Mannheim. Es ist ein Titel wie in Stein gemeißelt. Und kein schmeichelhafter. Nun ist er auch in den neuen FutuRaum-Bericht eingeflossen. Da wird daran erinnert, dass Mannheim von der Deutschen Umwelthilfe zur bundesweit heißesten Stadt gekürt wurde. Und dass es im August als Negativ-Beispiel in einer ARD-Dokumentation diente. Titel: „Zugepflastert! Wie schützen wir unsere Städte vor dem Hitzekollaps?“
Einige Ergebnisse des FutuRaum-Dialogs mit allen Beteiligten, wie es in der Innenstadt zweieinhalb Jahre nach Beendigung des umstrittenen Verkehrsversuchs weitergehen soll, stehen nun in einer Beschlussvorlage für den Gemeinderat. Damit wird sich an diesem Donnerstag der Hauptausschuss befassen. Die Sitzung im Ratssaal des Stadthauses beginnt um 17.30 Uhr. Auf dem städtischen YouTube-Kanal wird sie per Video übertragen.
Mit parkenden Autos steigen Umgebungstemperaturen
Laut Vorlage ist die Fressgasse zu 99 Prozent versiegelt. Bei hohen Temperaturen belaste das sowohl Anwohner als auch Menschen, die zum Einkaufen kämen. Am Straßenrand abgestellte Autos ließen die Umgebungstemperatur im Sommer zusätzlich um bis zu 1,6 Grad steigen.
Nun sollen sechs kostenpflichtige Kurzparkplätze wegfallen, darunter vier nebeneinanderliegende vor dem Restaurant „Block House“ in P5. Hier ist dann eine 30 Quadratmeter große Grünfläche vorgesehen. Ferner sind vier freie Quadratmeter zum Abholen von Müllcontainern sowie ein barrierefreier Fußgängerübergang geplant.
Ein Stück weiter in P5 soll ebenfalls ein Kurzzeitparkplatz (neben einer Baumscheibe) wegfallen, um mit einem eingeschränkten Parkverbot Platz für Handwerkerfahrzeuge, zum Be- und Entladen sowie zum Absetzen von Schwerbehinderten zu schaffen. Als zusätzlichen Raum hierfür könnte die Lieferzone auf Höhe des Geschäfts Appelrath & Cüpper von 15 Metern auf elf verkürzt werden.
Auf der anderen Straßenseite in Q5 ist die Streichung eines weiteren Kurzeitparkplatzes vorgesehen, um die dortige Ladezone von 15 auf 21,5 Meter zu verlängern. Dort soll ebenfalls Platz für Müllcontainer entstehen, zudem möglichst ein Baum gepflanzt werden. Insgesamt seien in der Fressgasse zwölf potenzielle Standorte für Bäume ausgemacht worden, heißt es in der Beschlussvorlage. Allerdings sei aktuell leider lediglich einer umsetzbar, insbesondere wegen des komplexen unterirdischen Leitungssystems und ausgeprägter Wurzeln.
Die geplanten Umgestaltungen bei den Zonen für Liefer- und Handwerkerverkehr sowie für Müllcontainer werden damit begründet, dass es hier häufig Probleme gebe. Vorgesehen sind auch Sensoren, um die Nutzung zu optimieren. Die Kosten aller Maßnahmen in P5/Q5 werden mit 130.000 Euro beziffert. Sie sollen dem FutuRaum-Budget entnommen werden und teilweise aus Fördermitteln des Bundes stammen. Die städtische Finanznot wird somit nicht noch weiter vergrößert.
„Brötchentaste“ an Parkautomaten wird geprüft
Auch wenn sich Autofahrer und einige Ladeninhaber über die wegfallenden Parkplätze ärgern, dürfte ihnen ein weiterer Punkt gefallen: Zum Frühjahr 2026 soll die Einführung einer „Brötchentaste“ an Parkautomaten geprüft werden, um sein Fahrzeug kostenfrei oder zumindest vergünstigt kurz für schnelle Besorgungen abstellen zu können. „Vor allem“ in Parkhäusern, aber auch am Straßenrand. Letzteres kritisiert die Fraktion LTK in einem Änderungsantrag als falschen Anreiz.
In einem weiteren Antrag will die SPD etwas in der Fressgasse durchsetzen, das es seit Beendigung des Verkehrsversuches nicht mehr gibt: ein Durchfahrverbot für den motorisierten Verkehr. Aber nur zwischen 23 Uhr und sechs Uhr morgens aus Rücksicht auf Anwohner.
In der Beschlussvorlage ist auch eine neue Werbekampagne für die Mannheimer Innenstadt sowie ein Vorkaufsrecht für die Kommune in der sogenannten Unterstadt vorgesehen. Der Bereich besteht aus zwei mehrere Quadrate breiten Streifen, die von Paradeplatz bis Abendakademie und von der Erbprinzenstraße über „Little Istanbul“ zum Luisenring gehen. Damit soll Bodenspekulationen und brachliegenden Grundstücken vorgebeugt werden. Zudem ist geplant, die Gestaltrichtlinie mit den Zielen Prozessverschlankung, Bürokratieabbau und Digitalisierung weiterzuentwickeln, zunächst ein formaler Akt.
Mit dem Abschlussbericht, es ist der zweite, endet fürs Erste der FutuRaum-Prozess für die Fressgasse. Der soll aber projektbezogen weitergeführt werden. In einer von mehr als 30 Beteiligten unterzeichneten Erklärung – vorwiegend Geschäftsleute, andere Anlieger und Bezirksbeiratsmitglieder – steht zwar, die gefundenen Lösungen seien nur „ein minimaler Kompromiss, der Rücksicht auf die Haushaltslage der Stadt Mannheim nimmt“. Der Dialog in den beiden vergangenen Jahren, geleitet vom städtischen Beauftragten Petar Drakul, habe jedoch gezeigt: „Die Weiterentwicklung unserer Innenstadt kann gelingen, wenn unterschiedliche Perspektiven zusammengebracht werden.“ Es sei gut, wenn alle Akteure offen, konstruktiv und mit gegenseitigem Respekt an einem Tisch säßen.
Dieser Meinung ist auch Jutta Schroth, die Vorsitzende des Bürgervereins Innenstadt West. In einer Mail an den „MM“ schreibt sie: „Auch wenn sich viele mehr Veränderungen gewünscht haben, sehen sie rückblickend diese Form der Zusammenarbeit als richtigen Weg.“
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