Mannheim. „Zeigt uns eure Schule – und eure Arbeit!“ – unter diesem Motto besucht der Landesverband der Bildungsgewerkschaft GEW immer Mal wieder Schulen – und nimmt dazu Landespolitiker unterschiedlicher Parteien mit. Jetzt kamen die Landesvorsitzende Monika Stein und ihre Stellvertreterin aus Mannheim, Ricarda Kaiser, einen Tag lang an die Astrid-Lindgren-Ganztagsgrundschule auf der Hochstätt. Mit dabei: fünf Vertreterinnen und Vertreter der SPD, angeführt vom früheren Kultusminister und jetzigen Chef der SPD-Landtagsfraktion, Andreas Stoch.
„Soziales Lernen“ steht auf dem Stundenplan
Schulleiterin Sylvie Ruckh, ihr Stellvertreter Manuel Rüttinger und das Kollegium ermöglichten den Gästen, zu denen auch Bildungsbürgermeister Dirk Grunert gehörte, Einblicke in den Unterricht und ins Konzept. Sie verdeutlichten dabei, vor welchen Herausforderungen die Schule in dem sozial benachteiligten Stadtteil steht und wie wichtig das Ganztagsangebot für viele Kinder ist.
Zum Schulkonzept gehört zum Beispiel ausdrücklich und als fester Bestandteil des Stundenplans „Soziales Lernen“. Stichworte sind unter anderem einander zuhören, miteinander arbeiten, aber auch Selbstwertgefühl stärken. Zum Einsatz kommt dabei das Lehrwerk „Teamgeister“. Alle Kinder der ersten und zweiten Klassen durchlaufen eine von der Sozialarbeiterin und einer Lehrerin geplante Einheit zum Thema „Soziales Handeln – sozial behandelt werden“. Und insbesondere Dritt- und Viertklässler werden als „Pausenengel“ vom Kollegium während der Hofpausen eingebunden.
In der Abschlussrunde mit Politikern, Gewerkschaftsvertretern und Lehrkräften kamen die vielen „Baustellen“ im Bildungsbereich zur Sprache. Zum Beispiel die unterschiedliche Bezahlung von Grundschul- und Gymnasiallehrern, die zu großen Klassen oder die zu geringe Zeit für gezielte Förderung.
Wie gut der Besuch von GEW und SPD ankam, brachte unter anderem Lehrer Steffen Kling auf den Punkt: „Ich fand schön, mal gehört zu werden“, die Wertschätzung für die Arbeit vor Ort tue gut. Konrektor Manuel Rüttinger freute sich über die Gelegenheit, allen zu zeigen, „dass wir hier an einem Strang ziehen“ und im Sinne der Kinder „ganz viele Dinge auf den Weg bringen“.
Schulleiterin Sylvie Ruckh richtete den Blick bei aller Kritik auf die Möglichkeiten, die sich zurzeit unter anderem durch das Startchancen-Programm von Bund und Land bieten. Für sie gibt es einen „kleinen Hoffnungsschimmer, dass sich etwas ändert und zum Positiven wendet“. Wie gut es bereits jetzt an der Lindgren-Schule laufe, betonte die GEW-Chefin in ihrem Fazit. Monika Stein zeigte sich „völlig beeindruckt“ davon, „was hier alles läuft und wie Sie es schaffen, Kinder so zu begleiten, wie sie das brauchen“.
Begonnen hat die GEW-Besuchsreihe Oktober 2023 in der Grundstufe einer Heilbronner Gemeinschaftsschule gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Grünen. Kultusministerin Theresa Schopper war im Mai in einer Freiburger Werkrealschule mit von der Partie – wo sie sich Kritik an einem kurz zuvor gefassten Beschluss anhören musste. Die Vorgabe aus Stuttgart, den Werkrealschul-Abschluss künftig abzuschaffen, sei gar nicht gut angekommen.
Im Oktober reist die GEW gemeinsam mit CDU-Vertretern zu einer Gemeinschaftsschule in Blaubeuren, einen weiteren Termin soll es mit der FDP geben – immer mit dem Ziel, die Politiker mit der Realität vor Ort zu konfrontieren.
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