Mannheim. „Wir sind bereit“, sagt Rolf Götz. Der als Bloomaul geehrte Unternehmer kämpft seit Jahren dafür, dass das Museumsschiff saniert und wieder den Bürgern zugänglich gemacht werden kann. Am Donnerstag fällt die Entscheidung. Dann berät der Stiftungsrat des Technoseums, ob das Museum sein bisher größtes Exponat an den von Götz geführten Verein „Gesellschaft zur Förderung des deutschen Rheinschiffahrtsmuseums“ abgibt, damit er es betreibt.
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„Alle Voraussetzungen liegen vor“, bestätigt auf Anfrage Jens Bortloff, der stellvertretende Direktor und kaufmännische Leiter des Technoseums. Der Jurist hat bisher die Verhandlungen mit dem Verein geführt. Nun beraten die Vertreter der Träger des Museums - also von Landesregierung und Stadt - darüber. Der Entscheidungsvorschlag des Technoseums lautet eindeutig, das Museumsschiff dem Verein anzuvertrauen.
Abwracken käme teuer
Darauf hofft auch Rolf Götz. Eine Hintertür lässt sich der Verein zwar offen - aber mit der ist auch die Leitung des Technoseums einverstanden. Danach soll im Vertrag zur Übergabe festgeschrieben werden, dass das Technoseum dann die auf etwa 100 000 Euro geschätzte Schadstoffentsorgung finanziert, sollte der Verein irgendwann doch aufgeben und das Schiff abgeben müssen. Das käme das Technoseum immer noch deutlich günstiger, als wenn es den Raddampfer nun nicht dem Verein überantwortet. Die Alternative lautet nämlich: Verschrottung. Alle vom Technoseum angefragten anderen Museen haben nämlich abgelehnt, das Exponat zu übernehmen. Doch ein Abwracken käme teuer: Die Kosten sind zuletzt auf zwischen 600 000 und 900 000 Euro geschätzt worden.
Werbung für das Konzept
2018 hatte der damalige Technoseums-Direktor Hartwig Lüdke erklärt, dass sein Haus die - damals geschätzten - über zwei Millionen Euro nicht hat, die eine nötige Sanierung für den Erhalt vom „Schiffs-TÜV“ kosten würde. Der Verein aber wolle „alles tun, das Schiff der Bevölkerung zu erhalten“, verspricht Götz. Er und sein Stellvertreter Christian Kühnle, zugleich im Vorstand des Mannheimer Schiffahrtsvereins, werden in der Sitzung des Stiftungsrats des Technoseums, zu der sie eingeladen sind, auch noch mal nachdrücklich für ihr Konzept werben. Es sieht vor, den historischen Raddampfer mithilfe befreundeter Binnenschiffer zu einer Werft zu schleppen, dort zu sanieren und dann am alten Standort unterhalb der Kurpfalzbrücke wieder festzumachen. Entsprechende günstige Angebote für die nötigen Arbeiten liegen Götz vor, wie er betont.
Der laufende Betrieb lasse sich dann überwiegend durch Eintrittsgelder, Sponsoren, ehrenamtliche Hilfe und Gastronomiepacht garantieren, versichert Götz. Schließlich kann er sich auf ein breites Bündnis verschiedener Organisationen wie Schiffahrtsverein, Arbeitskreis Binnenschifffahrt im Museumsverein, Arbeitskreis Sozialgeschichte, Verein Stadtbild, Verein Badische Heimat, Rhein-Neckar Industriekultur sowie von Unternehmern und interessierten Bürgern stützen, die alle vehement für den Erhalt des Museumsschiffs eingetreten sind.
Auf ihm sollen künftig Schifffahrtsmodelle ausgestellt und die Bedeutung von Hafen und Schifffahrt bei der Entwicklung Mannheims zu einem wichtigen Industrie- und Handelsstandort gezeigt werden. Die Sparkasse Rhein Neckar Nord hat bereits 5000 Euro für die Überholung und den Ausbau der Ausstellung gespendet.
Gemeinderat für Erhalt
Zudem gibt es ein klares Votum des Gemeinderats für den Erhalt des Museumsschiffs. Dazu hat er eine finanzielle Beteiligung der Stadt an der Wiederinbetriebnahme in Höhe von 100 000 Euro sowie für den Unterhalt einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von 30 000 Euro beschlossen. Das Technoseum selbst würde 250 000 Euro aus seinen Rücklagen für die Sanierung beisteuern, das Land 50 000 Euro und der Bund aus dem Topf der Kulturstaatsministerin weitere 300 000 Euro. Diese Beträge stehen bereits seit 2020 fest.
Zwischenzeitlich fürchtete der Verein, die Zuschüsse würden nur dann ausgezahlt, wenn die Vorstandsmitglieder mit ihrem gesamten Privatvermögen für den Erhalt des Museumsschiffs haften. Dazu waren die Ehrenamtlichen nicht bereit - beziehungsweise sie forderten dafür eine Bürgschaft der Stadt. Aber das Thema ist vom Tisch. „Basis war eine erste, nicht zutreffende rechtliche Meinung, aber das hat sich nicht bestätigt“, erklärt Götz. „Wir würden nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit haften“, sagt er, „aber wir machen nichts vorsätzlich falsch - wir wollen ja, dass das Schiff weiter in Mannheim liegt“, unterstreicht er.
„Kein Hindernis mehr“
Auch alle anderen Probleme für die Übernahme durch den Verein, die sich im Lauf der Jahre auftaten, hätten sich erledigt, sagt Götz - was Bortloff bestätigt. Das gilt ebenso für die zeitweise von der Stadt erhobene Forderung, das Museumsschiff künftig zusätzlich durch Dalben (im Flussbett verankerte Stahlpfeiler) oder eine Spundwand zu sichern. „Das ist vom Tisch“, so Götz, „es gibt kein Hindernis mehr“.
Bleibt die Frage, wie der Stiftungsrat abstimmt. Zwar hat der Gemeinderat 2020 einmütig, nur bei Enthaltung der Grünen, für den Erhalt des Museumsschiffs plädiert. Doch wie die drei Vertreter der Stadt im Stiftungsrat abstimmen, ist offen. „Es gibt keine Vorgabe seitens der Stadt Mannheim“, erklärt eine Sprecherin. Doch zumindest zwei der drei ständigen Vertreter der Stadt sind nicht als Verfechter des Raddampfers bekannt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Museumsschiff des Mannheimer Technoseums: Jede Chance nutzen