Rauschgift

Was in Mannheims Drogenszene konsumiert wird

Heroin, Kokain, Schmerzmittel: Auch in Mannheim werden Drogen konsumiert. Der Geschäftsführer des Drogenvereins Mannheim erklärt, welche Substanzen im Umlauf sind und wie viele Drogentote es in Mannheim gab

Von 
Timo Schmidhuber
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Mannheim. Der Lachgas-Konsum ist das aktuellste Thema, mit dem sich der Mannheimer Drogenverein beschäftigt. Die Substanz löst einen Rausch aus und kann zu Nervenstörungen und sogar zum Tod führen. In Mannheim ist daran bislang zwar niemand gestorben - am Konsum anderer Substanzen aber schon. Fünf Drogentote gab es in der Stadt vergangenes Jahr. Ein Überblick.

So viele Drogentote gab es 2023 in Mannheim

Unter den fünf Opfern, die direkt am Rauschgift-Konsum gestorben sind, waren laut Philip Gerber vom Drogenverein drei Heroinabhängige, die einem gemeinsamen Konsum von Heroin und anderen Substanzen wie Schmerzmitteln erlagen. Bei einer Person war Amphetamin für den Tod verantwortlich, bei einer weiteren Kokain. Fünf Todesopfer - das bedeutet mit Blick auf die letzten Jahre einen historischen Tiefstand. 2021 und 2022 zum Beispiel waren jeweils 13 Drogentote zu beklagen.

Das wird in Mannheims Drogenszene konsumiert

Der Großteil der knapp 1300 vom Drogenverein betreuten Personen ist heroinabhängig, rund 250 nehmen Haschisch oder Marihuana. Bei den Kokain-Konsumenten habe es zuletzt Zunahmen gegeben, berichtet Gerber. „Kokain hat inzwischen mehr gesellschaftliche Akzeptanz, gleichzeitig ist derzeit viel von der Droge auf dem Markt, und sie ist vergleichsweise günstig zu bekommen.“ Das reizbar und extrem süchtig machende Crack - mit Backpulver verbackenes Kokain - dagegen ist nach Angaben des Drogenverein-Geschäftsführers in Mannheim nicht verbreitet.

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Gleiches gilt für das in Norddeutschland aufgetauchte Flex, was als die am stärksten süchtig machende Droge gilt und Körpergewebe zerfallen lässt. Auch die Substanz Tranq, hinter der ein Tierbetäubungsmittel steckt und die regelrechte Wunden in den Körper frisst, ist auf dem Mannheimer Markt derzeit kein Thema.

Das ist der Sachstand beim Drogen-Konsumraum in Mannheim

Der Gemeinderat hat im Sommer den Grundsatzbeschluss gefasst, in Mannheim einen Drogen-Konsumraum einzurichten, in dem sich Abhängige unter hygienischen Bedingungen Heroin spritzen können. Der Drogenverein würde den Raum gerne in seinem Gebäude in K 3 einrichten - das ist auch der einzige Standort, der dazu bislang im Gespräch ist.

Es gab aber Einwendungen aus der Nachbarschaft. In Workshops mit allen Beteiligten werde der Standort nun geprüft, berichtet Gerber. Er hofft für den Frühsommer auf einen Finanzierungsbeschluss durch den Gemeinderat - und auf eine Eröffnung des Raums Anfang 2024.

So bewertet der Mannheimer Drogenverein die geplante Cannabis-Freigabe

Die von der Ampel-Koalition geplante Freigabe von Cannabis beschäftigt auch den Mannheimer Drogenverein. Eigentlich hatte die Bundesregierung geplant, den Anbau und den Verkauf in die Hand von lizenzierten Unternehmen zu geben und so die organisierte Kriminalität auszuschalten. Doch das scheiterte an internationalem Recht.

Das überarbeitete Konzept sieht nun vor, dass Erwachsene bis zu drei Pflanzen privat anbauen können und auch der Anbau in Cannabis-Clubs erlaubt ist. Darüber hinaus sollen Erwachsene 25 Gramm legal besitzen dürfen - was auf dem Schwarzmarkt gekauft sein kann.

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Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Gesetzesvorlage im Februar zur Abstimmung bringen. Doch an dem Projekt gibt es viel Kritik, auch aus der SPD-Fraktion im Bundestag. Gerber sieht das überarbeitete Konzept ebenfalls kritisch. „Weil es einen extremen Regelungsbedarf nach sich zieht und es auch nicht verhindert, dass es nach wie vor einen kriminellen Drogenmarkt gibt, auf dem auch Cannabis mit schädlichen Beimengungen angeboten wird.“

Trotzdem findet der Drogenverein-Geschäftsführer das überarbeitete Konzept immer noch besser, als wenn gar nichts passiert. „Denn grundsätzlich ist es richtig, den Cannabis-Konsum zu entkriminalisieren.“

Infos und Hilfe: www.drogenverein-mannheim.de

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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