Kommentar Gartenschauen: Was das große Mannheim vom kleinen Wangen lernen kann

Zwischen der Bundesgartenschau Mannheim und der derzeitigen Landesgartenschau Wangen gibt es interessante Parallelen. Manches wird dort besser gemacht, findet Peter W. Ragge.

Veröffentlicht
Kommentar von
Peter W. Ragge
Lesedauer

Parallelen zwischen der kurpfälzischen Metropole Mannheim und der oberschwäbischen Kleinstadt Wangen zu ziehen – das klingt eher abwegig. Das ist es aber nicht, weil im Allgäu gerade eine Landesgartenschau läuft, die Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zur Bundesgartenschau Mannheim aufweist.

Beide Veranstaltungen sind der Beweis, dass das Konzept der Gartenschauen keineswegs veraltet, sondern hochaktuell ist. Die Erschließung von Spinelli in Mannheim wie auch jetzt die Projekte in Wangen und zuvor bereits die Buga Heilbronn und die Landesgartenschau Landau belegen, dass Gartenschauen ganz hervorragende Instrumente der Stadtgestaltung und Entwicklung von Brachflächen sind.

Renaturierung des Flussufers macht Mut

Das ist die Gemeinsamkeit – denn was bei uns das Spinelli-Areal war, wo die Bevölkerung viele über Jahrzehnte ausgesperrt wurde, das ist im Allgäu ein lange verfallendes Industriegelände einer Spinnerei. Auch eine Renaturierung des Flussufers gibt es in Wangen und in Mannheim am Neckar. Allerdings gelingt dort das, was Mannheim seit Ende der 1990er Jahre („blau–mannheim-blau“) nur diskutiert, nicht realisiert: die Menschen, das Leben an die Ufer zu holen. Das könnte auch bei uns Mut machen, das Ziel weiterzuverfolgen.

Zwar wird in Wangen der Begriff der Nachhaltigkeit nicht so arg strapaziert wie im Vorfeld von 2023 in Mannheim – aber sie wird umso mehr praktiziert. Viele, ja sehr viele Projekte sind von Beginn an auf Dauer angelegt. Das waren bei uns nur die „Neue Parkmitte“ im Luisenpark und die Spielplätze auf Spinelli. Der Holzpavillon der Metropolregion steht derzeit nur noch, weil man ihn nicht losgeworden ist – und die Stadt weiß nichts damit anzufangen.

Was soll aus Spinelli in der Zukunft werden

In Wangen ist seit Anfang an klar, dass zwei ebenso innovative Holzbauprojekte – der Aussichtsturm und ein Holz-/Flachspavillon – auf Dauer bleiben sollen. Seit Ende August unternimmt der Oberbürgermeister von Wangen, wie schon zur Planungsphase der Landesgartenschau, Bürgerspaziergänge zur Frage, was auf dem Gelände nach der Schau passieren soll, und bittet um Nachnutzungsideen.

In Mannheim hat man, getrieben von übertriebenen Naturschutzforderungen nach einem völligen Freiraum, auf Spinelli leider erst weitgehend Tabula rasa gemacht und Chancen versäumt, wertvolle Dinge zu erhalten. Die Bürgerbeteiligung, was aus dem Areal langfristig werden soll, beginnt gerade erst. Insofern kann man auch in der Großstadt vom kleinen Wangen etwas lernen.

Redaktion Chefreporter

VG WORT Zählmarke