Mannheim. Bei schönem Wetter draußen sitzen, dort trinken, essen und einen Blick auf die vorbeilaufenden Leute werfen: Parklets machen das für Geschäfte und Gastronomie möglich. Das sind Flächen, die da entstehen, wo es bisher Parkplätze gab.
In der Fressgasse in der Mannheimer Innenstadt reihen sie sich mittlerweile aneinander. Insgesamt gibt es dort 16. „Parklets werden gut angenommen“, stellt Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim City, fest. Allerdings sei ein Gesamtkonzept für die Fressgasse sinnvoll: „Wir brauchen Parkplätze für Leute, die kurz halten wollen, weil sie beispielsweise jemanden zum Arzt fahren, oder auch für Handwerker.“ Besucher, die sich länger in der Innenstadt aufhalten möchten, sollen nach seiner Meinung in Parkhäuser fahren.
Ähnlich sieht es Alexander Füssl, Mitinhaber vom Südlandhaus, das aus drei Läden in der Fressgasse besteht, von denen sich zwei gegenüberliegen: „Teil unseres Geschäfts war immer Außenbewirtschaftung. In Spanien und Frankreich haben das Weinhändler häufig.“ Das Parklet auf der einen Seite der Straße mit Gastronomie würde gut laufen, das auf der anderen Seite noch nicht: Dort habe es eine Baustelle gegeben und das benachbarte Kino war geschlossen. Weil sich beides nun ändert, ist Füssl jedoch auch für dieses Parklet optimistisch.
Halteplätze und Anlieferzonen oft durch Dauerparker blockiert
Zum Thema Parkplätze, die wegen Parklets nicht mehr genutzt werden können, meint er: „Es gibt hier genug Halteplätze und Anlieferzonen.“ Aber die seien häufig durch parkende Autos blockiert. Grundsätzlich seien Parklets „eine gute Sache, weil man den öffentlichen Raum erweitert und die Straße durch Bepflanzung aufwertet“. Doch manchmal würden sich Leute nach Geschäftsschluss dorthin setzen und Dreck hinterlassen: „Wenn man dann sagt, dass sie bitte gehen sollen, wird man manchmal beschimpft.“
Dagegen erklärt Ina Radtke, Filialleiterin von Nordsee: „Wir haben bisher keine Probleme mit Verschmutzung oder Vandalismus nach Geschäftsschluss.“ Beschwerden von Bürgern über Lärm gab es laut Stadt bisher nur vereinzelt, wie es sie bei der Außengastronomie generell gibt. Das sei kein spezifisches Thema der Parklets. Radtke meint außerdem: „Die Parklets sind sinnvoll und bringen mehr Kundschaft.“
Auch Daniela Cohrs, Inhaberin des Café Cohrs in der Lange Rötterstraße, erklärt, dass sich das zwei Parkplätze große Parklet vor ihrem Café in Bezug auf Umsatz gelohnt habe: „Ohne wäre es für mich finanziell eng geworden.“ Sie habe 3000 Euro investiert. Vor einer ähnlichen Investition steht gerade Gregor Ruppenthal, der für sein Bistro Coté Comptoir sowie für seine Weinbar in der Lameystraße je eins beantragt hat: „Wir wollen uns damit sichtbarer machen.“ Bisher habe es schon eine Außenbestuhlung direkt vor dem Betrieb gegeben, aber mit den Parklets soll es schöner werden und er erwartet mehr Umsatz.
Seit 2017 wurden Parklets in Kunststraße und Fressgasse von der Stadt erprobt, seit 2022 können sie auf Antrag in der gesamten Stadt genehmigt werden. Die Stadt will damit den Abstand zwischen dem Fußgängerverkehr und den vom motorisierten Verkehr genutzten Flächen zu vergrößern sowie, so heißt es im 22-seitigem Leitfaden für die Genehmigung, „anstelle der abgestellten Fahrzeuge das Flair einer lebendigen, belebten Straße zu erzeugen. Eine gute Gestaltung der Parklets ist hierfür wichtig!“ Weiter soll Raum für Begegnung und Austausch geschaffen werden und Gastronomiebetriebe können so ihre bewirtschaftete Fläche vergrößern. Auch für andere Geschäfte ist es möglich, damit Begegnungsräume zu schaffen oder Platz für Fahrradbügel.
Betreiber müssen eine Reihe von Regeln erfüllen
Wie in Deutschland üblich, gibt es umfangreiche Regeln: Laut Stadt ist ein markierter Parkbereich vor dem Betrieb Voraussetzung. Weiter darf ein Parklet nur von 9 bis 22 Uhr genutzt werden. Die Gehwegbreite muss mindestens 1,80 Meter betragen. Es soll barrierefrei sein. Die Einrichtung darf keine Werbung haben. Pflanzelemente sollen integriert sein und vieles mehr. Sogar die Größe der Einrichtung ist vorgeschrieben. Beispielsweise dürfen Tische maximal 80 Zentimeter breit sein. Immerhin darf der Parklet-Investor darüber entscheiden, ob sie rund oder eckig sind.
Außerdem dürfen Pflanzgefäße und Möbel keine „grellen“ Farben haben. Heizstrahler sind verboten. Nicht möglich ist die Genehmigung im Kreuzungsbereich, in Straßen mit erhöhtem Schwerlastverkehr, auf Kanaldecken, in Feuerwehrzufahrten und ähnlichem. Wieviele die Behörden bisher genehmigt haben, weiß die Verwaltung nicht.
Wer gewerblich Tische und Stühle aufstellt, muss dafür Gebühren zahlen: Die Höhe der Gebühr richtet sich nach der Lage der Sondernutzung. So wird der Höchstsatz von 8,63 Euro/Quadratmeter beispielsweise in den Toplagen wie Planken, Kunststraße und Fressgasse angesetzt. Los geht es bei 1,60 Euro/Quadratmeter. Für die Genehmigung benötigt die Stadt sechs bis acht Monate. Die gilt zwar nur befristet für zwei Jahre, aber laut Stadt wurden bisher alle Genehmigungen verlängert.
Der Gastronomen-Verband DEHOGA Baden-Württemberg befürwortet Parklets. „In vielen Fällen ist das eine Win-Win-Situation, denn solche gastronomischen Angebote können wirkungsvoll zur Belebung und Attraktivierung von Innenstädten und Ortszentren beitragen“, sagt Sprecher Daniel Ohl.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-aussengastronomie-oder-parkplaetze-was-braucht-die-mannheimer-innenstadt-_arid,2329929.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html