Nur noch wenig Einzelhandel, dafür Wohnungen, Büro- und Praxisflächen. So sieht das vorläufige Nutzungskonzept für das ehemalige Kaufhaus in N 7 aus, das bis Oktober 2020 von Galeria Kaufhof genutzt wurde. Der Eigentümer der Immobilie, Diringer & Scheidel (D&S), hat jetzt Pläne vorgestellt, wie das Gebäude an der Ecke Kunst-/Hövelstraße in Zukunft aussehen soll.
Viele Details sind noch offen, doch sicher ist schon jetzt: Das Stadtbild an dieser Stelle wird sich mit dem Teilneubau verändern. Die bis jetzt noch weitgehend komplett geschlossene Fassade soll in alle Richtungen geöffnet werden, um die umliegenden Straßen und den Hof zur Musikhochschule attraktiv zu gestalten. Die Aufstockung ist in Holzhybridbauweise vorgesehen, mit einer „intensiven Begrünung“ im Innenhof, auf dem Dach und an der Fassade. Es sei das erste Gebäude dieser Art in der Innenstadt, das „nachhaltige Standards“ setzt. Der Umbau erfolge mit einem „klaren ökologischen Gewinn“.
- Im Oktober 2020 endete mit der Schließung von Galeria Kaufhof in N 7 eine Kaufhaus-Ära.
- Das jetzige Gebäude wurde Ende der 1960er Jahre für den Kaufhauskonzern Horten gebaut, auch damals von Diringer & Scheidel (D&S).
- Die Verkaufsfläche betrug rund 15 000 Quadratmeter auf sechs Etagen. 1994 wurde aus Galeria Horten Galeria Kaufhof.
- Kurz nach der Schließung im Oktober 2020 hat D&S das Gebäude von Birgit Holzherr, einer Nichte des Kaufmanns Heinrich Vetter, gekauft.
- Vorbehaltlich der Baugenehmigung könnte der Neubau im Sommer beginnen und bis Mitte 2024 fertig sein.
Das Projekt läuft unter dem Namen „New 7“, angelehnt an das Quadrat N 7. Geplant hat es das renommierte Architekturbüro Blocher Partners, das auch das Stadtquartier Q 6/Q 7 entworfen hat. Aus Nachhaltigkeitsgründen sollen das Erd- und zwei Untergeschosse erhalten bleiben. Damit, so D&S, könne die sogenannte Graue Energie - also jene Energie, die in Zusammenhang mit der Errichtung eines Gebäudes aufgewendet wird - maximal reduziert werden.
Gartenbereich mit Lichthöfen
Die oberen Geschosse werden in einer leichten und nachhaltigen Holzhybridstruktur errichtet. Damit könne der CO2-Fußabdruck des Gebäudes erheblich reduziert werden. Weiterer Vorteil dieser Bauweise: Es werden viele vorgefertigte Bauteile verwendet, was die Bauzeit erheblich verkürze und für weniger Lärmbelästigung sorge. Der Strombedarf soll teilweise über eine auf dem Dach installierte Photovoltaikanlage gedeckt werden, auch eine Regenwasserspeicherung ist vorgesehen. Als Fassade ist eine Kombination aus Textilbetonsockel und aufgestockter Holzfassade mit drei begrünten Gebäudeeinschnitten geplant. Die Fassadenbegrünung wird an einem Edelstahlnetz verankert, so dass vertikale, hängende Grünflächen entstehen. Im Inneren soll ein Gartenbereich mit zwei Lichthöfen und einem Kinderspielplatz entstehen.
Für Architekt Benjamin Blocher ist das Konzept „eine zeitgemäße Antwort auf die Veränderungen der innerstädtischen Strukturen“. Am Donnerstag haben Bauherr und Architekten ihre Pläne dem Gestaltungsbeirat der Stadt Mannheim vorgestellt. Das unabhängige Sachverständigengremium aus fünf renommierten Architekten berät die Stadt bei allen Bauvorhaben, die wegen ihrer Größenordnung, Lage und Bedeutung für das Stadtbild prägend sind. „Wir freuen uns, dass unser Projekt ,New 7’ weitgehend auf Zustimmung gestoßen ist“, sagte Alexander Langendörfer, Geschäftsführer der D&S-Tochter Städtebau. „Die weiteren Empfehlungen des Gremiums für unser Projekt nehmen wir natürlich gerne auf und werden uns mit ihnen in den kommenden Wochen auseinandersetzen.“
Wie hoch die Investitionssumme ist, könne man laut eines Firmensprechers „zum heutigen Stand noch nicht sagen“. Nach derzeitigen Planungen sollen Wohnungen - ob zur Miete oder im Eigentum ist noch offen - auf fast 12 800 Quadratmetern entstehen. Im Erdgeschoss ist Einzelhandel vorgesehen, in den Untergeschossen eine Tiefgarage sowie Keller- und Technikräume.
Bis es soweit ist, sind noch einige Schritte zu gehen. Zunächst soll das Gebäude, wie berichtet, größtenteils abgerissen werden. Um dafür genügend Platz zu haben, ist die Kunststraße seit einigen Monaten verengt, auch die Durchfahrt zwischen N 6 und N 7 ist nur eingeschränkt möglich. In der Baubranche wird lieber von einem Rückbau denn von einem Abriss gesprochen, weil dieser schrittweise und strukturiert geschieht und die verschiedenen Elemente einzeln „ausgebaut“ und die Materialien getrennt werden. Zurzeit wird das Gebäude weiter entkernt, im Januar soll mit dem Abbruch begonnen werden. Ungefähr jeden Monat soll das Gebäude um ein Geschoss „schrumpfen“, so dass man bis zum Sommer die Decke des Erdgeschosses erreicht hat.
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