Stadtmarketing

Warum in Mannheim künftig Events und Tourismus aus einer Hand kommen sollen

Events, Tourismus, Messen und Märkte sowie Stadtmarketing - was bislang mehrere städtische Gesellschaften erledigen, soll künftig aus einer Hand kommen. Wer betroffen ist und wie das funktionieren soll

Von 
Peter W. Ragge
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Das Stadtfest (unser Bild) und das Kinderfest beim Stadtfest sollen nicht mehr von zwei verschiedenen Gesellschaften organisiert werden. © Michael Ruffler

Mannheim. Möglichst alles aus einer Hand – das soll die zentrale Marketinggesellschaft der Stadt leisten, die bis zum Frühsommer gegründet werden soll. Dazu will die Stadtverwaltung zwei Tochtergesellschaften verschmelzen: die Event & Promotion GmbH (EPM) und die Tourismus Stadt Mannheim GmbH (TSM). Die neue Firma, deren Name noch nicht feststeht, soll auch Aufgaben vom bisherigen Stadtmarketing übernehmen.

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„Mit der Neuorganisation bündeln wir die Zuständigkeit und Verantwortung für die Vermarktung der Stadt nach innen und außen in einer Gesellschaft“, begründet das Oberbürgermeister Christian Specht. So könne man „die finanziellen und personellen Ressourcen möglichst effektiv und effizient einsetzen“, erläutert er die Pläne. Entstanden sind sie bereits unter seinem Vorgänger, aber er hat sie nun noch mal variiert und um ein Thema erweitert, das ihm besonders wichtig ist: Stadtteilorientierung und Ehrenamt. Das zu stärken soll auch noch Aufgabe der neuen Gesellschaft sein.

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Specht spricht davon, dass man „die historisch gewachsenen Strukturen an die aktuellen Anforderungen für den Wettbewerb der Städte untereinander anpassen“ müsse. Mit „historisch gewachsen“ meint er, dass mehrere Gesellschaften nebeneinander existieren, bei denen es „erhebliche inhaltliche Überschneidungen“ gibt, wie es in der Vorlage für die Stadträte zu dem Thema heißt. Das will der neue Oberbürgermeister jetzt beenden.

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So beschäftigen sich derzeit drei städtische Töchter mit Veranstaltungen und Events im öffentlichen Raum. Jede sei aber „personell nur begrenzt handlungs- und leistungsfähig“. Jede personell aufzustocken, sei wiederum „unwirtschaftlich und auch inhaltlich nicht zielführend“. Zudem erfolge „kein Abgleich, welche Veranstaltung sowohl in der Außen- als auch der Binnenwirkung auf das Image der Stadt einzahlt“, so die Vorlage. Schnittstellen führten zu „Wirksamkeits- und Effizienzverlusten“. Das „bindet Ressourcen“, heißt es kritisch in dem Papier. Um welche Gesellschaften geht es genau?

Event & Promotion (EPM)

Sie ist 2016 entstanden, aus der Abteilung „City Events Mannheim“ der städtischen Großmarkt-Gesellschaft und der Mannheimer Stadtreklame. Zuständig ist sie für die Vermarktung der Werbemöglichkeiten im Stadtgebiet auf Litfaßsäulen, Fahnenmasten und Plakatträgern wie „Stimmgabeln“. Zugleich übernimmt sie die Organisation der Wochenmärkte, Jahrmärkte und Volksfeste, trägt die Verantwortung für Stadtfest und Fasnachtsmarkt, Weihnachts- und Silvestermarkt auf den Kapuzinerplanken, für die Markt-Meile zum verkaufsoffenen Sonntag sowie die Vermietung aller städtischer Veranstaltungsplätze im gesamten Stadtgebiet. Sie zählt rund 20 Mitarbeiter, Geschäftsführerin ist seit Herbst 2019 Christine Igel.

Tourismus Stadt Mannheim (TSM)

Diese Tochterfirma ist erst 2020 gegründet worden – mit Blick auf die Bundesgartenschau 2023. Sie betreibt die Tourist-Information am Hauptbahnhof, soll Mannheim touristisch vermarkten, den Vertrieb übernehmen, Gruppenreisen anregen. Sie organisiert die Stadtführungen und macht Digitalmarketing. Aber es gibt auch dort Mitarbeiter, die als „Eventmanagement“ Veranstaltungen auf die Beine stellen, zum Beispiel den Nachtwandel im Jungbusch und das Festival „Monnem Bike“ sowie das Kinderfest beim Stadtfest. Geschäftsführerin ist seit Gründung Karmen Strahonja.

Stadtmarketing Mannheim

Die Stadtmarketing Mannheim GmbH wurde 2001 gegründet. Sie wird zu 49 Prozent von der Stadt getragen, die Mehrheit von 51 Prozent der Anteile halten 21 private Gesellschafter. Hinzu kommen Sponsoren und Projektsponsoren. Ziel vom Stadtmarketing war, das Image Mannheims zu verbessern, die Ansiedlung starker Unternehmen, gut ausgebildeter Fachkräfte und junger Talente zu fördern sowie den Tourismus anzukurbeln. Karmen Strahonja ist seit Herbst 2015 Geschäftsführerin. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Unternehmen habe sich, so die Stadt, „als dauerhaft zielführend erwiesen“, daher soll sich an der gesellschaftsrechtlichen Struktur und gemeinsamen Finanzierung der Stadtmarketing-Gesellschaft nichts ändern. Es sei „ein erfolgreiches Private-Partnership-Modell“, sagt Oberbürgermeister Specht. Das wesentliche Ziel, das Image der Stadt als Wirtschafts- und Lebensstandort zu verbessern, sei aber erreicht. An manchen anderen Aufgaben, welche bisher vom Stadtmarketing wahrgenommen würden, wie Freizeittourismus oder Digitalisierungsstrategie und Veranstaltungsmarketing, bestünde bei den privaten Gesellschaftern „kein ausgeprägtes Interesse“, so die Stadt. Daher solle das Stadtmarketing „von operativen Aufgaben entlastet werden“, heißt es in der Vorlage für den Gemeinderat. Mit der neuen Struktur mache die Stadt den privaten Gesellschaftern des Stadtmarketings „ein Angebot zu einer effizienten und effektiven Zusammenarbeit auf allen Ebenen,“ sagt der Oberbürgermeister.

Die neue Firma

Verschmelzen werden die Event & Promotion sowie die Tourismus-Gesellschaft. Als neuer Name steht derzeit „Veranstaltungen – Tourismus – Marketing: Mannheim erleben GmbH“ im Raum, der aber von vielen Beteiligten noch als viel zu lang und zu sperrig empfunden wird. Zu den Aufgaben gehören weiter der Betrieb von Wochen-, Spezial- und Jahrmärkten, von Volks- und Stadtteilfesten sowie die Organisation von Veranstaltungen im öffentlichen Raum, die Vermarktung von Werbemöglichkeiten, aber auch übergreifende Werbekampagnen für Mannheim, Konzeption und Durchführung von PR-Maßnahmen, die Erarbeitung von grundlegenden Marketingstrategien und deren Koordinierung. Unverändert bleiben die Zuständigkeit für die Touristinformation und die Aufgabe, Ansprechpartner für Reiseveranstalter und Reiseagenturen zu sein, Angebote mit Hotels und Kulturinstitutionen abzustimmen. Ganz neu ist, dass diese Tochtergesellschaft auch „die Unterstützung von Veranstaltungen von Vereinen bei der Durchführung in den Stadtteilen“ leisten soll, wozu sie „verschiedene Unterstützungsleistungen“ entwickle. Schon ausgemacht ist, dass die Durchführung des – bisher rein ehrenamtlich organisierten – Mannheimer Fasnachtszugs künftig in den Händen dieser Firma liegen soll.

Zeitplan und Personelles

Der Hauptausschuss hat prinzipiell zugestimmt. Wenn der Gemeinderat am 6. Februar das Konzept beschließt, geht es an die Umsetzung. Bis Sommer sollen Beschlüsse in allen Aufsichtsräten gefallen und der Eintrag im Handelsregister erfolgt sein. Geplant ist, dass die neue Firma eine Geschäftsführung aus zwei Personen hat, als deren Sprecherin EPM-Geschäftsführerin Christine Igel (früher bei Rosengarten und Stadtmarketing tätig) fungiert. Das neue, weitere Mitglied der Geschäftsführung solle sich insbesondere um die neuen Aufgaben kümmern, also die Stadtteilorientierung der Gesellschaft, und Ansprechpartner für Vereine sein. Diese Personalie wird erst im Mai entschieden.

Redaktion Chefreporter

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