Mannheim. Mehr als 4000 Menschen leben inzwischen im neuen Mannheimer Stadtteil Franklin - einen Lebensmittelladen sucht man bislang aber vergeblich, sieht man einmal ab von der Filiale der Bäckerei Theurer in der Robert-Funari-Straße und dem Wochenmarkt mittwochs vor der Boulderhalle. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden sich auch noch ein paar Monate gedulden müssen, bis es soweit ist - doch ein wichtiger Schritt ist jetzt getan. Die Baugenehmigung für den von vielen sehnlichst erwarteten Interims-Supermarkt in der George-Washington-Straße - direkt neben der Nachbarschaftsoase der MVV - liegt nun vor.
Jetzt soll dort in Containerbauweise ein provisorisches Gebäude entstehen, in dem die Kette Wasgau einen vorübergehenden Supermarkt betreiben wird. „Bis Sommer 2022“ soll alles fertig sein. Das erklärten Karl-Heinz Frings, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBG. und Davut Deletioglu vom Projektentwickler 3iPro bei einem Pressegespräch. GBG und 3iPro bauen gemeinsam das eigentliche Nahversorgungszentrum des neuen Stadtteils, das in Sichtweite des provisorischen Supermarkts liegen wird: die sogenannte Grüne Mitte. Sie wird an der Thomas-Jefferson-Straße auf der Fläche nördlich der früheren Kirche der US-Armee entstehen.
Bei der „Grünen Mitte“ handelt es sich vereinfacht gesagt um ein begrüntes Holzgebäude, das die Form eines Hügels hat und einen passagenartigen Durchgang besitzt (wir berichteten). Im Erdgeschoss soll neben einem - dann nicht mehr vorübergehenden - Wasgau-Supermarkt mit 1500 Quadratmetern Fläche auch eine Filiale der Drogeriemarktkette Rossmann, eine Apotheke, eine Bäckerei, ein Gastroangebot und eine Filiale der VR Bank Rhein-Neckar einziehen. In den beiden oberen Etagen sind rund 1600 Quadratmeter Büros vorgesehen, rund 80 Prozent davon sind den Angaben zufolge bereits vermietet.
Holzhaus mit 34 Wohnungen
Für die „Grüne Mitte“ haben GBG und 3iPro jetzt den Bauantrag im Rathaus eingereicht. Sobald die Genehmigung da ist, soll es losgehen. Deletioglu und Frings gehen von einem Start „Mitte nächsten Jahres“ aus, sie rechnen mit zwei bis zweieinhalb Jahren Bauzeit. Die Eröffnung des spektakulären Gebäudes könnte damit Ende 2024 sein. Deletioglu ist überzeugt, dass es „Karawanen von Architektur- und Bauingenieur-Studenten“ anziehen wird. Auch Frings betonte, die „Grüne Mitte“ werde wegen ihrer Architektur „zu den Besonderheiten auf Franklin gehören“.
Das rund 20 Meter hohe „Hügel-Gebäude“ wird mit Stauden, Hecken, Kletterpflanzen und Gräsern bepflanzt. Wege werden über den Hügel führen, oben gibt es eine Plattform, die Aussicht über den gesamten Stadtteil gewährt. Ein weiterer Höhepunkt: Auf der einen Seite wird ein dreigeschossiges Haus aus Holz auf den Hügel gebaut. Darin entstehen laut GBG-Chef Frings 34 Wohnungen mit jeweils zwei bis fünf Zimmern, die seine Gesellschaft vermieten wird. Das Haus wird eine signifikante goldgelbe Fassade haben, in die Photovoltaik-Module eingelassen sind. Zum genauen Mietpreis konnte Frings noch nichts sagen - es seien aber „höherwertige Wohnungen“. Im Erdgeschoss ist eine Tiefgarage mit 150 Stellplätzen vorgesehen. Frings und Deletioglu gehen davon aus, dass diese Zahl reicht. Es entstünden oberirdisch auch noch 170 Stellflächen für Fahrräder, darüber hinaus solle ja auch bis 2023 die neue Bahnlinie für den Stadtteil in Betrieb sein.
Interims-Supermarkt geplant
Damit das Hügel-Gebäude auch im Sommer grün bleibt, gibt es ein automatisches Bewässerungssystem, für das Regenwasser aufgefangen und gespeichert wird. Die Planungen für die „Grüne Mitte“ stammen vom Rotterdamer Architekturbüro MVRDV um den renommierten Architekten Winy Maas, der an vielen Planungen auf Franklin beteiligt war, sowie vom Frankfurter Büro bb22. Die Nahversorgung entstehe in der Mitte des neuen Stadtteils, betonte Frings. „Wir verfolgen das Konzept der kurzen Wege.“ Gleichzeitig will man mit dem Hügel auch „ein Ort der Begegnung“ schaffen. Zu den Kosten für die „Grüne Mitte“ wollten Frings und Deletioglu auf Nachfrage nichts sagen. Man müsse erst das Ende der Ausschreibung abwarten, so der GBG-Chef.
Bis die „Grüne Mitte“ steht, soll der Interims-Supermarkt die Menschen versorgen. An der George-Washington-Straße entstehen deshalb 425 Quadratmeter Ladenfläche - in einem Container-Gebäude sollen Fleisch und Backwaren verkauft werden, in einem Holzbau die gängigen Supermarkartikel „von Toilettenpapier bis Nudeln“, so Deletioglu. Immer wieder hatte sich die Eröffnung des Interims-Supermarkts verzögert. Frings begründete dies auf Nachfrage damit, dass eine solche provisorische Lösung für einen Händler wirtschaftlich nicht lukrativ sei. Deshalb habe man den Betrieb des Provisoriums an den langfristigen Betrieb in der „Grünen Mitte“ gekoppelt - und da hätten eben erst die Planungsdetails klar sein müssen. „Wir sind mit dem Interims-Supermarkt zeitlich später dran als wir es wollten“, stellte der GBG-Chef klar. Und auch Deletioglu sprach von einem „berechtigten Ärger der Anwohner“.
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