Mannheim. Das O wird noch mit drei weiteren Buchstaben ergänzt, denn HOME wird in einigen Jahren auf Franklin zu sehen sein, und zwar ganz groß: Vier Gebäude in entsprechenden Formen. Das O bei der Thomas-Jefferson-Straße wird 15 Geschosse haben und soll 2025 fertiggestellt sein. Am Donnerstag wurden Details zu dem 100 Millionen Euro teuren Gebäude bekannt gegeben, in dem 135 Wohnungen entstehen.
Bei einer Pressekonferenz war der renommierte niederländische Architekt Winy Maas online zugeschaltet. „Das O ist ikonisch für Franklin“, erklärte er. Die Bestandsbauten seien eher monoton, mit den vier Gebäuden von HOME würden sich vier Hochpunkte rund um das Zentrum erheben. Ursprünglich sei einmal LOVE geplant gewesen, aber „das war zu viel für Mannheim!“.
Bis zu 9000 Euro je Quadratmeter
Die vier Gebäude werden unterschiedliche Grundfarben haben, das O wird blau. Die Balkone sind zusätzlich farblich abgesetzt. Für Maas ist wichtig, dass Architektur mehr bietet als Privatheit, das O öffnet sich für die Stadtgesellschaft. In der Mitte führt eine breite Treppe nach oben, sie zerschneidet sozusagen das Gebäude.
Und sie hat eine weitere Funktion: eine Tribüne für Zuschauer mit Blick auf den gegenüberliegenden Hügel zu bilden, auf dem Veranstaltungen stattfinden können. In der Öffnung des O soll es ein Café mit Terrasse und eine Bibliothek geben, der Bereich wird öffentlich zugänglich sein. Für den Sockelbereich sind Geschäfte und Arztpraxen geplant, hinter dem Gebäude eine Spielfläche.
Experimentelle und originelle Entwürfe
Die Buchstaben des niederländischen Architekturbüros MVRDV stehen für die Nachnamen der Architekten Winy Maas, Jacob van Rijs und Nathalie de Vries. Sie sind bekannt für experimentelle und originelle Formen, ihre Entwürfe wurden international umgesetzt.
Nach eigenen Angaben wollen sie innovative, soziale, „grüne“ und ungewöhnliche Architektur bauen, um „die Welt zu verändern“. Dabei sollen die Entwürfe auch pragmatisch sein und die Wünsche der Auftraggeber erfüllen.
Das Büro hat 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 30 Nationalitäten.
MVRDV erhielt vor einem Jahr den renommierten Preis des Deutschen Architekturmuseums für WERK 12 in München. Das 7700 Quadratmeter große Gebäude in der Nähe des Ostbahnhofs bildet den Kern eines Stadterneuerungsprojekts auf einem ehemaligen Industriestandort. Auffällig ist die Fassade, die mit fünf Meter hohen Lettern mit den Ausdrücken „AAHHH“, „OH“ und „PUH“ aus Comics versehen ist.
Carsten Buschmann, Geschäftsführer des Projektentwicklers RVI, nennt als Preis für die Wohnungen 6700 bis 9000 Euro pro Quadratmeter und begründet die vergleichsweise hohen Summen mit der ungewöhnlichen Architektur, bei der „das Loch in der Mitte Geld kostet. Statisch, und weil wir damit Wohnflächen nicht verkaufen können“. Sprich: Standardbauweise sind rechteckige Gebäude, bei denen die maximal mögliche Wohnfläche entsteht, und die pro Quadratmeter gerechnet günstiger sind.
Buschmann betont zwar, dass man auch für die Zukunft bauen müsse, also nachhaltig. Das O wird jedoch nahezu in Standardbauweise fertiggestellt: Platz für knapp 200 Autos in der Tiefgarage und eine Bauweise überwiegend mit dem „Klimasünder“ Beton. Doch es ist immerhin eine Solaranlage auf dem Dach geplant und viel Grün drumherum. Christine Sohar vom Architekturbüro ergänzt, dass die Fenster mit Sonnenschutz versehen sind und die Fassade hinterlüftet sei, was die Aufheizung des Gebäudes im Sommer verringert. Auch das Gebäude „M“ wird von RVI gebaut. Besonderheit: Auf dem Dach soll es einen Tennisplatz geben.
Bei einem weiteren Projekt des Projektentwicklers RVI auf Franklin wird laut Buschmann auf eine Holzhybridbauweise gesetzt, bei der lediglich für Treppenhäuser und Aufzugsbereich Beton verwendet wird. Dabei entstehen weitere 104 Wohnungen. Seine Firma sei seit 1973 auf dem Kapitalanlagemarkt tätig und habe seitdem über 150 Immobilen fertiggestellt. Mit dem Architekturbüro MVRDV und Winy Maas habe man den richtigen Partner gefunden: „Der tickt wie wir!“
GBG errichtet zwei Gebäude
Die zwei anderen Gebäude wird die Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG bauen lassen. Aktuell wird neben dem künftigen Baufeld „H“ ein viergeschossiges Holzhybridhaus gebaut. Dieses soll zum großen Teil aus Holz errichtet werden und hat Platz für 32 Mietwohnungen. Das Gebäude soll Ende 2022 fertiggestellt werden. Das Holzhybridgebäude liegt direkt an der Europaallee, einer Wegachse, die von Südwesten nach Nordosten quer durch den neuen Stadtteil Franklin führen wird. Die Aufteilung des eigentlichen Gebäudes Hochpunt "H" steht noch nicht endgültig fest.
Das „E“ ist auf der nördlichen Seite der George-Washingon-Straße in Bau, die Form ergibt sich durch teilweise leicht eingerückte Geschosse und die Farbgebung. GBG-Geschäftsführer Karl-Heinz Frings nannte als Investitionssumme für das E-Haus rund 50 Millionen Euro bei 113 Wohnungen. Es soll in zwei Jahren bezugsfertig sein. Die GBG baut auf Franklin insgesamt rund 580 Wohnungen, ungefähr 500 sind Mietwohnungen. Etwa die Hälfte davon sind Sozialwohnungen nach dem Wohnraumfördergesetz – es gilt also eine Mietobergrenze von aktuell 7,50 Euro pro Quadratmeter.