Pandemie

Weitere Tote nach Corona-Ausbruch in Neckarauer Seniorenheim

Von 
Lea Seethaler
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Fast ein Jahr nach Beginn der Pandemie lag die Impfquote im Haus am Park noch immer bei 30 Prozent. © Michael Ruffler

Mannheim. Nach dem Corona-Ausbruch im Mannheimer Pflegeheim Haus am Park hat sich die Zahl der Verstorbenen auf neun erhöht. Sieben der neun Verstorbenen seien ungeimpft gewesen, teilt der Betreiber BeneVit auf Anfrage der Redaktion mit. Nach dem massiven Corona-Ausbruch Mitte Oktober hatte BeneVit zudem massive Probleme mit der Impfbereitschaft des Personals eingeräumt. „Wir haben bereits im November 2020 bei einer Umfrage aller BeneVit-Mitarbeiter eine geringe Impfbereitschaft mit rund 30 Prozent festgestellt, so auch in Mannheim“, sagte Kaspar Pfister, geschäftsführender Gesellschafter der BeneVit Gruppe, damals.

Wohl Impfskepsis auf Führungsebene

Zudem habe es wohl Impfskepsis in der Führungsebene des Heims gegeben: „Die Leitung in Mannheim soll sich Ende letzten Jahres intern kritisch zur Impfung geäußert haben“, sagte Pfister. Eine Impfung sei aber inzwischen erfolgt. Zudem habe nun auch die Pflegedienstleitung „mit Impfschutz begonnen“.

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BeneVit habe in Mannheim und anderen Häusern nach eigenen Angaben verschiedene Maßnahmen durchgeführt, um die Impfquote zu steigern: Neben Schulungen und Aufklärungsgesprächen sei sogar eine Prämie in Höhe von 1000 Euro für die Teams ausgelobt worden, die eine Impfquote von 60 Prozent erreichen, teilte das Unternehmen mit. Bei jeder Leitungskonferenz sei das Impfen zudem thematisiert worden, es habe Einzelgespräche gegeben, und auch Angehörige seien über die Wichtigkeit des Impfens informiert worden. „Bis zum heutigen Tag können wir nur appellieren, bitten, ja betteln, haben aber keine Handhabe, eine Impfung durchzusetzen“, so Pfister und verweist erneut auf seine Forderung nach einer Impfpflicht für in der Pflege Tätige. Bei allen Häusern hätten die Maßnahmen Wirkung gezeigt - nur nicht in Mannheim.

BeneVit-Chef wird deutlich

„Wir brauchen zwingend eine Impfpflicht für alle in der Pflege tätigen. Noch besser für alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Meine Geduld mit impfunwilligen Mitarbeitern ist nun endgültig zu Ende. Als BeneVit Gruppe werden wir konsequent dagegen vorgehen und ungeimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter Anrechnung von Urlaub und Mehrarbeit freistellen", kündigte Pfister an. "Die Gefahr einer Infektion ist zu groß. Es ist mir ein großes Anliegen, dass in den nächsten wenigen Wochen alle Bewohner und Mitarbeiter in unseren Häusern ausreichenden Impfschutz erlangen. Wir könnten selbst auch impfen und PCR-Test durchführen. Was fehlt ist die Erlaubnis hierfür“, so Pfister.

Laut Benefit hatte sich der BeneVit Chef in einem internen Schreiben an alle Führungskräfte und Einrichtungsleitungen der BeneVit Häuser, Tagespflegen und Ambulanten Dienste,  für ein konsequentes Vorgehen ausgesprochen. „Wer sich nicht impfen lassen will und damit andere Menschen gefährdet, hat bei uns nichts verloren. Es gibt für mich auch ein Ende der Freiwilligkeit. Dieses beginnt dort, wo es um Leben und Gesundheit unserer Mitmenschen geht. Egoismus hat bei der BeneVit Gruppe keine Heimat. Da lasse ich mit mir zukünftig nicht mehr handeln“, erklärt Pfister.

Herbstfest als Auslöser?

Zudem hatte es am 10. Oktober „ein kleines Herbstfest“ gegeben - ohne Angehörige, erklärte Pfister damals auf Nachfrage der Redaktion. „Es war eine Veranstaltung für Bewohner, sie sollte eigentlich im Freien stattfinden. Aufgrund des schlechten Wetters wurde sie in den Gemeinschaftsraum verlegt“, so Pfister. „Es ist zwar nicht auszuschließen, dass eine Übertragung erfolgen konnte, wir halten das aber für unwahrscheinlich, sind jedoch noch nach wie vor in der Recherche.“ Ein Angehöriger eines Bewohners hatte dieser Redaktion mitgeteilt, dass er bereits am 15. Oktober von dem Corona-Ausbruch erfahren habe. Obwohl die Inkubationszeit des Virus variiert, liegt sie laut Robert Koch Institut bei fünf bis sechs Tagen.

Stand Dienstagmittag sind noch acht Bewohner infiziert, davon befindet sich eine Person im Krankenhaus, teilt BeneVit mit. "Die sieben betroffenen Bewohner im Haus am Park sind heute alle PoC-negativ getestet worden, ihre Quarantäne ist morgen beendet. Von den Mitarbeitern befinden sich noch vier in Quarantäne, die ebenfalls morgen endet", heißt es weiter.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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