Neue Absperrung am Neckarufer

Wie die Polizei bei Waldhof-Heimspielen die Fanlager trennt

Bei der jüngsten Waldhof-Mannheim-Heimpartie gegen Halle war die Uferstraße unter der Riedbrücke plötzlich auch für Radfahrer und Fußgänger gesperrt. Warum das so ist und für welche Spiele es gilt

Von 
Steffen Mack
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Mannheim. Ein sehr beliebter Weg ins Carl-Benz-Stadion führt über die Feudenheimer Schleuse. Radfahrer und Fußgänger kommen so in Massen zu den Waldhof-Spielen. Doch bei der jüngsten Heimpartie gegen Halle war die Uferstraße unter der Riedbahnbrücke von der Polizei abgesperrt. Zur Begründung verwiesen die Beamten auf ein neues Sicherheitskonzept. Das stieß bei einigen Betroffenen auf Unverständnis, hatte es hier doch in den vergangenen Jahren keinerlei Probleme gegeben.

Sicherheitskonzept angepasst

Was es mit dem geänderten Konzept auf sich hat, erklärt nun Dirk Herzbach. Er war in den vergangenen Jahren der Einsatzleiter bei Waldhof-Heimspielen. Mittlerweile ist er zum Stabsleiter für das gesamte Einsatzgeschehen im Mannheimer Präsidium aufgestiegen. Das seit drei Jahren bestehende Sicherheitskonzept habe man nur geringfügig angepasst, berichtet Herzbach beim Treffen am Stadion. „Der einzig nennenswerte Unterschied zur Vorsaison ist am Neckarufer. Und er betrifft nur Spiele der Kategorien Rot und Gelb plus.“

In dieser Saisonfallen neun von 19 Heimspielen in die Kategorien Rot und Gelb plus

Das sind jene, bei denen die Polizei wegen Fan-Rivalitäten von einem erhöhten Risiko ausgeht. In dieser Saison gilt das für neun von insgesamt 19 Heimpartien. Halle wurde ebenso mit Gelb plus eingestuft wie Ulm, der nächste Gegner am Sonntag, 17. September (16.30 Uhr).

Bei solchen Partien sei die Uferstraße eigentlich schon länger für Radfahrer und Fußgänger gesperrt, so Herzbach. „Allerdings wurde das entsprechende Schild offenbar von vielen übersehen.“ Jetzt würden mobile Absperrgitter aufgestellt.

Die Sicherheitsstufen aller Heimspiele

  • Vor der Saison hat die Polizei die Drittliga-Gegner des SV Waldhof in Kategorien eingeteilt. Danach richtet sich die jeweilige Sicherheitsstufe bei Heimspielen. Aus aktuellen Anlässen sind noch kurzfristige Veränderungen möglich.
  • Grün markiert, also für gänzlich unproblematisch befunden, sind die Partien gegen Viktoria Köln, Unterhaching und Verl.
  • Gelb gilt für Bielefeld, Dortmund II, Freiburg II, Lübeck, Münster, Regensburg und Sandhausen.
  • Gelb plus, also mit einer Tendenz auch Richtung Rot, werden Aue, Duisburg, Halle, Ingolstadt und Ulm eingestuft.
  • Rot markiert sind nach jetzigem Stand die Waldhof-Heimspiele gegen Dresden, Essen, 1860 München und Saarbrücken. sma

Ein Umweg über Neuostheim ist indes zeitraubend. Zumal man, um auf die Osttribüne oder zum Fahrradparkplatz zu kommen, eine sehr enge, stark frequentierte Stelle neben dem Stadion passieren muss.

Herzbach empfiehlt Fußgängern und Radfahrern, auf den Weg direkt am Neckarufer auszuweichen. „Dann können sie durch die Gleisunterführung wieder wie gewohnt aufs VfR-Gelände.“ Hierfür muss man sein Rad jedoch vier Stufen runter- und vier wieder hochtragen.

Im vorigen Jahr wollten einige Essener Hooligans die SVW-Fankneipe am Stadion angreifen

Die Absperrung in der Uferstraße begründet der Polizeidirektor damit, die Fans, „besonders die problematischen“, bestmöglich voneinander trennen zu wollen. In diesem Bereich hielten ja nicht nur die Shuttle-Busse der Gäste vom Hauptbahnhof, weiter westlich müssten auch jeweils acht bis zwölf Reisebusse untergebracht werden. Der Parkplatz am Friedensplatz sei nur für individuell im Pkw kommende Gäste gedacht. „Organisierte Fangruppen sollen dort wegen der Nähe zu den Waldhof-Anhängern nicht parken.“

Dort hat es laut Herzbach auch den einzig erwähnenswerten Vorfall in den vergangenen Jahren gegeben. Das war im Oktober 2022 gegen Essen. Bei der 1:2-Niederlage ging es zwischen den Fanlagern schon im Stadion zunehmend hitzig zu. Um zu verhindern, dass sie nach dem Abpfiff aufeinander losgingen, marschierten Polizisten auf den Platz.

Zu Ausschreitungen kam es dann in der Theodor-Heuss-Anlage. „Da parkten einige Gäste-Hooligans, die unsere Essener Kollegen - und damit auch wir - noch nicht richtig auf dem Schirm hatten, am Friedensplatz“, berichtet Herzbach. „Nach dem Spiel versuchten sie, die Waldhof-Fankneipe im gegenüberliegenden Soccercenter anzugreifen.“ SVW-Anhänger hätten zurückgeschlagen.

ACAB? Allein von diesen Buchstaben lassen wir uns nicht provozieren
Dirk Herzbach Polizeidirektor

Danach umstellte die Polizei das Lokal. Niemand durfte mehr raus. Auch gänzlich Unbeteiligte mussten bis zu drei Stunden warten, ehe alle Personalien festgestellt waren. Dazu sagt Herzbach: „Ich kann verstehen, dass das für die Betroffenen sehr lästig war.“ Aber es habe einen schwer verletzten Gäste-Fan gegeben. „Bei Straftaten wie gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruch bleibt uns keine andere Wahl.“

Doch grundsätzlich ist dem Polizeidirektor eine Botschaft sehr wichtig: „Niemand muss sich bei Waldhof-Heimspielen Sorgen machen. Wir können die Sicherheit aller Stadionbesucher absolut gewährleisten.“ Dass sie da in Mannheim so gut aufgestellt seien, liege vor allem an „dem hervorragenden Miteinander zwischen Stadt, Verein, Fanprojekt, RNV und uns. Wir ziehen alle an einem Strang. Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit.“

Bei einigen Heimspielen werden hier mobile Absperrungen aufgestellt. Dirk Herzbach empfiehlt Radfahrern und Fußgängern dann den Weg am Neckar. © Steffen Mack

Für das Sicherheitskonzept gab es in der vergangenen Saison sogar Lob aus äußerst ungewohntem Munde: Die sehr gut organisierte Dresdner Szene habe es auf Bögen evaluiert, erzählt Herzbach. „Da haben wir auch ganz gut abgeschnitten.“

Beim Rundgang ums Stadion geht es dann in den Gartenschauweg, über den Gäste-Fans zu ihrer Tribüne gebracht werden. Links ist auf einen schwarz-blauen Stromkasten „ACAB“ gesprayt. „All cops are beautiful, ist doch prima!“, lacht Herzbach. Sie müssten es zwar nicht hinnehmen, wenn sie jemand damit (das B steht für „Bastards“) direkt beleidige. „Aber einfach nur diese vier Buchstaben irgendwo hinzuschreiben, davon lassen wir uns nicht provozieren. Für einige Fans gehört das halt offenbar zur Folklore.“

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Wie steht er zur Stadiondebatte? Mitten in der Stadt ließen sich die Fans zwar generell schwerer trennen, sagt Herzbach. „Aber ein Argument für einen Neubau muss das nicht sein. Wir haben die Sicherheit im Carl-Benz-Stadion stets gewährleisten können und werden das auch weiterhin.“ Zumal es bei einem Umbau Veränderungen geben könne, die ihnen die Arbeit erleichterten. Doch natürlich würden sie sich auch über ein neues Stadion freuen.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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