Jugendliche gesucht

Was jüngere Menschen gegen Klimaangst tun können

ZI-Forscher suchen 14- bis 25-Jährige, bei denen allein das Denken an den Klimawandel das Wohlbefinden trübt. Wie Klimaangst Jüngere trifft und was man tun kann.

Von 
Lea Seethaler
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Fridays for Future-Protest: Die junge Generation auf der Straße. © picture alliance/dpa

Mannheim. Bei ungefähr 65 Prozent der jungen Menschen lösen Gedanken an den Klimawandel negative Gefühle aus, teilen Wissenschaftler des Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim mit. Manchmal führten diese Gefühle auch zu vielem Grübeln, einem angespannten Blick auf die Zukunft oder Hilflosigkeit. Auch wenn solche Gefühle völlig normal seien, können sie unser Wohlbefinden und unser Leben beeinflussen, betont das ZI. Nun suchen die Forschenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die solche Gefühle haben.

Genauer will das Team um Ulrich Reininghaus herausfinden, ob ein digitales Training helfen kann, besser mit dem Thema Klimawandel umzugehen. Dazu untersucht sein Team in dieser Studie die Machbarkeit des Trainings. Per Smartphone-App soll das Training dabei unterstützen, die eigene psychische Gesundheit zu stärken. Es soll Strategien vermitteln, wie man gut mit den eigenen Gefühlen umgehen kann und wie man das Leben nach den Dingen ausrichten kann, die einem wichtig sind.

14- bis 25-Jährige gesucht: Mannheimer Studie zu Klimawandel und Mental Health

Teilnehmen können Personen zwischen 14 und 25 Jahren bei denen das Thema Klimawandel Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden hat.

Die Studie läuft wie folgt ab: Man meldet sich und das ZI-Team erklärt die Studie genauer bei einem persönlichen Treffen am ZI oder per Videokonferenz. Wer der Studienteilnahme zustimmt, bekommt nach einem kurzen Gespräch und ein paar Fragebögen Info, ob er oder sie für das Training in Frage kommt.

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Über eine Smartphone-App an sechs Tagen im Alltag sowie über einmalig einige Fragebögen muss man dann berichten, wie es einem geht. Anschließend hat man sechs Wochen lang über eine weitere Smartphone-App Zugang zum Training und nutzt es im Alltag. Eine Psychologin oder ein Psychologe unterstützt in drei Terminen beim Erlernen der neuen Strategien.

Im Anschluss an das Training und nach vier Wochen soll man erneut über Fragebögen und über eine Smartphone-App im Alltag berichten, wie es einem geht.

Für die Vorbefragung erhält man fünf Euro, auch wenn man nicht für die weitere Teilnahme in Frage kommen sollte, betont das ZI. Für die Teilnahme an allen Studieninhalten kannst man eine Aufwandsentschädigung von bis zu 110 Euro erhalten.

Kontakt zum Studienteam unter:

Tel.: 0621/1703 -1960, E-Mail: advance-studie@zi-mannheim.de

Was man gegen Klimaangst im Alltag tun kann

  • Informieren: Beschäftigt man sich mit dem Klimawandel und den Auslösern, ergeben sich durchaus Lösungsansätze. Daraus kann man für sich selbst ableiten, wie man einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten kann. Sei es das Einsparen von Plastik, das Fahrrad gegen das Auto einzutauschen oder saisonal einzukaufen.
  • Gefühle akzeptieren: Sich gleichzeitig vor Augen zu führen, dass das man selbst nur einen gewissen Handlungsspielraum hat und zu akzeptieren, dass die eigenen Möglichkeiten beschränkt sind, kann im Umgang mit Klimaangst helfen. Selfcare, also sich selbst etwas Gutes tun und dafür zu sorgen, dass man positive Momente im Alltag schafft, können als Ausgleich wirken.
  • Sorgen teilen: Sich mit anderen auszutauschen kann einem etwas Last abnehmen - egal ob mit Familie, Freunden oder Mitschülern. „Es kann helfen, es auf der Gefühlsebene etwas zu verdauen und auch eine andere Einstellung zu den Problemen zu entwickeln. Auch das, was wir nicht ändern können, akzeptieren zu lernen, kann hilfreich sein“, sagt Katharina van Bronswijk, psychologische Psychotherapeutin und Sprecherin bei Psychologists und Psychotherapists for Future.
  • Zusammen ist man stärker: Sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen und diese mit anderen zu teilen, kann bei der Bewältigung von Angst hilfreich sein. In einer Gruppe fühlt man sich weniger allein, kann sich gegenseitig unterstützen und nach Lösungen suchen. Van Bronswijk: „Einer der wichtigsten Aspekte ist das Gefühl, kollektive Wirksamkeit zu erleben, also mit anderen gemeinsam die großen Stellschrauben bewegen zu können.“
  • So kann man sich in einer Umweltgruppe engagieren, in einer Studentenorganisation oder einem anderen Verein - hier kann man gemeinsam etwas für die Umwelt tun und auch politisch aktiv werden. Das Engagement in Gemeinschaften oder Initiativen, die sich für den Klimaschutz einsetzen, kann ebenfalls so ein Gefühl der Handlungsfähigkeit und Kontrolle zurückgeben und so zur Linderung der Klimaangst beitragen.

Warum vor allem junge Menschen Klimaangst haben

Zwar sind heute besonders viele, vor allem junge Menschen von der Sorge um die Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Doch Klimaangst ist nichts Neues. Sie gibt es, seit Menschen klar wurde, was der Klimawandel für sie und den Rest der Welt bedeutet. Aber: „Die Ursache der Gefühle war vor mehreren Jahrzehnten noch nicht so unmittelbar erlebbar und so präsent, wie das jetzt der Fall ist“, sagt Sebastian Karl, Arzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZI.

Dass vor allem Jüngere unter Klimaangst leiden, hat zwei Gründe: Zum einen werden sie im Alter die negativen Auswirkungen des Klimawandels miterleben und mit ihnen umgehen müssen. „Bei ihnen ist tatsächlich die Belastung, die durch diese Gefühle entsteht, höher, weil es eben konkret um ihre Zukunft geht“, so Katharina van Bronswijk. Dazu kommt, dass Kinder und Jugendliche in einer vulnerablen Phase ihres Lebens nicht so souverän mit Emotionen umgehen können wie Erwachsene.

Wenn die Angst zu stark wird

Bei Klimaangst handelt es sich nicht um eine Erkrankung, sondern um eine natürliche Reaktion, sie ist daher erst mal nicht behandlungsbedürftig. Jedoch können die Sorgen ums Klima psychische Erkrankungen auslösen oder zumindest mitbedingen. Wenn man sich von der Angst so weit im Alltag beeinträchtigt fühlt, dass man diesen nicht mehr so bewältigen kann wie vorher, kann man mit professioneller Hilfe therapeutische Gegenmaßnahmen ergreifen und die Angst lindern. (mit dpa)

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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