Mannheim. Es soll ein Update für die Stadtbahn werden: das Konversionsnetz Mannheim. Mit dem Maßnahmepaket wollen die Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV), die Mannheimer Verkehr GmbH (MV) sowie die Stadt die neuen Quartiere, die auf Konversionsflächen entstehen, an die Straßenbahn anbinden. Dazu soll das bestehende Schienennetz in den kommenden Jahren ausgebaut und aufgewertet werden.
Rund 13 Kilometer Schienen werden für das Konversionsnetz neu verlegt. Das Maßnahmepaket umfasst acht einzelne Projekte. Damit entstehen zum einen neue Streckenabschnitte. Zum anderen werden Haltestellen neu eingerichtet oder umgebaut. Am Ende soll eine neue Direktverbindung von Franklin über den Käfertaler Bahnhof und das Glückstein-Quartier bis zum Karlsplatz auf der Rheinau führen.
Was ist das Konversionsnetz Mannheim eigentlich?
Mit den Maßnahmen werden die neuen Stadtquartiere Benjamin-Franklin-Village, Sullivan, Funari, das Columbus-Quartier, das Turley-Areal und das Glückstein-Quartier an das Schienennetz der Stadtbahn angeschlossen. Der Grundstein für das Konversionsnetz wurde mit den bereits fertiggestellten Arbeiten am Hauptbahnhof (Punkt 1 auf der Karte) und auf Franklin (2) gelegt. Am Hauptbahnhof war noch vor der Buga 2023 der Vorplatz umgestaltet worden. Unter anderem waren die bis dahin drei Bahnsteige verlegt und neu angeordnet worden, um Platz für einen vierten zu schaffen.
Auf Franklin pendelt bereits seit vergangenen Dezember die Linie 16 zwischen den Haltestellen Bensheimer Straße und Sullivan, wo die Bahn in einer Schleife wendet, um den Rückweg aufzunehmen. Neben der Endstation wurden auf der zweigleisigen, 1,8 Kilometer langen Strecke zwei weitere neue Haltepunkte errichtet, um den Stadtteil zu erschließen: Franklinschule und Franklin Mitte. An der Haltestelle Bensheimer Straße können die Fahrgäste der Linie 16 momentan umsteigen, um weiter Richtung Stadtmitte zu fahren.
Nach einem Umbau des Käfertaler Bahnhofs wird das auch ohne Umstieg möglich sein. Eine Direktverbindung in Richtung Innenstadt soll den vorläufigen Pendelverkehr der Linie 16 auf Franklin ablösen, erklärt ein RNV-Sprecher auf Anfrage. Die Fertigstellung der Maßnahmen am Käfertaler Bahnhof seien für 2027 vorgesehen. Bis Ende desselben Jahres sollen auch die Arbeiten an der neuen Strecke im Glückstein-Quartier abgeschlossen sein, so dass die Bahnen von der Innenstadt weiter bis Rheinau rollen können.
Was soll am Käfertaler Bahnhof alles umgesetzt werden?
Der Ausbau des Käfertaler Bahnhofs (4) ist eines der zentralen Projekte des Konversionsnetzes. Als „komplexe Umbaumaßnahme“ beschreibt der Sprecher das Vorhaben. Mit dem Ausbau soll die Kapazität deutlich erweitert werden. Zudem werden am Betriebshof die Abstellmöglichkeiten der Bahnen aufgestockt und neu angeordnet, womit auch der Neubau einer Betriebswerkstatt verbunden ist.
Vorgesehen ist, die Haltestelle um einen vierten Bahnsteig zu erweitern sowie die Strecke bis zur B38-Brücke zweigleisig auszubauen. Zudem bekommen die Bahnen eine neue Abstellhalle. Hierfür werde ein denkmalgeschütztes Gebäude im Süden des Betriebshofs fachgerecht umgebaut. Die Abstellfläche soll sich so beinahe verdoppeln, so dass bis zu 44 Bahnen Platz finden. Da die neue Abstellhalle nicht für eine Betriebswerkstatt geeignet sein wird, ist der Neubau einer solchen im Bereich der heutigen Wendeschleife vorgesehen, die im Zuge des Umbaus ebenfalls optimiert wird.
Neben der Umsetzung der Maßnahmen liege der Fokus vor allem darauf, den Fahrbetrieb „so weit wie möglich“ zu gewährleisten. Der Umbau „unter rollendem Rad“, wie es der Sprecher nennt, stelle aufgrund der verschiedenen Bauphasen eine besondere Herausforderung dar. Derzeit laufe ein Planfeststellungsverfahren beim Regierungspräsidium Karlsruhe. Ende 2025 sollen die Arbeiten möglichst beginnen.
Welche Maßnahmen sind im Glückstein-Quartier geplant?
Ein weiteres zentrales Projekt des Konversionsnetzes ist die Anbindung des Glückstein-Quartiers (5) an das bisher bestehende Schienennetz. Zwischen den Haltestellen Hauptbahnhof Süd und Hochschule soll dafür auf 1,5 Kilometern eine neue zweigleisige Strecke entstehen. Vier neue Haltestellen im Bereich des Lindenhofplatzes, des Hanns-Glückstein-Parks, des John-Deere Regional Centers sowie an der Mensa der Hochschule sollen die Strecke erschließen. Durch die geplante Querverbindung werden die Linien 1, 3 und 8 verknüpft.
„Wir befinden uns in der Genehmigungsplanung sowie in der Abstimmung mit dem Regierungspräsidium zum Planfeststellungsverfahren“, sagt der RNV-Sprecher zum Stand der Dinge. Vorgesehen ist die Fertigstellung der Strecke durch das Glückstein-Quartier bis Ende 2027.
Welche weiteren Projekte beinhaltet das Konversionsnetz?
Um das Turley-Areal an die Stadtbahn anzubinden, soll zwischen den Haltestellen Bonifatiuskirche und Exerzierplatz eine neue, barrierefreie Haltestelle am Eisenlohrplatz (7) entstehen. Der Einstieg in die Planungen sei bereits erfolgt, sagt der RNV-Sprecher. Fertiggestellt sein wird die Haltestelle voraussichtlich 2027. Dann soll auch das Columbus-Quartier (8) an das Schienennetz angeschlossen sein, wo ebenso der Neubau einer Haltestelle geplant ist. Diese wird sich zwischen den Haltepunkten Platz der Freundschaft und Bensheimer Straße befinden. Ganz so weit wie beim Eisenlohplatz sind die Verantwortlichen hier noch nicht: „Derzeit besteht noch Abstimmungsbedarf zwischen den beteiligten Akteuren“, sagt der Sprecher.
Der barrierefreie Ausbau der Haltestelle Platz der Freundschaft (6) ist dagegen fast abgeschlossen. „Die notwendigen Arbeiten erstrecken sich voraussichtlich bis zum 22. September.“ Ebenfalls noch im Herbst sollen die Arbeiten am Karlsplatz (3) beginnen, wo die Haltestelle barrierefrei ausgebaut wird und sich die Umsteigewege verkürzen sollen.
Was kostet das Konversionsnetz und wie wird es finanziert?
Insgesamt sollen rund 150 Millionen Euro in die acht Projekte des Konversionsnetzes investiert werden. „Verlässliche Aussagen zu den voraussichtlichen Gesamtkosten sowie zur Kostenaufteilung liegen erst nach Abschluss der einzelnen Maßnahmen beziehungsweise nach den Abrechnungen mit dem Landeszuschussgeber vor“, erläutert der RNV-Sprecher. Das Maßnahmenpaket wird über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz sowohl vom Bundes- als auch vom Landesverkehrsministerium gefördert.
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