Mannheim. In den vergangenen Wochen ist viel über die Gas- und Strompreisbremsen geredet worden. Fast zwei Drittel aller Haushalte in Mannheim heizen jedoch mit Fernwärme. Ein Überblick darüber, welche Unterstützungen es für sie gibt - und wo der Haken dabei ist.
Gibt es für Fernwärmekunden auch staatliche Hilfen?
Die gute Nachricht lautet: ja. Im Prinzip erhalten diese Haushalte ähnliche Unterstützungen wie die mit Gasheizung. Konkret bedeutet das: Als Soforthilfe wird ihnen der Dezember-Abschlag erstattet. Zudem will der Staat als längerfristiges Hilfsangebot auch bei der Fernwärme eine Preisbremse einführen.
Wie funktioniert das mit dem Dezember-Abschlag?
Um die Bürger schnell zu entlasten, bezahlt der Staat ihnen für einen Monat die Heizkosten. Ablaufen soll das für die Fernwärmekunden der MVV folgendermaßen: Der monatliche Abschlag wird wie gewohnt eingezogen oder überwiesen. Im Gegenzug überweist die MVV dann noch im Laufe des Dezembers den Verbraucherinnen und Verbrauchern Geld auf ihr Konto zurück - und zwar 120 Prozent des September-Abschlags. Die Kundinnen und Kunden müssen also nichts tun.
Warum wird hin- und herüberwiesen und nicht wie beim Gas eine Abschlagszahlung ausgesetzt?
Genau erklärt die MVV nicht, weshalb sie sich zu diesem Vorgehen entschlossen hat. Für die Endkundinnen und -kunden dürfte das jedoch der bequemste Weg sein: Schließlich überweisen die meisten die Abschlagszahlungen für die Fernwärme nicht an die MVV, sondern mit der Miete an ihren Vermieter. Durch diese Variante müssen sie ihre Daueraufträge nicht extra für einen Monat ändern, sondern bekommen das Geld einfach aufs Konto überwiesen - mit freundlichen Grüßen von der Bundesregierung. Dass es sich sogar um mehr als einen monatlichen Abschlag handelt, haben sie ebenfalls dem Staat zu verdanken: Um eventuelle weitere Preissteigerungen aufzufangen, werden 120 Prozent erstattet.
Wie funktioniert das mit der Fernwärmepreisbremse?
Diese gilt von Januar 2023 bis April 2024 - wobei die Entlastungen für die ersten beiden Monate erst im März verrechnet werden. Durch die Bremse müssen die Kunden für 80 Prozent ihres bisherigen Verbrauchs maximal 9,5 Cent pro Kilowattstunde bezahlen. Für den Rest wird der volle Marktpreis fällig - damit ein Anreiz zum Energiesparen bestehen bleibt. Allerdings haben die Mannheimerinnen und Mannheimer von diesem Preisdeckel erst einmal gar nichts.
Warum haben Fernwärmekunden der MVV nichts von der Bremse?
Das Unternehmen verlangt zurzeit pro Kilowattstunde 6,18 Cent - also deutlich weniger als den von der Bundesregierung festgelegt Maximalpreis von 9,5 Cent. Das bedeutet, in Mannheim muss aktuell gar nichts gedeckelt werden, weil der Preis unter der Obergrenze liegt.
Kann es sein, dass die MVV den Fernwärmepreis erhöht?
Das ist durchaus möglich - allerdings frühestens zum 1. Juli des kommenden Jahres. Immer zu diesem Termin kann das Unternehmen den Preis verändern. So hat es ihn in diesem Sommer um rund 17 Prozent erhöht.
?Wovon hängt der Fernwärmepreis eigentlich ab?
Die MVV berechnet den Verbrauchspreis eigenen Angaben zufolge nach einer speziellen Formel. Die wesentlichen Faktoren dabei sind: der Kohlepreis, der Lohnindex, der Gaspreis und - etwas geringer gewichtet - der Heizöl- und Strompreis. Tendenziell sind die meisten dieser Werte zuletzt deutlich gestiegen - weshalb es nicht verwunderlich wäre, wenn auch die Fernwärme ab Sommer teurer werden würde. Da die endgültigen Zahlen aber noch nicht vorliegen, lässt sich auch keine konkrete Prognose abgeben.
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Ist Fernwärme denn teurer oder günstiger als eine Gasheizung?
Nach Angaben der MVV ist sie zurzeit günstiger. Ein Beispiel: Ein typischer Drei-Personen-Haushalt in einem mit Fernwärme beheizten Mehrfamilienhaus verbraucht dem Unternehmen zufolge pro Jahr im Schnitt 9600 Kilowattstunden. Bei der MVV werden dafür 878 Euro fällig. Ein vergleichbarer Drei-Personen-Haushalt mit Gasheizung komme durchschnittlich auf einen Jahresverbrauch von 10 000 Kilowattstunden. Im Grundtarif des Mannheimer Versorgers müsse die Familie dafür 1844 Euro bezahlen - ohne die Gaspreisbremse. Bezieht man diese ein, ergäben sich Gesamtkosten von 1431 Euro.
Was kostet Fernwärme in anderen Städten?
Kunden der Stadtwerke Heidelberg müssen dem Unternehmen zufolge beim vorliegenden Beispiel eines Drei-Personen-Haushalts mit einem Verbrauch von 9600 Kilowattstunden aktuell 1016 Euro pro Jahr bezahlen. Allerdings wird dieser Preis voraussichtlich ab Januar um rund 50 Prozent steigen, so dass die Kosten dann - ohne Berücksichtigung der Preisbremse - bei rund 1500 Euro liegen. Kunden bei den Stadtwerken Schwetzingen bezahlen bei gleichem Verbrauch zurzeit knapp 1160 Euro, teilt das Unternehmen mit. Doch auch hier wird es ab Januar voraussichtlich um rund ein Drittel teuerer, so dass sich die Gesamtkosten - wiederum ohne Preisbremse - auf rund 1510 Euro pro Jahr erhöhen.
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