Verkehr

Was sollten Autofahrer tun, wenn der ADAC nicht kommt?

Eine Mannheimerin erlebt den Albtraum jedes Autofahrers: Ihr Fahrzeug geht mitten auf der Kreuzung kaputt - und das Abschleppen dauert. Wie handelt man in diesem Fall richtig? Wir haben bei ADAC und Polizei nachgefragt

Von 
Jessica Scholich
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Insbesondere bei kalten Temperaturen wie aktuell in Mannheim und der Region kann es laut ADAC zu längeren Wartezeiten kommen. © dpa/Marcus Brandt

Mannheim. Morgens gegen 10 Uhr am Mannheimer Aubuckel: Eine junge Frau wartet mit ihrem Auto ganz vorne an der roten Ampel. Sie ist auf der B 38a in Richtung Innenstadt unterwegs zur Arbeit. Als die Ampel an der viel befahrenen Kreuzung auf grün springt, will sie losfahren – doch ihr Auto will das nicht. Verzweifelt ruft sie den ADAC an, um ihr Auto abschleppen zu lassen. Doch sie erhält nur die ernüchternde Antwort: „Wir haben aktuell zu viele Einsätze. Es kann bis zu drei Stunden dauern, bis jemand kommt.“

Wie handeln Autofahrerinnen und Autofahrer in einem solchen Fall richtig? Das hat diese Redaktion den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) sowie das Polizeipräsidium Mannheim gefragt.

Bei Panne an gefährlicher Stelle: Polizei anrufen

Zuallererst sei es wichtig, andere Verkehrsteilnehmende umgehend auf die Panne aufmerksam zu machen, erklärt ein Sprecher der Polizei. Das bedeute konkret: Warnblinker einschalten, Warnweste anziehen und ein Warndreieck aufstellen. Sollte es noch möglich sein, sei es natürlich ratsam, das Fahrzeug an einer sicheren Stelle wie einer Parkbucht abzustellen.

Erst dann sollte man die Pannenhilfe kontaktieren – und die Polizei, „wenn das Fahrzeug an einem besonders gefährlichen Ort, wie beispielsweise in einem Kurvenbereich oder mitten auf der Kreuzung steht“, so der Sprecher. Auch ein Unternehmenssprecher des ADAC betont, dass „unbedingt zuerst die Polizei unter 110 gerufen werden muss“, sofern das defekte Fahrzeug die Verkehrssicherheit gefährde.

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Weiterhin rät das Polizeipräsidium Mannheim davon ab, im Inneren des Pannenfahrzeugs auf das Eintreffen der Einsatzkräfte oder des Abschleppdienstes zu warten. „Es kommt regelmäßig vor, dass andere Verkehrsteilnehmende die Absicherung nicht oder zu spät wahrnehmen und dann mit dem Pannenfahrzeug kollidieren“, erklärt der Polizeisprecher.

Es sei daher sicherer, zum Beispiel hinter einer Leitplanke oder auf einem Grünstreifen neben der Fahrbahn zu warten. „Allerdings sollte man sich noch in Sichtweite des Fahrzeugs befinden und das Abschleppfahrzeug oder die Polizei bei Eintreffen auf sich aufmerksam machen“, ergänzt der Sprecher.

Auto von Mannheimerin auf Fahrradweg abgestellt – ist das erlaubt?

Auch die Mannheimer Autofahrerin ruft die Polizei. Die Beamtinnen und Beamten sind in wenigen Minuten vor Ort, sichern die Stelle ab und schieben mit vereinten Kräften ihr Auto zur Seite, damit dieses nicht weiter die Kreuzung blockiert. Dann lässt sie sich von einer Freundin abholen und zur Arbeit fahren. Dort wartet sie auf den erlösenden Anruf des ADAC – während ihr Fahrzeug nun zwar sicher, aber mitten auf einem Fahrradweg steht.

Muss sie daher mit einer Strafe rechnen? Generell gelte, dass Autofahrerinnen und Autofahrer bei einer Panne die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs möglichst wenig beeinträchtigen sollten, so der Sprecher des Mannheimer Polizeipräsidiums. „Hierbei kann es im Einzelfall zu einem Konflikt zwischen zwei rechtswidrigen Verhaltensweisen kommen.“

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Denn es sei weder erlaubt, eine Kreuzung zu blockieren, noch sei es korrekt, auf einem Gehweg zu parken. Dazu gibt der Mannheimer Polizeisprecher den Hinweis: „Sowohl die Polizei wie auch die Ordnungsämter haben einen Ermessensspielraum und in der Regel wird nach gesundem Menschenverstand entschieden.“

ADAC: Winterliche Temperaturen sind ein Problem

Dass es überhaupt zu solch langen Wartezeiten kommt, bis der Pannendienst vor Ort ist, ist nach Angaben des ADAC-Sprechers den aktuell sehr niedrigen Temperaturen geschuldet: „Das Pannenaufkommen ist aufgrund streikender Batterien derzeit sehr hoch.“ Eine Wartezeit von bis zu drei Stunden liege dennoch weit außerhalb der Norm.

Generell erreichten den ADAC nach extrem kalten Nächten „schon mal doppelt so viele Notrufe wie an einem ,normalen’ Januar-Morgen“. Auch sei das Einsatzaufkommen im Winter tendenziell höher als im Sommer – „aber das hängt sehr stark davon ab, wie streng der Winter ausfällt“.

Und wie sieht es aus, wenn man mit dem Auto liegen bleibt, aber kein Mitglied beim ADAC ist? Auch Nichtmitgliedern komme der Pannendienst zur Hilfe, sofern „es die Situation zulässt“, erläutert der Sprecher. Die Kosten dafür seien vom Aufwand sowie der Strecke abhängig und würden von den Abschleppunternehmen individuell festgelegt. Bei einer Panne kurzfristig Mitglied zu werden, sei allerdings nicht möglich: „Eine Mitgliedschaft lässt sich erst anschließend für eine mögliche neue Pannensituation abschließen.“

Auto von Mannheimerin nach rund zweieinhalb Stunden abgeschleppt

Nach rund zwei Stunden und 30 Minuten klingelt dann auch das Handy der betroffenen Mannheimerin: Der Abschleppdienst ist nun auf dem Weg zu ihrem Auto, um es in eine Werkstatt zu bringen.

Redaktion

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