Mannheim

Warum im neuen E-Hochhaus in Mannheim-Franklin kaum Licht brennt

Das 54 Millionen Euro teure E ist das erste der vier Buchstaben-Hochhäuser auf Franklin, das bezugsfertig ist. Doch gut zweieinhalb Monate nach der Fertigstellung sind die meisten der 113 Wohnungen noch leer. Warum?

Von 
Martin Geiger
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Das E-Hochhaus im neuen Stadtteil Franklin, aufgenommen an einem Sonntagabend im Januar gegen 19 Uhr. © Michael Ruffler

Mannheim. Ende Oktober ist der Schlüssel symbolisch übergeben worden: Das erste der vier geplanten Hochhäuser in Buchstabenform auf Franklin - das 52 Meter hohe E - war nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit bezugsbereit. Doch wer etwa zweieinhalb Monate später abends an dem 54 Millionen Euro teuren Gebäude vorbeifährt, stellt fest, dass in den meisten Apartments noch kein Licht brennt. Der Grund: Von den 113 Wohnungen, die die städtische Wohnungsbaugesellschaft GBG an Eigentümer verkaufen will, sind bisher lediglich etwa 20 veräußert. Bezogen sind diese noch nicht alle.

Einen Grund zur Beunruhigung sieht die GBG darin jedoch nicht. Denn die kommunale Gesellschaft hat eigenen Angaben nach erst im Herbst mit der Vermarktung der Wohnungen begonnen, die im Durchschnitt 6000 Euro pro Quadratmeter kosten.

Verkauf der Wohnungen im E auf Franklin erst spät gestartet

„Im Gegensatz zu vielen privatwirtschaftlichen Projektentwicklern beginnen wir nicht vor der Maßnahme, sondern erst im Zuge des Hochbaus oder danach mit dem Verkauf“, erklärt ein Unternehmenssprecher. Der Hintergrund: Ein Ziel der GBG sei es auch dafür zu sorgen, dass mehr Mannheimerinnen und Mannheimer in ihren eigenen vier Wänden leben können. Darum würden die Apartments später als in der Branche üblich und vorzugsweise einzeln vermarktet. „Gerade Menschen, die selbst einziehen, wollen die Wohnungen gerne sehen, bevor sie einen Kaufvertrag unterschreiben“, erklärt der Sprecher.

Wirtschaftliche Lage führt zu „Zurückhaltung bei Kunden“

Doch natürlich sorgen auch die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dafür, dass viele potenzielle Interessenten zurückhaltender sind. „Aktuell spüren wir im Verkaufsprozess selbstverständlich wie alle anderen Akteure auf dem Immobilienmarkt die schwierige wirtschaftliche Situation, insbesondere die gestiegenen Kreditzinsen“, sagt der Sprecher. „Diese Ausgangslage führt zwangsläufig zu einer Kaufzurückhaltung auch bei interessierten Kundinnen und Kunden.“

© Michael Ruffler

Das liege aber nicht am Gebäude selbst, betont er: „Das Interesse an dem Objekt ist weiterhin hoch.“ Die Wohnungen im E sind zwischen 38 und 150 Quadratmeter groß und kosten damit im Schnitt zwischen 230 000 und 900 000 Euro. „Es gibt viele Anfragen bei der zuständigen Gesellschaft GBG Vermarktung und infolgedessen Gespräche und auch Besichtigungen vor Ort.“

Darum mache man sich bei Baden-Württembergs größter kommunaler Wohnungsbaugesellschaft keine Sorgen, dass das Projekt wirtschaftlich aus den Fugen geraten könnte: „Die GBG plant konservativ, auch unabhängig von der jetzigen wirtschaftlichen Situation, bei Projekten dieser Komplexität eine mehrjährige Vermarktungsphase ein“, erläutert der Sprecher weiter. Das Unternehmen rechne nicht damit, dass im laufenden Jahr alle Wohnungen verkauft würden.

Die Bewohner des Buchstaben-Hochhauses auf Franklin fühlen sich wohl

Die, die bereits eine gekauft haben und darin wohnen, fühlen sich jedenfalls wohl, erzählen sie. „Es ist sehr angenehm“, sagt eine 31-jährige Frau, die wegen des Jobs aus der Pfalz nach Mannheim gekommen ist und wie alle anderen ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. In das neue Hochhaus auf Franklin ist sie gezogen, weil der Wohnstandard sehr hoch sei, die Verkehrsanbindung gut und der Interimssupermarkt direkt vor der Tür liege. Zwar sei es „irgendwie schon komisch“, dass sie in der ersten Woche nach ihrem Umzug im Aufzug, Parkhaus oder Flur noch niemandem begegnet sei, erzählt sie: „Aber ein Nachbar aus dem sechsten Stock hat mir einen süßen Zettel in den Briefkasten geworfen.“

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Einen solchen findet vielleicht auch bald der Sohn eines 58-jährigen Mannheimers vor, der gerade zusammen mit den Eltern seinen Einzug plant. Die Familie hat die kleine Wohnung als Kapitalanlage gekauft, jetzt ist der Sohn der erste Nutznießer. Warum sie sich für das E entschieden haben? Der Vater dreht sich nur zum Balkon um, breitet die Arme aus und präsentiert den Ausblick: „Darum!“ Aber auch die Innenausstattung hat ihn überzeugt: „Das ist echt gute Qualität hier.“

Das findet auch der 36-Jährige, der Mitte November mit Frau und Kind aus der Innenstadt hierher gezogen ist und damit mutmaßlich der erste Bewohner war. „Wir sind wegen des Ausblicks eingezogen“, erzählt er. „Der ist wunderbar.“ Auch die Wohnung sei „sehr schön“. Nur dass das Hochhaus noch relativ leer ist, gefällt ihm nicht so gut. „Wir sind noch allein“, sagt er. Darum hat er eine Whats-App-Gruppe für alle Bewohnerinnen und Bewohner eingerichtet. Bislang habe sie 13 Mitglieder. „Wir warten auf Gesellschaft.“

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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