Mannheim. So viel Lob und Einigkeit gibt es selten: Einstimmig hat der Kulturausschuss des Gemeinderats entschieden, wer von der freien Kulturszene wie viel Geld bekommt. Dafür wird die institutionelle Förderung um 703 000 Euro auf 3,333 Millionen Euro erhöht – dies entspricht einer Steigerung um etwa 25 Prozent. In der Summe profitieren 29 kulturellen Vereine, Initiativen, Künstlerinnen und Künstler in den Jahren 2024 bis 2027 davon, manche aber nicht.
Budget für Kultur in Mannheim: Öffentlich debattiert wurde nicht
2020 hatte der Gemeinderat beschlossen, alle vier Jahre alle Einrichtungen der freien Szene auf den Prüfstand zu stellen, ob und, wenn ja, wie viel Geld sie benötigen. Dieser Prozess lief für die Jahre ab 2024 jetzt seit Januar, und er war sehr aufwendig. Das begann bei dem Versand von Fragebögen durch das Kulturamt und deren Auswertung gemeinsam mit einer Firma, dem Centrum für Evaluation GmbH (CEval), sowie Online-Workshops für die Empfänger der Zuschüsse.
Die Auswertung ging an die kulturpolitischen Sprecher der Fraktionen, die sich zusammensetzten und die Mittelverteilung verhandelten. Öffentlich diskutiert wurden die Budgets und die Kriterien dafür daher jetzt gar nicht.
Stadträte in Mannheim zufrieden mit Ergebnis
Die Stadträte waren sich nur einig, dass es gut gelaufen sei. Angela Wendt (Grüne) äußerte sich gar „sehr glücklich“ und „zufrieden über die Vorgehensweise“, Achim Weizel (ML) fand sie „sehr vernünftig“, und Alexander Fleck (CDU) meinte: „Was herausgekommen ist, ist hervorragend“. Allerdings schränkten Wendt und Helen Heberer (SPD) ein, dass sich die Stadträte eine „Dynamisierung“ der Zuschüsse – sprich künftig automatische Steigerungen – gewünscht hätten.
Und trotz der Einigkeit will der eine oder andere Stadtrat doch das Paket noch mal aufschnüren. Heberer kündigte an, bei den Haushaltsberatungen des Gemeinderats im Dezember „noch den einen oder anderen Antrag“ zu stellen. Fleck schloss sich dem an.
"Oase" am Meßplatz, "Barac" und "Ella&Louis" gehen leer aus
Manche Einrichtungen gehen nämlich weiter leer aus. So haben sich die Vereine Pow (Betreiber „Alter“ beziehungsweise „Oase“ am Alten Meßplatz), Einraumhaus-Förderverein und „Barac“ sowie der Jazzclub Ella & Louis von Thomas Siffling vergeblich um eine Aufnahme in die institutionelle Förderung beworben.
Zumindest nach Entscheidung der Runde der kulturpolitischen Sprecher beziehungsweise des Ausschusses erhalten sie weiter nichts – wenn nicht Fraktionen Anträge für sie stellen und dann im Dezember doch noch eine Mehrheit dafür bekommen. Dafür soll neu der Käfertaler Trommelpalast gefördert werden, mit 18 000 Euro jährlich.
Maifeldderby 2024 in Mannheim bekommt Geld
Abgesichert wird auch das Festival Maifeldderby auf dem Maimarktgelände – wenn auch zunächst nicht auf Dauer als institutionelle Förderung, aber mit jeweils 100 000 Euro aus Projektmitteln in den Jahren 2024 und 2025.
Ella &Louis ist von der Verwaltung deswegen abgelehnt worden, weil der Club schon relativ günstig die Räume der städtischen Tochtergesellschaft m:con – mannheim:congress-gmbh im Rosengartenkeller nutzen kann. Zudem, so hieß es, könne er Zuschüsse aus der Livemusik-Förderung beantragen. Dieser Topf ist von aktuell noch 30 000 Euro um 70 000 Euro auf 100 000 Euro erhöht worden.
Cinema Quadrat, Theater Felina Areal und Enjoy Jazz erhalten Geld für 2023
Darüber hinaus erhalten fünf Kultureinrichtungen eine überplanmäßige Förderung in Höhe von insgesamt 139 500 Euro noch für das Jahr 2023, weil sie größere Finanznöte geltend gemacht haben und „ihre entstandenen Defizite nicht aus eigenen finanziellen Mitteln decken können“. Das hat der Ausschuss ebenso einstimmig ohne Debatte durchgewinkt. Davon profitieren:
- der Bezirksverband der Bildenden Künstlerinnen und Künstler mit 19 500 Euro (vor allem für seine Umzugskosten)
- die Orientalische Musikakademie mit 50 000 Euro
- das Theater Felina-Areal mit 30 000 Euro
- das kommunale Kino Cinema Quadrat mit 15 000 Euro
- sowie das Festival Enjoy Jazz mit 25 000 Euro.
Dafür verwendet werden Mittel, die an anderer Stelle eingespart werden konnten, weil etwa die Mannheimer Puppenspiele den Betrieb einstellten, das Festival „Wunder der Prärie“ vom Zeitraumexit abgesagt wurde sowie der Fasnachtsumzug (auch dessen Zuschuss ist unter Kulturförderung verbucht) ausfiel.
Wie das Dezernat von Kulturbürgermeister Michael Grötsch dem Ausschuss darlegte, leiden alle Kultureinrichtungen unter Kostensteigerungen durch Inflation, gestiegenen Energiekosten, Tarifanpassungen sowie hohe Mietkosten. Teilweise sei es auch nicht mehr möglich, alle Arbeiten im Ehrenamt zu erledigen. Zudem seien sie auch nach Corona noch mit „einem zögerlichen Publikumsverhalten konfrontiert“ – sprich weniger Ticketverkäufen.
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