erster Teil von „Stark im Sturm": Kinderbeauftragte wurden weitergebildet

In einer ersten Phase des Projekts war die Grundlage für eine verbesserte Versorgung betroffener Eltern und ihrer Kinder in Kliniken geschaffen. Auf allen Stationen und Ambulanzen des ZI sowie den Stationen der Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie des Uniklinikums Heidelberg und der Klinik für Suchttherapie und Entwöhnung am Psychiatrischen Zentrum Nordbaden wurden Mitarbeitende zu Kinderbeauftragten weitergebildet, die Familien unterstützen.

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Ihr Ziel ist es, „psychisch und suchterkrankte Eltern schon während ihres Krankenhausaufenthalts mit den geeigneten Beratungsstellen und Hilfseinrichtungen in Kontakt zu bringen“ und so eine langfristige Hilfe zu sichern, so das ZI. Außerdem wurde eine umfassende Zusammenarbeit zwischen Kliniken, Jugendhilfeeinrichtungen und Beratungsstellen in der Region aufgebaut.

Langfristiges Ziel: bundesweit Betroffene unterstützen

Durch die Unterstützung der Hopp Stiftung und des Ministeriums könne man nun „Stark im Sturm“ an noch mehr Standorten in Baden-Württemberg einführen und die Angebote erweitern, so Yvonne Grimmer, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am ZI. „So werden wir noch mehr Familien erreichen.“

Zusammen mit Anne Koopmann, Oberärztin an der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am ZI, hatte sie die Initiative aufgebaut. „Diese Förderperiode ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu unserem übergeordneten Ziel: Die Hilfsangebote von ,Stark im Sturm’ sollen künftig flächendeckend bundesweit zur Verfügung stehen“, sagt Koopmann.

In Deutschland leben 2,6 Millionen Kinder bei suchterkrankten Eltern

In Deutschland leben rund drei Millionen Kinder bei einem psychisch erkrankten und 2,6 Millionen Kinder bei einem suchterkrankten Elternteil. Wenn ein Elternteil an einer psychischen oder an einer Suchterkrankung leidet, ist oft die gesamte Familie betroffen. Für Kinder ist die Situation häufig belastend und kann ihr weiteres Leben stark beeinflussen.

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Um „Stark im Sturm“ in ganz Deutschland in die psychiatrische Versorgung einzuführen, sei es wichtig, mehr über die positiven Auswirkungen auf betroffene Eltern und ihre Kinder zu erfahren, so das ZI. Wie verbessert sich ihr Familienleben? Steigt ihre Lebensqualität? Durch die wissenschaftliche Begleitung im Rahmen einer Studie sollen diese Fragen in der zweiten Projektphase beantwortet und die Datengrundlage verbessert werden.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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