Bundesgartenschau (mit Video)

Was Bagger derzeit auf dem Mannheimer Buga-Gelände wegreißen - und warum

Auf dem Spinelli-Areal der Mannheimer Bundesgartenschau laufen Abbrucharbeiten. Wir erklären, was in welcher Reihenfolge fällt und was danach gebaut werden soll

Von 
Peter W. Ragge
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An der Ecke fängt er mit einer Dachleiste an: Abrissbeginn des früheren Willkommensgebäudes der Bundesgartenschau auf dem Spinelli-Areal. © Michael Ruffler

Mannheim. Er beißt genau in das Eck, wo die Nummer „1567“ steht. Zuerst greifen die Zähne der Baggerschaufel Aluminiumleisten der Dacheindeckung, die laut blechern krachend zu Boden donnern. Dann knirscht es, als der Bagger zwei Laternen fasst und abreißt, ehe weitere Teile vom Dach folgen. So hat jetzt auf dem Spinelli-Gelände der Abriss des Eingangsgebäudes der Bundesgartenschau, bei den Amerikanern noch die Kfz-Werkstatt mit der Gebäudenummer 1567, begonnen. In ein paar Wochen wird alles weg sein.

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„Das geht jetzt schnell“, sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Frings von der GBG Unternehmensgruppe, die hier erst abreißt, dann neu baut. Aber dass das städtische Unternehmen trotz aller Schnelligkeit auf Sorgfalt wert legt, betont Projektleiter Peter Wetzel. „Wir haben alle Glühbirnen vorher herausgedreht“, sagt er, als der Bagger sich die Lampen schnappt, und auch der Beginn bei den Dachleisten hat System: „Wir achten schon bei der Reihenfolge vom Abriss auf die Trennung der Wertstoffe“, so Wetzel.

Schadstoffhaltiges Material kommt in riesige dicke Plastiksäcke. © Michael Ruffler

Das ist weiter östlich zu sehen. Hier haben die Abrissarbeiten vor vier Wochen mit den früher internen Bereichen der Bundesgartenschau-Gesellschaft begonnen. Drei ehemalige Lagerhallen der US-Armee nutzten die Gärtner, Handwerker und Dienstleister der Buga als Betriebshof und Lager. Eine davon ist schon komplett verschwunden - bis auf kleine Hügel, wo die unterschiedlichen Steine ebenso aufgehäuft werden wie Metall. „Wir trennen alles“, betont Wetzel mit Blick auf den aufgehäuften Schrott sowie die daneben lagernden Betonreste. Da steht schon ein sogenannter Brecher parat, der mit seinem harten Meißel die Betonteile zu Brocken zerkleinern kann. „Wir prüfen, ob wir das Material als Unterbau gleich hier auf dem Gelände wiederverwenden können“, sagt der Projektleiter.

Abrissarbeiten auf Spinelli: Nur Bodenplatten der Hallen und Straßen bleiben vorerst

Nur die Bodenplatten der Hallen und die Straßen bleiben vorerst - als Fahrwege für die Baufahrzeuge. Derzeit sind aber drei Bauarbeiter dabei, mit einem Presslufthammer die Verfugungen zwischen den Platten zu entfernen. In ihnen befinden sich Schadstoffe, ebenso wie in den Fugen der Hallen. Daher sei nicht der Abriss das Aufwendige, sondern die Vorarbeit, nämlich die Entkernung der Hallen, erläutert Wetzel. Hier habe man PCB-haltiges Material (Polychlorierte Biphenyle) gefunden, das als krankheitserregend gilt und heute verboten ist. Das müsse gesondert entsorgt werden. Das Material wird daher in „Big Bags“ genannte riesige weiße Kunststoffsäcke gepackt, die eigens noch mit aufgesprayter rosa und gelber Leuchtfarbe gekennzeichnet sind.

Kommentar Warum der Spinnelli-Abriss richtig ist

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Peter W. Ragge
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Die liegen etwas abseits der Halle, die noch steht. Während ein Teil des früheren Betriebshofs schon ganz weg ist, beißen sich gerade zwei Bagger durch eine Halle. Fast nur noch eine Wand steht da, es rumpelt, knirscht, und man hört das Rasseln der Stahlketten der riesigen Kettenbagger, die sich hier durch die Mauern fressen. 150 bis 250 Liter Diesel benötigt solch ein Gerät - pro Tag. „Der braucht halt Kraft“, so der Projektleiter über den etwa 40 Tonnen schweren Bagger der pfälzischen Firma M. Korz Baggerbetrieb GmbH, der knapp 200 PS hat. Allerdings ist eines der beiden schweren Spezialfahrzeuge zwischendurch ausgefallen, „sonst wären wir jetzt schon etwas weiter“, sagt Wetzel.

Die drei als Betriebshof dienenden Hallen werden komplett entfernt

Bei den Abrissarbeiten geht die Firma „von nordöstlicher Seite Richtung Süden, dann Richtung Westen vor“. Das bedeutet, dass erst die drei als Betriebshof dienenden Hallen komplett entfernt werden, dann die ehemalige Kraftfahrzeugwerkstatt, wo während der Bundesgartenschau Eingänge, Kassen, Erste Hilfe- und Polizeistation, Souvenirverkauf, die Info-Theke und der Verleih von Rollstühlen oder Bollerwagen durch den Buga-Freundeskreis war. Dann kommt die frühere Tankstelle an die Reihe, die während der Bundesgartenschau als Brezelhäuschen diente, sowie ein unterirdischer Löschwassertank. „Ich gehe davon aus, dass in vier Wochen alles weg ist“, so der Projektleiter zum Zeitplan. Dann beginnen die Kampfmittelbeseitigung und die Erdarbeiten, so dass Anfang November Baubeginn für den neuen zentralen Betriebshof vom Stadtraumservice sein kann.

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Erst später werden die beiden alten Wohnblocks der früheren Kaserne abgerissen, „aber der Auftrag ist erteilt“, erklärt Frings. „Mitte nächsten Jahres“, so der GBG-Chef, beginne das städtische Wohnungsbauunternehmen mit dem Bau der zwei neuen Wohnblocks und der sieben Punkthäuser. In den neun neuen Holzhybridgebäuden sollen insgesamt 199 Wohneinheiten entstehen, davon acht geförderte Wohnungen.

Abgerissene Gebäudeteile werden getrennt gelagert, Wertstoffe sortiert. © Michael Ruffler

Nach wie vor ist auch geplant, die frühere Reithalle der Wehrmacht - von den Amerikanern als Sporthalle und während der Buga für eine GBG-Ausstellung genutzt - zum viergruppigen Kindergarten für dieses neue Wohnviertel umzubauen. „Wegen der Holzdecke müssen wir aber noch prüfen, ob das vom Brandschutz her möglich ist“, erklärt Frings. Zudem laufe eine statische Untersuchung, ob die Außenwände so geöffnet werden könnten, dass die Kinder direkt aufs Außengelände gehen können.

Hier hatten Buga-Gärtner ihre Unterkunft, nun kommt alles weg. © Michael Ruffler

In das bisherige Verwaltungsgebäude der Bundesgartenschau-Gesellschaft solle „eine andere städtische Einheit“ einziehen, sagt Frings. Schon jetzt belegt die Buga GmbH nur noch wenige Räume. Aufgelöst wird sie aber erst Ende 2024, wenn alles abgerechnet ist.

Redaktion Chefreporter

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