Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer Rheindamm: Ist die einfache auch die bessere Lösung?

Kann es so einfach sein? Spundwand rein und alle Probleme am Mannheimer Rheindamm sind gelöst? Das ist – zugegeben sehr stark verkürzt – die Aussage von Ronald Haselsteiner, dessen Gutachten die Stadt Mannheim in das Genehmigungsverfahren zur anstehenden Sanierung des Deichs im Süden der Stadt einbringt.

Haselsteiners fast schon umjubelter Auftritt vor dem Ausschuss für Umwelt und Technik des Mannheimer Gemeinderats bringt das gute alte Rasiermesser des Scholastikers Wilhelm von Ockham (1288-1347) ins Spiel. Das besagt sinngemäß, dass von allen möglichen Erklärungen die einfachste auch die wahrscheinlichste ist. Also: Mit Spundwand geht die Sanierung viel schneller, wird billiger, hält länger, schützt besser vor Hochwasser, ist umweltfreundlicher und macht vor allem die Fällung von 1000 Bäumen „überflüssig“.

Gefragt nach exakten Zahlen – etwa bei den Kosten, der Bauzeit und der Anzahl der betroffenen Bäume – hat Haselsteiner bei seiner kurzen Präsentation im Stadthaus eher ausweichend geantwortet. Details müsse man „noch ausrechnen“. Wir glauben fest an Ockhams Rasiermesser. Und wünschen uns mit den Bürgerinitiativen im Stadtteil Lindenhof und mit Mannheims Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne), dass die heftigst umstrittene Dammsanierung genauso geht wie Haselsteiner vorgibt.

Ihren politischen Erfolg am Deich hat die Bürgermeisterin nun auch auf Druck der Bürgerinitiativen an die Spundwand-Lösung geknüpft. Bleibt die Frage: Was ist mit den Deichbau-Experten des zuständigen Regierungspräsidiums? Haben die keine Ahnung vom Geschäft? Oder warum verfolgt die Behörde jahrelang gegen erbitterten Widerstand eine suboptimale Sanierungslösung? Eine einfache Antwort à la Ockham ist: Behörden müssen sich an das Klein-Klein der Zahlen und Paragrafen halten. Und: Die Mühlen der Verwaltung mahlen langsam. Dem muss die Spundwand standhalten – und hat dazu gute Chancen. Sie ist die einfache Lösung.