Mannheim. Scheiben klirren, alte Backsteine purzeln herunter, und nach und nach frisst sich ein Bagger voran, reißt eine alte Mauer ein: Am Pflanzenschauhaus im Luisenpark wird wieder gebaut, den ganzen Sommer lang. Die Stadtpark-Gesellschaft setzt die schon vor der Bundesgartenschau begonnene energetische Sanierung nun am Kakteenhaus fort.
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Eine bessere Sicht und zugleich weniger Wärmeverlust – das ist das Ziel. „Die Milchglasscheiben werden ausgetauscht durch klarsichtige Scheiben, die Sprossen neu eingeteilt“, erklärt Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Stadtpark-Gesellschaft. Das Publikum bekomme so bessere Ein- und Ausblicke, was sich bereits bei der großen Tropenhalle bewährt habe, und zugleich spare man durch die neue Isolierverglasung Energie. Auch die Haustechnik muss erneuert werden. „Da hatten wir zuletzt viele Störmeldungen“, so der Geschäftsführer.
In die Unterwasserwelt zieht jetzt viel Leben ein
Zunächst hatten die Gärtner die Kakteen geschützt, dann Arbeiter im Innern des Kakteenhauses ein Gerüst aufgebaut. Derzeit läuft der Abbruch. Dabei werden nicht nur alte, noch aus den 1950er Jahren stammende Scheiben, sondern auch Mauern und ein Dachteil zwischen Kakteenhaus und dem Café Pflanzenschauhaus entfernt. „Das ganze Kakteenhaus wird lichtdurchfluteter“, verspricht Schnellbach.
Zugleich entsteht ein Durchgang zwischen Kakteenhaus und Seerosenbecken, auch das Café wird renoviert und umgebaut. Ziel sei, es „mit einer Art Weinlounge mit kleiner Karte“ ab Februar 2025 wieder zu eröffnen. 3,4 Millionen Euro kosten die von Architektin Andrea Vogt geleiteten Arbeiten am Pflanzenschauhaus. Finanzieren muss sie die Stadtpark-Gesellschaft per Kredit.
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Zu dem neben dem Kakteenhaus gelegenen, zur Bundesgartenschau neu errichteten Südamerikahaus gibt es während der Bauarbeiten einen neuen Zugang gegenüber der Seerosenterrassen. Die Goldkopflöwenäffchen haben in ihr großes Gehege Spiel- und Kletternetze sowie Seile bekommen und sich inzwischen gut eingelebt. War das Pärchen der Krallenaffenart aus dem Südosten Brasiliens im vergangenen Sommer oft noch etwas scheu und versteckte sich, so tollen die Tierchen mit der goldbraunen Mähne inzwischen erkennbar vergnügt herum.
Viel Gewusel gibt es mittlerweile ebenso in der Unterwasserwelt. Hier meldet Schnellbach, nachdem es monatelang Verzögerungen wegen Fehlern bei der Beschichtung der Aquarien gegeben hatte, „große Fortschritte“. Und tatsächlich: 20 von 21 Becken sind mit Wasser und Wasserpflanzen gefüllt, derzeit ziehen immer mehr Fische ein. Der Süßwasserrochen und der Krake sind bereits zu bewundern, dazu viele kleine und große, bunte Süßwasserfische. Mehrere Röhrenaale stecken in einem Becken im Sand, die Papuaschildkröten haben sogar – da zahlte sich der eigens eingerichtete Laichplatz aus – bereits Junge bekommen. Der Zitteraal ist ins Becken eingesetzt, versteckt sich aber meist noch. In den nächsten Wochen ziehen Seepferdchen, Pfeilschwanzkrebse und Schlammspringer ein. Nur das Australienbecken ist noch leer und dunkel. Es wird mit seinen 22 Kubikmetern Wasser und dem Nachbau eines dem „Great Barrier Reef“ nachempfundenen, tropischen Korallenriffs das größte Becken der neuen Unterwasserwelt. „Das ist am anspruchsvollsten, das dauert noch“, so Schnellbach.
Abgeschlossen sind dagegen die Arbeiten an den Doppelbrücken, wegen denen zeitweise der Gondoletta-Betrieb pausieren musste. Die 1993 errichteten, je 40 Meter langen Fußgängerüberwege über den Kutzerweiher waren zuletzt 2007 bis 2010 saniert worden. Nun hätten Sachverständige, welche die Holzkonstruktion regelmäßig prüfen, Risse an den Trägerbalken festgestellt. Die wurden durch Verpressen mit Epoxidharz gefüllt, werden noch gestrichen. 70 000 Euro kostete das.
Fernmeldeturm-Sanierung nicht finanzierbar
„Nur ein erster Schritt“ ist laut Schnellbach das Dachgestänge über der Bühne der Seebühne. Derzeit hat es 65 Quadratmeter, kostete 46 000 Euro. „Es geht darum, dass Künstler und ihre Technik bei Schauern trocken bleiben“, erläutert er. Für die nächste Saison soll eine dreimal so große, auch nur bei Bedarf auszurollende Konstruktion montiert werden. Die müsse aber stärker verankert werden, und diese, insgesamt dann 100 000 Eure teuren Arbeiten finden erst nach der Saison statt – ebenso die Erneuerung der Unterkonstruktion der Sitzreihen der Tribünen. Ein Teil, aber eben nicht alles war 2016 schon saniert worden. Auch die Holzterrasse vom Seerestaurant weist Sanierungsbedarf auf. Das sei für den Winter vorgesehen, kündigt Schnellbach an.
Große Fragezeichen gibt es indes bei zwei großen Brocken. Die Brandschutz-Sanierung des Fernmeldeturms, auf zwölf Millionen Euro veranschlagt, „können wir als Stadtpark nicht finanzieren“, sagt Schnellbach klar. Derzeit würden verschiedene Möglichkeiten geprüft, sonst droht ab 2025 – wenn der Pachtvertrag des derzeitigen Drehrestaurant-Inhabers ausläuft – die Schließung. Schnellbach will das Thema im Herbst im Gemeinderat einbringen, ebenso wie den zweiten Bauabschnitt der „Neuen Parkmitte“ anstelle des maroden Freizeithauses. hier ist neues Zentrum für Umwelt- und Freizeitpädagogik für Grüne Schule und Freizeithaus vorgesehen, wofür 15 Millionen Euro veranschlagt waren. „Wir haben die Pläne auf zehn Millionen reduziert, indem Räume doppelt genutzt werden“, sagt Schnellbach. Die Finanzierung sei aber „völlig offen“, alleine könne die Stadtpark-Gesellschaft das nicht. Auch mit diesem Thema muss sich der neue Gemeinderat befassen.
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