Mannheim. Nach Jahren des Wartens und vielen Worten und Diskussionen folgen jetzt erstmals Taten: An der Waldschule in der Gartenstadt haben die Vorarbeiten zur Aufstellung von Containern begonnen, die übergangsweise bis zum Bau eines neuen Klassentrakts vier Klassenzimmer zur Verfügung stellen sollen. Platz finden diese Container „auf einer bisher ungenutzten Freifläche vor der Sporthalle“, wie das städtische Bildungsdezernat dem „Mannheimer Morgen“ auf Anfrage mitteilt.
Bis vor kurzem konnten dort, zur Walkürenstraße hin, noch Autos parken, jetzt trennt ein Bauzaun das Gelände vom Gehweg ab. Es liegt außerhalb des eigentlichen Schulgeländes. Eltern, denen das schon aufgefallen ist, zeigten sich wenig begeistert. Doch die Verwaltung nennt dafür gleich zwei Gründe. Zum einen könne „durch eine geschickte Planung hier auf Baumfällungen verzichtet werden“. Zum anderen habe man den „kürzest möglichen Weg für die Anbindung an die Versorgungsleitungen gewählt, um die notwendigen Bodenarbeiten auf ein Minimum zu reduzieren“.
Schon seit Jahren die „allerletzte Besenkammer“ genutzt
Das Ganze sei zugleich „eine saubere und rutschfeste Variante“, der Verbindungsweg zum Schulgebäude werde „aus Kunststoffplatten hergestellt, welche auch den geringsten Eingriff in die Geländeoberfläche darstellen“.
Der geplante neue Klassentrakt, der auf die zwischenzeitliche Nutzung der Container folgen soll, ist als Ersatz für den so genannten C-Bau vorgesehen. Seit Jahren gammelt dieser C-Bau vor sich hin: zwei Klassenräume und ein kaum nutzbarer dritter Raum, das Ganze in unterirdischem Zustand - und obendrein gibt’s noch ein Nagerproblem.
Gebraucht werden die beiden Zimmer dennoch, denn an der Werkreal- und Realschule im nordöstlichen Mannheimer Stadtteil herrscht seit langem akute Raumnot. Deshalb müssen vor dem Abriss des C-Baus und bis zur Fertigstellung des Neubaus übergangsweise Container gestellt werden.
Schon vor mehr als vier Jahren sprach Schulleiter Jörg Schuchardt davon, man müsse „die allerletzte Besenkammer als Zimmer nutzen“, um den Unterrichtsbetrieb stemmen zu können. Seitdem sind die Schülerzahlen weiter gestiegen. Eine Folge davon: zwei Wanderklassen, die ständig umziehen müssen.
Im Grunde unstrittig ist, dass für die gesamte Waldschule eine umfangreiche Sanierung erforderlich ist. Aber das kann noch sehr lange dauern. Deshalb steht zur Lösung der Platzprobleme zunächst die Errichtung des neuen „C-Baus“ an. Im März teilte die Verwaltung dazu mit, die Fertigstellung dieses Neubaus sei zwischen Schuljahresbeginn 2025/26 und Frühjahr 2026 geplant.
Der erste Schritt bis dahin: die Interims-Container an der Walkürenstraße. Sie sollen „zu Beginn des kommenden Schuljahres bezugsfertig sein“, so die Verwaltung. Dieses Vorgehen entspreche „genau der Planung“, die dem Gemeinderat im März vorgelegt worden sei. Wenn die Container stehen und benutzt werden können, folgt der zweite Schritt: der Abriss des maroden C-Baus.
Der dritte Schritt der Gesamtmaßnahme, für die nach derzeitigem Stand 10,3 Millionen Euro zu Buche schlagen: Bau des neuen Klassentrakts, der den Namen „Waldhaus“ tragen soll. Und das soll größer werden als zunächst geplant. Ursprünglich hätte er sechs Klassenzimmer und zwei Differenzierungsräume beherbergen sollen. Im April 2023 teilte Bildungsbürgermeister Dirk Grunert mit, der Ersatz für den C-Bau solle „nicht eingeschossig, sondern zweigeschossig“ errichtet werden - um frühzeitig mehr Platz für die Waldschule zu schaffen.
Erstmalig in Mannheim: geschlechtsneutrale Toiletten
In der Ausschusssitzung im März präzisierte die Verwaltung, was das konkret bedeutet: „Das Volumen besteht aus zwölf Klassenzimmern, vier Differenzierungsräumen, einer Lehrer*innen-Station, den dafür erforderlichen WC-Bereichen und Flächen für Lehr- und Lernmittel sowie sich aus der Architektur ergebenden Freiflächen, die ebenfalls für schulische Zwecke wie zum Beispiel Videopräsentationen oder Vorführungen genutzt werden können.“
Erstmals für eine Schule in Mannheim soll es an dieser Stelle „geschlechtsneutrale Toiletten sowohl für Schüler*innen als auch für Lehrer*innen“ geben. Ebenfalls erstmalig für ein Schulgebäude komme eine Wärmepumpe. Die „damit betriebenen Deckensegel, welche im Winter zur Erwärmung der Klassenräume dienen, können im Sommer auch zur Spitzenlastkühlung genutzt werden“, so die Verwaltung.
Immer wieder hatte es bei dem Projekt Verzögerungen gegeben. Schon bei den Haushaltsberatungen 2019 beschlossen die Gemeinderäte, die räumliche Situation anzugehen - allerdings erst ab 2023. Spätestens im vergangenen Sommer sollte es eigentlich losgehen mit dem Bau eines neuen Klassentrakts, der ab diesem Herbst zur Verfügung stehen sollte.
Aber dann, im Februar 2023, mussten die Pläne vorerst gestoppt werden, weil die Verwaltung ziemlich unerwartet baurechtliche Probleme aufs Tapet brachte. Ende April 2023 präsentierte die Stadt eine neue Lösung und teilte mit, zumindest die Übergangscontainer sollten im September 2023 zur Verfügung stehen. Anfang September hieß es dann, das Ganze verzögere sich um ein halbes Jahr - inzwischen ist ein ganzes daraus geworden.
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