„Hulapaluuuuu“ kommt im Chor von den Planken auf die Bühne zurück, bei „Ich war noch niemals in New York“ werden die Hände in die Höhe gereckt, und „Cordula Grün“ besingen sie auch alle: „Ihr seid klasse!“, ruft Ex-Prinz und Feuerio-Vizepräsident Stefan Hoock begeistert aus, dass so viele Menschen am Fasnachtssamstag vor der Bühne auf den Planken mitsingen und mitfeiern. Denn die einst „Kleiner Umzug“ genannte samstägliche Veranstaltung der Karnevalskommission in den Planken wird immer größer.
Es ist noch etwas nebelig, als sie morgens beginnt – zunächst nur für Fasnachter. Die entern die „Königin Silvia“ der Weißen Flotte Heidelberg an der Kurpfalzbrücke. „Besser kann man den Morgen nicht beginnen“, findet Thomas Dörner, Präsident der Karnevalskommission, als er die Gäste zur traditionellen „Närrischen Bootsfahrt“ begrüßt.
Dann geht es hinaus, auf den Rhein. Den närrischen Regenten Mannheim von der Wasserseite aus zeigen – diese Idee steckt hinter der Fahrt an Bord des Ausflugsschiffs. Schließlich heißt der fasnachtliche Schlachtruf in der Hafenstadt an Neckar und Rhein nicht ohne Grund „Ahoi“.
„Ein Heidelberger Schiff und mit Blick auf Ludwigshafen – mehr Metropolregion geht nicht“, freut sich Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht über die regionale Zusammenarbeit der Fasnachter, als die „Königin Silvia“ die BASF passiert. Mit Specht sind der neue Finanz- und Sicherheitsdezernent Volker Proffen und der künftige Kulturbürgermeister Thorsten Riehle gekommen. Beiden verleihen Dörner und Vizepräsidentin Sabine Kowalski die Ehrenmütze der Karnevalskommission.
Proffen sei als „Vereinsmensch“ bekannt, sagt Dörner, und bei Riehle wüssten die Fasnachter schon aus seinen Zeiten als Capitol-Chef: „Auf Dich kann man sich verlassen!“ Riehle enthüllt gleich einen „Geheimplan“, wie er trotz Scheitern bei der Oberbürgermeisterwahl an die Macht kommen könne. Schließlich gebe es in seinem künftigen Dezernat mit Oliver Althausen und Steffen Baumann zwei Ex-Prinzen. Mit denen würde er gerne das närrische Dreigestirn von Mannheim bilden, mit ihm als Kurfürst. OB Specht könne ja dann Prinz machen . . .
Darauf gibts dann drei donnernde „Ahoi“ – und schwungvolle Musik zum Mitsingen. „Oh, Mannem is schääää“ und „So sinn die Mannemer“ stimmen die „Töchter Feudenheims“ (Melissa und Sarah Freund, Mona Kourschil) an.
Dann kommt Proffens Sohn Benny (6) zu großen Ehren. Er darf in die Kabine zu Schiffsführer Tim Wetzig, ebenso wie das Stadtprinzenpaar, Larissa I. und Jochen I.. „Wunderbar“ kommentiert der Prinz den Moment, als ihn Wetzig mal kurz steuern lässt. Immerhin 1000 PS treiben lange Schiff an. Sonst meist im Neckartal bis Neckarsteinach unterwegs, steuert der Schiffsführer es jetzt ganz ruhig auf dem Rhein. Im Kaiserwörthhafen, auf der Westseite des Rheins, dreht Wetzig die 59 Meter lange „Königin Silvia“, um dann wieder zu Tal bis zur Neckarspitze und dann zurück in den Neckar zu fahren. Dazwischen greift Markus Schnell munter in die Tasten seiner „Quetschkommod“ und sorgt für gute Stimmung an Bord bei der Fahrt entlang von Reiß-Insel, Ufern, Hafenanlagen und der BASF.
Aber noch mehr Musik folgt gleich, als die „Königin Silvia“ wieder in der Nähe des Museumsschiffs anlegt. Denn dort warten der gemeinsame Musikzug von „Pilwe“ und „Stroseridder“, die „Stropis“, ebenso auf das Prinzenpaar und die ganzen anderen Fasnachter wie die Karlsternhexen mit ihren Trommeln.
Riesig die Garden von Carneval Club Waldhof (CCW), Feuerio, „Löwenjägern“ und „Pilwe“, die hier zum Spalier aufgereiht sind. Aber auch die „Gowe“ aus Wallstadt sind da, die Käfertaler „Spargelstecher“, die Sandhofener „Stichler“, der Feudenheimer „Lallehaag“ und die Feudenheimer Frauenfasnacht, die Friedrichsfelder „Schlabbdewel“, das Mannheimer Traditionscorps, Elferräte von vielen weiteren Vereinen sowie Fahnenschwinger und Mitglieder der Kleppergarde der Karnevalskommission. Dazu kommen aus der Region die Stadtgarde Ludwigshafen, die „Grumbe“ aus Heddesheim und die Edinger „Kälble“. So viele Vereine seien es schon lange nicht mehr gewesen, freut sich Thomas Dörner über die Resonanz.
Groß ist aber auch die Resonanz am Straßenrand. „Es sind mehr Leute als sonst, und viel mehr machen auch mit, zeigen nicht nur freundliches Desinteresse“, stellt Jürgen Steube fest, der als Kommandeur der Feuerio-Prinzengarde schon mehrere Jahrzehnte die Fasnacht und diesen kleinen Umzug kennt.
Am Straßenrand werden ständig Handys gezückt, Bilder und Videos gemacht. Ab und zu tauchen kostümierte Passanten, vor allem Kinder, auf, und teilweise steht das Publikum in mehreren Reihen hintereinander, um die Fasnachter zu sehen und ihnen „Ahoi“ zuzurufen. Einmal ist auch „Helau“ zu hören.
Das Stadtprinzenpaar winkt aus einem neuen Jeep Wrangler, den Feuerio-Senator Andre Bieder steuert, Standortleiter bei Stellantis & You Deutschland. Auch das Gefährt der Prinzessin des CCW fällt auf – es ist ein KTM X-Bow GTX Rennwagen. Um die Kolonne abzusichern, hilft die Firma Heck Verkehrstechnik. Robert Hähnle von der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) macht es zudem möglich, dass die Stadtbahnen stoppen und so Platz zum Feiern bleibt.
Schausteller Markus Rick hat nämlich in Höhe der Münzgasse eine Bühne postiert, wo dann eine kurze, aber große Party steigt. Vom Lkw herunter greift Feuerio-Vizepräsident Stefan Hoock zum Mikrofon, begrüßt das Prinzenpaar („Die haben einen richtig tollen Job gemacht“ und vergisst auch das Lob an deren Begleitung stellvertretend für alle ehrenamtlich aktiven Fasnachter nicht.
„Ein tolles Gefühl, hier oben zu stehen“, sagt Larissa I., als sie auf die riesige Menge schaut. „Toll, dass die Karnevalskommission das ermöglicht“, findet nicht nur sie – erkennbar daran, dass sich viele Passanten einreihen, als getanzt wird und sich auf den Planken gar eine Polonaise formiert.
„Jetzt rocken wir di Bude hier“, sagt Jochen I. und singt, wie immer, kräftig mit. „Ihr seid klasse“, jubelt Stefan Hoock, dass viel mehr Leute als im vergangenen Jahr auf den Planken mitfeiern, darunter sogar der Oberbürgermeister. Alle Fasnachter, das Prinzenpaar voran, dürfen dann am Wasserturm vom Riesenrad aus den Ausblick genießen, während DJ Dominik noch in den Planken auflegt.
Noch mehr gefeiert wird am Dienstag, wenn der Fasnachtsmarkt seinen Höhepunkt erreicht und die Planken den ganzen Nachmittag und Abend ganz für Stadtbahnen gesperrt werden. Viel los ist dann an der Feuerio-Bühne (P 7), der Peter Schneider-Musikbühne (P 6/P 7), der Havana-Bühne (in der Münzgasse/P 6), der Kübler & Schüßler Gastro-Bühne am Paradeplatz und der DJ-Dream-Bühne mit elektronischer Musik in O 4/O 5 von Stephan Schuster, dem Vorsitzenden des Schaustellerverbandes.
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