Mannheim. „Beflügelt“ ist er bisher immer vom Stadtfest nach Hause, sagt Thorsten Riehle. „Man ist völlig fertig, aber es war ein supertolles Wochenende“, erinnert er sich an die Zeit, als er als Capitol-Chef eine Bühne betreute. Nun trägt er als Kulturbürgermeister die Verantwortung für das gesamte Stadtfest und verspricht vom 24. bis 26. Mai „drei wunderschöne Tage bei der größten Open-Air-Veranstaltung mit freiem Eintritt der Region“ mit Programm auf fünf Bühnen. Dazu werden wieder 300 000 Besucher in der Innenstadt erwartet.
Das Stadtfest ist 1991 entstanden, nachdem die Fasnacht wegen des Golfkriegs ausgefallen war. Es wurde anfangs von der Karnevalskommission mit dem Schaustellerverband organisiert, inzwischen von der städtischen Gesellschaft Event & Promotion Mannheim (EPM). Aus der Anfangszeit sind mit Feuerio, „Fröhlich Pfalz“ und „Löwenjäger“ noch drei Karnevalsvereine dabei, was Riehle ebenso begrüßt wie die Weiterentwicklungen des Stadtfests.
Feuerio sorgt für gute Laune, Radio bigFM bringt junge Stars
Dabei sei es inzwischen „eine ganz, ganz große Herausforderung“, die Großveranstaltung zu organisieren, verweist die EPM-Geschäftsführerin Christine Igel auf steigende Kosten für Personal, Infrastruktur und Sicherheit. Ohne die vielen Sponsoren und Partner sowie die Einnahmen aus der Standmiete sei das nicht zu schaffen. Zuletzt zahlte die Stadt zudem für das Bühnenprogramm und die Organisation einen Zuschuss von 126 500 Euro. Der wurde nun um 50 000 Euro erhöht, um höhere Künstlergagen zu ermöglichen.
Auswahl besonderer Programmpunkte 24. bis 26. Mai
- Wasserturm-Bühne: Freitag 19 Uhr Eröffnung mit Oberbürgermeister Christian Specht, 22 Uhr VIZE, Samstag 19.10 Uhr John Noville, 21.15 Uhr Delta Rock, Sonntag 15.30 Uhr Best of Mannheimer Comedy Cup, 16.30 Uhr Jupyter, 20.15 Uhr Holger Bläß & Friends.
- RNF-Bühne am Paradeplatz: Freitag 18 Uhr Eröffnung mit Oberbürgermeister Christian Specht, 20 Uhr Cris Cosmo, Samstag, 18 Uhr Gin Fizz, 21 Uhr Senza Limiti, Sonntag 17 Uhr Just for fun.
- Feuerio-Bühne Planken: Freitag 19 Uhr Schlagerpiraten, Samstag 17.30 Uhr Die drei Prinzen, 19 Uhr Festzeltkommando, Sonntag 11.30 Uhr Big Band im Quadrat, 14.45 Uhr Naro, 15.15 Uhr Die Drei Prinzen.
- Kulturnetz-Bühne Planken: Freitag 21.30 Uhr Mr. Ellis, Samstag 13.45 Uhr Schauspiel Nationaltheater, 15 Uhr Oper „Don Giovanni“, 16.30 Uhr Rhein-Neckar-Theater, 21.30 Uhr Khumo, Sonntag 15 Uhr Joachim Goltz, 16.30 Uhr Trommelpalast, 20.45 Uhr Maiva.
- Kinderfest-Bühne: Freitag 16 Uhr Zauberer Linus Faber, Samstag 14 Uhr Freilichtbühne, 15 Uhr Maskottchentreffen der Region, Sonntag 12 Uhr Tourneeoper, 15 Uhr kurpfälzisches Kammerorchester, 17 Uhr Kinder- und Jugendzirkus Paletti.
„Es ist ganz wichtig, Künstler zu unterstützen, indem man ihnen eine Bühne bietet“, so Kulturbürgermeister Riehle zu einer Aufgabe des Stadtfests. „Aber es ist genauso wichtig, dass sie fair bezahlt werden“, begrüßt er das höhere Budget. „Das braucht man auch, um die Künstler nicht mit einem Trinkgeld abzuspeisen“, bekräftigt Bodo Tschierschke, der Präsident des Feuerio, „und auch die Tontechnik muss ja stimmen“. In Ludwigshafen sei das Budget für das Stadtfest um 100 000 Euro höher, wundert er sich.
Mannheimer Stadtfest: Unterschiedliches Publikum soll angesprochen werden
Als Mannheims größter Karnevals- und Gesellschaftsverein sei der Feuerio weiter gerne dabei, so Tschierschke. „Wir wollen für gute Laune sorgen“, fasst er das hauptsächlich auf Schlager setzende Programm der Feuerio-Bühne zusammen. Ganz andere Töne, vorwiegend für jüngeres Publikum und aus den Reihen der Popakademie, sind am Wasserturm zu hören.
Freitags führt da Radio bigFM Regie, samstags und sonntags Radio Regenbogen. Besonders stolz ist Andreas Ksionsek, Geschäftsführer der Audiotainment Südwest Media, auf die Verpflichtung des Musikprojekts VIZE am Freitagabend. „Zwei Milliarden Streams“, ordnet Ksionsek ein, wie erfolgreich die Gruppe ist. Auf der RNF-Bühne am Paradeplatz - den Truck gibt es nicht mehr - treten regionale Partybands auf.
„Die ganze Breite der Kultur abbilden“ - so formuliert Peter Baltruschat, Chef vom Kulturnetz und dem Musikkabarett „Schatzkistl“, dagegen das Ziel der von ihm im Auftrag der EPM verantworteten Kulturnetz-Bühne. Capitol, Popmusikförderung, Theater oliv, Rhein-Neckar-Theater - sehr viele Gruppen sind dabei. „Wir versuchen, die gesamte freie Szene zu begeistern, das gelingt uns immer mehr“, hebt Baltruschat hervor, auch wenn es „noch ein paar Berührungsängste mit der Bratwurstmeile“ gebe.
Das Nationaltheater hat die nicht - oder nicht mehr. „So viel Mut braucht man nicht, die Sänger genießen das“, so Opernintendant Albrecht Puhlmann. Seine Sparte schickt „fast das gesamte Don Giovanni-Ensemble“, wie er sagt, samstags auf die Planken, sonntags präsentiert Bloomaul Joachim Goltz Operettenmelodien, und auch das Schauspiel ist dieses Jahr wieder dabei, mit der „Dreigroschenoper“.
Kapuzinerplanken werden zum Abenteuerspielplatz
Außer den Bühnenpartnern, so verdeutlicht Christine Igel, sei das Programm der fünf Bühnen bei freiem Eintritt nur dank der Sponsoren möglich. Dazu gehört die Eichbaum-Brauerei mit ihrem neuen Slogan „Unsere Stadt - Unser Bier“. Dabei sei die Logistik der Versorgung aller 60 Getränke- und Verpflegungsstände, da montags noch Feiertag sei, „eine Herausforderung, aber wir kriegen das hin“, so Nadine Oswald von Eichbaum. Zweiter wichtiger Sponsor ist die MVV Energie AG. „Wir sind in Mannheim verwurzelt, da gehört das für uns dazu“, so Sprecherin Christiane Goldberg. Das Unternehmen hat auf dem Stadtfest auch einen Stand und berät zur kommunalen Wärmeplanung.
Insgesamt 45 Partner, darunter die Hauptsponsoren Engelhorn, GBG, John Deere und RNV ermöglichen das Kinderfest, das vom Stadtmarketing auf den Kapuzinerplanken ausgerichtet wird. Es sei „ausschließlich privat finanziert, mit Beträgen von 500 bis 10 000 Euro, und komplett werbefrei“, so Karmen Strahonja, Geschäftsführerin vom Stadtmarketing. Geboten werden drei Tage Programm mit 15 Programmpunkten auf der Bühne, über 20 Mitmach-Aktionen und zwei neuen begleitenden Programmpunkten, einem Familienkonzert der Mannheimer Philharmoniker im Rosengarten und einem Kinonachmittag im Cineplex.
Wenn sich die Kapuzinerplanken in einen riesigen Abenteuerspielplatz verwandeln, werde das Stadtfest „noch mal bunter, turbulenter, quirliger“, freut sich Riehle. Das Stadtfest biete den Menschen die Möglichkeit, sich zu treffen, „und das ist genau das, was wir gesellschaftlich brauchen“, meint er.
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