Mannheim. Von der Kurpfalzbrücke bis zur westlichen Riedbahn: Über rund elf Hektar erstreckt sicht das sogenannte Neckarvorland Nord. Mit einem Großprojekt will die Stadt nun den 1,35 Kilometer langen und 100 Meter breiten Abschnitt auf der Seite der Neckarstadt-West umgestalten.
Das Ziel: den Fluss für die Stadteilbewohner in der Neckarstadt-West erlebbarer und attraktiver, den Neckar dadurch zugänglicher und sichtbarer machen. Durch die Umgestaltung sollen auch Flora und Fauna am Ufer wieder besser gedeihen, neue Wege die Menschenmassen so lenken, dass wichtige Stellen für den Naturschutz geschont werden.
Zuständig für die Planung ist der Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung. Dabei sollen die Stadtplaner aber nicht alleine die Zukunft des Neckarvorlands Nord entwerfen. Alle, die mitsprechen möchten, können sich auch weiterhin per Bürgerbeteiligung einbringen.
So hoch liegen derzeit die Projektkosten
Aktuell belaufen sich die Projektkosten laut Stadt auf insgesamt 6,3 Millionen Euro. Davon könnten aber fast 60 Prozent vom Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ übernommen werden. Für die Stadt bedeutet das unterm Strich einen Eigenanteil von 2,52 Millionen Euro, der durch den städtischen Haushalt finanziert werden müsste. Der Baubeginn soll bis Ende 2024 erfolgen.
Am Donnerstag wird eine erste Entwurfsskizze im Umweltausschuss vorgestellt, hier soll die Entscheidung über einen Grundsatzbeschluss fallen. Die Vorplanungen lassen nun zumindest schon erahnen, wie das Neckarvorland Nord künftig umgestaltet werden könnte. Wie das Ufer und der Grünstreifen zur Zeit aussehen, was sich die Mannheimer und Mannheimerinnen für diesen Ort samt Wiesen wünschen und wie die Stadtplaner mit den Hürden von Hochwasserschutz und Naturschutz umgehen: die wichtigsten Details kompakt als Grafik zusammengefasst.
1 Mehr Flora und Fauna
Die Biotoptypen im Neckarvorland sollen laut Skizze erhalten bleiben und durch neu gepflanzte Bäume sowie Gehölzflächen in den Stadtwildnisgärten berreichert werden. Bewusst ausgesuchte Pflanzenarten wie Stauden, Gräser, Gehölze und Bäume sollen die Vielfalt von Insekten- und Kleinfauna fördern. Die vorhandene Allee im Neckarvorland darf bleiben, lediglich einzelne Bestandsbäume wollen die Planer umpflanzen, um „die Sichtbezüge von der Dammstraße Richtung Neckar zu intensivieren“. In direkter Nachbarschaft, unterhalb des Lidl-Parkplatzes, soll ein lockerer Baumhain künftig zum Verweilen einladen und vor allem viel Schatten spenden.
2 Konzerte, Kiosk und Foodtrucks
Kleine Veranstaltungen oder Food-Trucks: Auf Höhe der Alphornstraße soll hier ein neuer Treffpunkt entstehen. Oberhalb, auf dem noch vorhandenen Parkplatz samt Dürkerbauwerk mit Schachtabdeckung, könnte auch ein möglicher Kiosk die Mannheimer und Mannheimerinnen zum Ausgehen und Sitzen am Fluss locken. Aber auch unter der Jungbuschbrücke sollen künftig kulturelle Veranstaltungen wie etwa Konzerte stattfinden, eine neue Rampe sorgt für ein barrierefreies Erreichen der Location. Trittplatten entlang der Brücken führen künftige Konzertbesucher und -besucherinnen direkt bis ans Wasser, wo Stufen zum Sitzen einladen.
3 Sport und Spiel
Unter der Kurpfalzbrücke soll die vorhandene Calisthenics-Anlage ergänzt werden. Die restliche Fläche soll ein Aktivbereich und Treffpunkt werden. Unterhalb des Spielplatzes, der an der Dammstraße und direkt hinter dem Parkplatz des Discounters Lidl liegt, soll eine Freizeit- und Bewegungsfläche entstehen sowie ein Plateau mit weiteren Spielangeboten. Wie der Bereich am Ende aber genau aussehen soll, wollen die Stadtplaner gemeinsam mit Bürgern und Bürgerinnen weiter ausarbeiten und damit die Bürgerbeteiligung zum Projekt weiterführen. Das Plateau soll später „Funktion und Raum bis hinab in das Neckarvorland“ verbinden und damit die Verbindung von Stadtraum mit dem Freiraum vom Neckarvorland stärken, so die Idee der Entwurfsskizze.
4 Neuer Hauptweg und Pfade
Ein neuer Hauptweg mittig durch den Grünstreifen soll den Freiraum des Vorlands in zwei Zonen gliedern. Der Hauptweg als kombinierter Geh- und Radweg rückt also von der Böschung – Richtung Neckar hin – ab und wird höher gelegt und so bei leichtem Hochwasser länger begehbar bleiben. Als sogenannter Hybridweg besteht er aus einer Asphaltdecke kombiniert mit einem wassergebundenen Seitenstreifen. Leicht kurvig und mit dem sanft abknickenden Wegeverlauf soll der Weg das Tempo der Radfahrer drosseln und damit die Sicherheit der Spaziergänger verbessern.
Weitere Wege aus Fugenpflaster, Schotterrassenwege oder gemähten Streifen lenken Besucher zu den attraktivsten Stellen, um schützenswerte Flächen herum und können auch als Rundweg beim Sporttreiben benutzt werden. In der ersten Zone, die durch den Hauptweg entsteht, soll Platz für Spiele und die Stadtwildnisgärten geschaffen werden. Teilbereiche dieser Zone sollen ebenfalls leicht erhöht sein, damit sie auch bei Überschwemmungen noch genutzt werden können. Diese zweite Zone zwischen Fluss und Hauptweg ist laut Entwurf vor allem der naturnahen Entwicklung gewidmet. Insgesamt soll durch die Umgestaltung die Nutzung der Natur durch den Menschen von Osten nach Westen abnehmen. Dazu soll es Geländestufen zum Neckar hin parallel zum Fluss geben. Sie sollen robust, sparsam und naturnah ausgebaut werden.
Dazu kommen noch zwei kleinere Treppen auf Höhe der Alphornstraße als Ergänzung zur Bestandsrampe und im Bereich des Kinderspielplatzes. Zwei weitere Rampen sollen für mehr Barrierefreiheit sorgen: Die eine soll an der Jungbuschbrücke auf der Höhe des Marchivums gebaut werden. Die andere soll im Zuge der Neugestaltung des Alten Meßplatzes entstehen. Das geplante Wegenetz soll damit komfortable und barrierefreie Wege sowie möglichst unversiegelte, barrierearme Nebenwegen bieten.
5 Wilde Steingärten
Offene, naturnahe Gärten, die Platz bieten für Ruhezonen und Treffen mit anderen Menschen. Die Stadtwildnisgärten sollen wie kleine Oasen einen Übergang am Hang von oben nach unten bilden und sozialer Treffpunkt für den Stadtteil werden. Unterhalb vom großen Kinderspielplatz und neben dem möglichen Kiosk auf Höhe der Alphornstraße sollen die Wildnisgärten kleinräumige Aufenthaltsbereiche mit der Atmosphäre eines robusten und naturnahen Gartens bieten und pflegeleicht gestaltet werden.
Ähnliche Gärten soll es einige Meter weiter, an der Geländekante östlich der Jungbuschbrücke auf Höhe des Marchivums, geben. Dort könnten dann soziokulturelle Angebote stattfinden.
6 Nah am Wasser gebaut
Breite Wasserterrassen auf der Höhe vom Alten Meßplatz sowie Rampen, Stufen und Sitzstufen, die direkt zum Wasser führen: Auch das Ufer selbst soll zugänglich werden durch robuste und sichere Wasserzugängen mit unterschiedlicher Größe und Nutzungsintensität. Die Ziel: unterschiedliche Erlebnisse und Aktionen direkt am Wasser schaffen. Die Wasserzugänge sollen auch die Besucher noch besser zum Ufer lenken und dem neuen Areal einen eigenen Charme verleihen.
Auch ausgiebiges Schlendern am Wasser soll dann möglich sein – auf dem Treidelpfad. Der Uferweg ist zwar jetzt schon teilweise vorhanden, aber eben nicht richtig ausgebaut. Dazu wird der vorhandene, gepflasterte Absatz zwischen Wasser und Böschung an der Uferkante aufgeweitet. Entlang des Pfades können Spaziergänger dann auf Sitzbänken den Blick aufs Wasser genießen. Auch vom neuen Hauptweg führen an mehreren Stellen Trittplattenwege zum Ufer, die entweder am Treidelpfad oder an Aussichtspunkten enden.
Weil besonders viele Biber in der Emma-Weihrauch-Bucht leben, ziehen die Planer und Planerinnen eine naturnahe Entwicklung dort vor, statt die Bucht Besuchern und Besucherinnen noch zugänglicher zu machen.
7 Flussbilder und Wiesen
Bei der Umgestaltung des Neckarvor- lands sollen höher und tiefer liegende Flächen modelliert werden, die nach einem Hochwasser kurzzeitig länger unter Wasser stehen. Damit entstehen veränderliche „Flussbilder“, die die Artenvielfalt und die eigene Identität des Parks unterstützen sollen. Trittplatten-Wege, die diese Mulden kreuzen, bilden dann schmale Stege zum Neckar hin. Die neue Topografie soll beim Vegetationskonzept helfen.
Die unterschiedlichen Hügel schaffen tiefer liegende Mulden mit frischen bis wechselfeuchten Wiesen und leicht erhöhten trockeneren Flächen. Das soll auch die Artenvielfalt ankurbeln. Besonders in den naturnahen Bereichen für Flora und Fauna entstehen so verschiedene Lebensräume, die gleichzeitig als kombinierte Versickerungs- und Überflutungsmulde dienen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mehr Auftrieb fürs Neckarufer bitte