Mannheim. Für Johannes Roth ist das Gespräch im „Ppppodcast“ eine Herausforderung, wie er sagt. „Am Telefon tue ich mich mit dem Sprechen manchmal sehr schwer“, bekennt er Moderator und „MM“-Redakteur Sebastian Koch vor der Aufnahme. Doch Johannes Roth will sich der Herausforderung stellen - und spricht in der ab diesem Donnerstag abrufbaren, neuen Episode über sein Stottern. Ihm sei es wichtig, darüber aufzuklären, denn „das Thema ist noch immer ein Tabuthema“.

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Sprechen ist für ihn dabei eigentlich nichts Besonderes. Im Grunde genommen ist das Sprechen für ihn sogar sein Beruf. Oder vielleicht sogar seine Berufung? Johannes Roth ist Priester. Er predigt. Und er stottert. Wie das zusammenpasst? „Vielleicht ist das ein bisschen verrückt, aber auch irgendwie normal“, sagt Roth mit einem Lachen.
Im Mai dieses Jahres wurde Roth in Mannheim zum Priester geweiht (wir berichteten), mittlerweile arbeitet er in Düsseldorf. Wie beim Stottern üblich, hätten sich erste Symptome bereits in der Kindheit gezeigt. „Ich habe eine Therapie gemacht, dann war das Stottern mal ganz weg.“ Allerdings - auch das nicht selten - erleidet Roth einen Rückfall. Er fängt wieder an zu stottern. „Das hat natürlich schon dazu geführt, dass ich mir Gedanken gemacht habe, ob ich mit diesem Handicap oder mit dieser Eigenschaft Priester werden kann.“ Eine weitere Logopädie folgt, in der Roth seine Symptomatik zwar in den Griff bekommt, aber nicht vollständig ablegen kann. Priester wird er trotzdem.
Wer sich mit Johannes Roth unterhält, dem wird schnell klar, dass der End-Dreißiger seine Redeflussstörung zum einen gut im Griff und zum anderen mittlerweile akzeptiert hat. Der Weg dorthin allerdings war nicht immer einfach. Offen erzählt Roth im „Ppppodcast“-Gespräch von Zeiten und Situationen in früheren Jahren und in der Ausbildung, in denen er nach Vermeidungsstrategien suchte. Und doch sind es in negativen Situationen auch immer wieder positive, mutmachende Aspekte, von denen der Franziskaner zu berichten weiß. „Ich habe schon mal daran gezweifelt, ob ich das Amt trotzdem (trotz des Stotterns, Anm. d. Red.) machen kann. Aber ich habe von meinen Ausbildern auch nie Steine in den Weg gelegt bekommen, weil ich stottere.“
Natürlich habe er, der ja gläubig ist, auch schon mit Gott über das Stottern gesprochen. Zwar habe sich Roth bei ihm nicht darüber beschwert. „Ich erinnere mich aber, dass ich Gott vor manchen Messen gebeten habe, dass ich nicht stottere“, sagt er.
Ob das dann tatsächlich geklappt hat, wie Besucherinnen und Besucher von Gottesdiensten auf Stotter-Symptomatiken in Roths Predigten reagieren, und ob gerade das Stottern den Geistlichen zu einem besonders guten Priester macht, das ist ab sofort kostenfrei auf Deezer, Apple Podcast, Spotify und der Webseite dieser Redaktion zu hören.
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