Energie

Preisvergleich: Das kostet Gas und Strom in Mannheim und der Region

Die Gas- und Strompreise schießen in die Höhe! Warum ist das so? Zahlen Sie mehr als andere für Ihre Energie? Und wie können Sie trotzdem sparen? Die Hintergründe im großen Vergleich der regionalen Versorger

Von 
Martin Geiger
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Rhein-Neckar. Praktisch alle Verbraucherinnen und Verbraucher dürften in den vergangenen Wochen Post von ihrem Versorger bekommen haben - und meist stand darin wenig Erfreuliches: Die Energiepreise steigen wie befürchtet ganz erheblich an. Ein Überblick.

Wie haben sich die Gaspreise entwickelt?

Das weiß jeder, der das vergangene Jahr nicht auf einer einsamen Insel verbracht hat: Sie steigen rasant. Alleine für die Monate Januar und Februar hat das Heidelberger Vergleichsportal Verivox 386 Erhöhungen registriert. Der Durchschnitt der Preissteigerungen liegt bei 50 Prozent, berichtet Verivox-Sprecher Lundquist Neubauer: „Das sind beispiellose Ausmaße.“ Konkret bedeute das, dass eine exemplarische Familie in einem Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden aufs Jahr gerechnet 1120 Euro mehr bezahlen muss - ohne Berücksichtigung der Gaspreisbremse. Die Rhein-Neckar-Region bildet da keine Ausnahme: Die befragten Unternehmen erhöhen alle die Preise im Grundtarif - manche sogar um mehr als das Doppelte. Die Stadtwerke Viernheim haben ihre Preise nicht mitgeteilt.

Warum steigen die Gaspreise so stark an?

Auch das hat man schon mehrfach gehört: Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die so entstandene Energiekrise haben sich die Großhandelspreise vervielfacht. Dabei war Gas vorher schon teuer, weil nach der Coronakrise die weltweite Konjunktur schneller als erwartet angezogen hatte. Diese Kostensteigerungen geben die Versorger nun mit einer gewissen Verzögerung an ihre Kunden weiter.

Ist das der einzige Grund für die saftigen Erhöhungen?

Nein, der Krieg ist zwar der Hauptgrund, aber nicht der einzige: Laut Verivox-Sprecher sind sowohl beim Gas als auch beim Strom die Netzentgelte zusätzlich um rund 20 Prozent angestiegen: „Das gab’s so auch noch nicht.“ Neubauers Erklärung: Der Ausbau der Netze wird unter anderem aufgrund der höheren Rohstoffpreise ebenfalls teurer. Angesichts dieser Melange machen sich andere Maßnahmen wie etwa die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes kaum bemerkbar.

Wie sieht die Entwicklung bei den Strompreisen aus?

Leider nicht viel besser: 365 Erhöhungen sind Verivox zufolge deutschlandweit für die ersten beiden Monate des neuen Jahres angekündigt. Die durchschnittliche Preissteigerung liegt demnach bei 54 Prozent. Heißt laut Vergleichsportal: Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden muss 704 Euro mehr bezahlen - wenn die Strompreisbremse nicht käme. „So etwas hatten wir in den vergangenen Jahren nicht“, sagt Neubauer. „Sonst waren die Erhöhungen einstellig.“ Der Blick auf die Metropolregion bestätigt das: Alle befragten Versorger verlangen im Grundtarif mehr Geld - teilweise sogar das Doppelte.

Warum wird auch der Strom so viel teurer?

Hauptsächlich liegt das wiederum am Gaspreis. Um das zu verstehen, muss man wissen, wie die Strombörse funktioniert. Vereinfacht gesagt, ist es so: Erzeuger, die etwa mit Windrädern billig produzieren, kommen zuerst an die Reihe. Der Preis orientiert sich aber an dem Kraftwerk, das zuletzt zugeschaltet wird, um den Bedarf zu decken. Ist dieses eine Gasanlage mit sehr hohen Kosten, steigt der Strompreis insgesamt. Aber auch die Preise für Kohle oder CO2-Zertifikate sind im vergangenen Jahr gestiegen. So müssen die Kundinnen und Kunden trotz abgeschaffter EEG-Umlage im neuen Jahr mehr bezahlen.

Kommen die Mehrkosten komplett bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern an?

Nein, denn der Staat hat eine Reihe von Entlastungen geplant. Zu den wichtigsten zählen die Gas- und Strompreisbremsen, die ab dem neuen Jahr gelten sollen.

Wie funktioniert das mit der Gaspreisbremse?

Der Staat deckelt den Preis pro Kilowattstunde auf 12 Cent - allerdings nur für 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs. Für den Rest wird der volle Marktpreis fällig - damit der Anreiz zum Energiesparen bestehen bleibt. Die Bremse soll von Januar 2023 bis April 2024 gelten. Die Ersparnis der ersten beiden Monate wird jedoch erst im März verrechnet.

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Wie funktioniert die Strompreisbremse?

Im Prinzip genauso, nur dass der Preisdeckel hier bei 40 Cent pro Kilowattstunde liegt. Anfang November hat Verivox ausgerechnet, dass die Bürger dadurch bei einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden und einem durchschnittlichen Marktpreis von 48 Cent um rund 14 Prozent oder etwa 260 Euro pro Jahr entlastet würden.

Wie kann ich trotzdem Geld sparen?

Zum einen natürlich, indem man den Verbrauch reduziert. Zum anderen kann es sich - je nach Region - wieder lohnen, den Anbieter zu wechseln. Früher war das der Königsweg, um die Kosten zu drücken. Im Zuge der Krise haben jedoch viele Versorger ihre Sondertarife gestrichen - oder sind ganz vom Markt verschwunden. „Inzwischen gibt es aber durchaus wieder Angebote, die sinnvoll sind“, sagt Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Darum rät er, bei den Versorgern nachzufragen und die Vergleichsportale anzuschauen.

Was muss ich beim Versorgerwechsel beachten?

Keine Geschäfte am Telefon oder an der Haustüre abschließen, rät Bauer - und die Angebote gut prüfen: Wie lange gilt die Preisgarantie? „Von Laufzeiten über zwölf Monaten würde ich die Finger lassen, um auf Marktentwicklungen reagieren zu können“, so der Verbraucherschützer. Aber auch zu kurze Garantien haben einen Haken: „Eine Preisbindung von einem Monat ist unseriös.“ Zudem solle man großen Wert auf die Versorgungssicherheit legen, empfiehlt Bauer: „Was bringt Ihnen der günstigste Versorger, wenn er sich vom Acker macht?“

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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