Corona-Warnstufe Die aktuellen Corona-Maßnahmen reichen nicht aus

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Madeleine Bierlein
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Nun also doch: Die Warnstufe kommt. Baden-Württemberg – das erste Bundesland, das sich von der Inzidenz als Kriterium für härtere Corona-Maßnahmen verabschiedet hatte – tritt auf die Bremse. Die Intensivbettenbelegung liegt erneut über dem Grenzwert von 250, damit gilt automatisch die Warnstufe. Doch es ist mehr als zweifelhaft, ob diese die vierte Welle brechen kann – aus mehreren Gründen.

Zum einen schleppt die Intensivbettenbelegung dem Infektionsgeschehen gefährlich nach. Von der Infektion bis zum positiven Testergebnis vergehen in der Regel eine Woche bis zehn Tage. Bis zur Krankenhauseinweisung kommt eine weitere Woche hinzu. Und auch dann kann es dauern, bis Patienten und Patientinnen auf die Intensivstation müssen. Oder anders herum ausgedrückt: Diejenigen, die ab heute eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, haben sich vor etwa vier bis fünf Wochen angesteckt. Sollte es also gelingen, die Zahl der Übertragungen jetzt zu reduzieren, würde sich das frühestens in einem Monat bemerkbar machen.

Die Warnstufe wird aber auch aus einem weiteren Grund nicht genügen. Sie bremst die Übertragungsrate nicht ausreichend ab. Denn die strengeren Regeln gelten vorerst ausschließlich für Ungeimpfte. Das aktuelle Geschehen aber zeigt: Auch Geimpfte spielen inzwischen eine Rolle bei der Übertragung. Sie erkranken zwar nur sehr selten schwer, eine Infektion wird aber vor allem mit dem wachsenden Abstand zur letzten Impfung wahrscheinlicher.

Die Politik duckt sich angesichts der unerfreulichen Entwicklung weg. Niemand möchte den Bürgern und Bürgerinnen weitere Einschränkungen zumuten. Doch mit der Vogel-Strauß-Methode werden Bund und Bundesländer, ja wir als Gesellschaft, nicht durch diesen Winter kommen. Die Zahl der Intensivpatienten ähnelt denen des Vorjahres – und da gab es bereits einen Lockdown light, der Mitte Dezember weiter verschärft werden musste. Das will niemand, eine Situation wie im Frühjahr 2020 in Bergamo aber auch nicht. Deswegen bleibt nur eines: Bund und Länder müssen wieder an einen Tisch und ihre Hausaufgaben lösen.

Dazu gehört, die Übertragungen deutlich zu reduzieren, etwa durch 2 G und regelmäßige Tests bei Ungeimpften und (!) Geimpften. Und zwar nicht nur in den Schulen, sondern endlich auch an Arbeitsplätzen. Ebenso wichtig: das (Booster)-Impftempo erhöhen. Das ist die vielleicht einzige gute Nachricht in diesen Corona-Tagen. Wir verfügen über gute Impfstoffe. Nutzen wir sie!

Redaktion Nachrichtenchefin mit Schwerpunkt Wissenschaftsjournalismus

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