Feudenheim

Warum es zum Richtfest in Feudenheim einen Swimmingpool gibt

Richtfest nicht nur mit Richtkanz - das hatte in Feudenheim am Adolf-Damaschke-Ring eine besondere, symbolische Bedeutung für ein ungewöhnliches ökologisches Konzept von drei neuen Wohnblocks

Von 
Peter W. Ragge
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Die Bauarbeiter durften schwimmen beim Richtfest am Adolf-Damaschke-Ring in Feudenheim. © Markus proßwitz

Mannheim. Mitten in den Festreden macht es mehrfach „platsch“, weil Bauarbeiter einfach nur in Unterhose in den Pool springen. Den hat Oberbauleiter Peter Relic von der Firma Implenia nicht nur wegen der Hitze aufstellen lassen, sondern auch als Symbol. Bei den drei neuen Wohnblocks am Adolf-Damaschke-Ring in Feudenheim, bei denen die GBG Unternehmensgruppe jetzt Richtfest feierte, wird ein neues Servicewasser-Konzept erprobt – und anstelle des provisorischen Pools soll noch ein kleiner Teich entstehen.

Im Adolf-Damaschke-Ring in Feudenheim baut die GBG aktuell 114 Wohneinheiten zwischen 1,5 und 5 Zimmern zur Miete, davon sind 50 öffentlich gefördert. © Markus Prosswitz

„Wir wollen einen anderen Umgang mit Wasser pflegen“, begründet Karl-Heinz Frings, Geschäftsführer der GBG Unternehmensgruppe, das Konzept. Es ist mit der Technischen Universität Darmstadt entwickelt und vom zuständigen GBG-Bereichsleiter Gregor Kiefer vor wenigen Wochen in Berlin auf Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der „Woche der Umwelt“ vorgestellt worden.

Regen fließt in Flachwasserteich

Dabei wird das Regenwasser und nur leicht verunreinigtes Abwasser, etwa aus Duschen und Waschbecken, gesammelt, gereinigt und – etwa für Toilettenspülung und auf Wunsch auch für Waschmaschinen – wieder in den Hauskreislauf eingespeist. Nicht benötigtes Regenwasser fliest in einen 40 Zentimeter tiefen, an den Rändern dicht bepflanzten Flachwasserteich. Damit sollen Freiflächen bewässert werden, „aber das Wasser wird durch Verdunstung auch das Quartier kühlen“, ist Frings überzeugt. Dass das nötig ist, belegt er mit einer Zahl: Im Sommer vergangenen Jahres sind in der Baugrube 49,8 Grad gemessen worden.

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Dennoch gelang es den Bauarbeitern, das auf rund 45 Millionen Euro veranschlagte Bauvorhaben im Zeit- und Kostenplan zu errichten – unfallfrei, wie Polier Jörg Teutsch betont. 8500 Kubikmeter Beton, 1200 Tonnen Stahl und 62124 spezielle Steine sind verbaut worden, zählt er auf, ehe Zimmerermeister Thomas Eisen das Glas auf die Bauherren hebt und der Richtkranz an einem der Kräne emporgezogen wird.

Die drei neuen Blocks bieten auf fünf Vollgeschossen 114 Wohnungen mit 1,5 bis fünf Zimmern, alle mit überdachter Loggia. 25 Wohnungen sind barrierefrei, 50 Wohnungen werden mit Landesmitteln gefördert und unterliegen damit 30 Jahre der Mietpreisbindung, gedeckelt auf unter 30 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete. Und auch nach dem 30 Jahren sollen sie weiter „zum bezahlbaren Marktsegment“ gehören, das der GBG als kommunaler Wohnungsbaugesellschaft besonders wichtig ist, wie Frings hervorhebt.

Die Zimmermänner haben beim Richtfest des neuen Komplexes ihre Gläser auf den Neubau erhoben - bei sommerlichen Temperaturen. © Markus Prosswitz

Aber auch ökologisch werten die von dem Büro Gräf Architekten Kaiserslautern geplanten Neubauten nach den Worten des GBG-Geschäftsführers das Quartier auf. Neben dem kleinen Gewässer sind daher Solaranlagen in die Dächer integriert, in der Tiefgarage mit 92 Plätzen auch 15 Ladestationen für Elektroautos und ein gesonderter Fahrradabstellraum vorgesehen sowie besondere Steine verwendet worden. Dabei handelt es sich um jeweils 42 Zentimeter dicke Quader, in die bereits die Dämmung integriert ist. „Das spart die herkömmliche Wärmedämmung“, so Frings.

Inzwischen läuft der Innenausbau aller Gewerke, und Ende März 2025 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. Für Oberbürgermeister Christian Specht sind sie „ein wichtiges Hoffnungszeichen“. Er freue sich, dass „in Zeiten, in der fast wöchentlich Projektentwickler Projekte zurückgeben“, hier neuer und bezahlbarer Wohnraum entstehe. „Schließlich ist der Boom, nach Mannheim zu ziehen, ungebrochen“, so der Oberbürgermeister. Die Neubauten seien „ein wichtiger Schritt für Feudenheim und die Wohnungspolitik in Mannheim“.

Gute Mischung aus Sanierung und Neubau

Er erinnere sich noch gut, wie er damals Kind von der Bushaltestelle am Aubuckel durch die parkähnliche Anlage am Damaschke-Ring zu seiner Oma gelaufen sei. „Es gab ja viele Befürchtungen“, so Specht unter Bezug auf Proteste gegen das Projekt. „Aber die Befürchtungen waren völlig unberechtigt“, lobt das Stadtoberhaupt die „gute Mischung aus Sanierung des Bestands und Neubau bei Beibehaltung des parkähnlichen Charakters der Anlage“.

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Die nach dem Bodenreformer und Pädagogen Adolf Damaschke (1865-1935) benannte Siedlung in der Nordwestecke Feudenheims entstand Mitte der 1950er Jahre. Sie war als Beitrag der GBG zur Bewerbung Mannheims für die Bundesgartenschau 1957 anlässlich des 350. Geburtstags der Stadt gedacht – auf die Mannheim dann aber doch verzichtete. Das stark durchgrünte, parkähnlich gestaltete Wohngebiet wurde 1955/56 dennoch gebaut und sogar vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss besichtigt.

2014 hatte die GBG geplant, sämtliche mehrgeschossigen Mietshäuser rund um den Adolf-Damaschke-Ring abzureißen und durch eine Neubebauung zu ersetzen. Das führte zu heftigen Protesten der Mieter und des Bezirksbeirats. Daraufhin einige man sich auf eine Mischung aus Sanierung von Bestandsgebäuden und Neubau. Danach wurden sieben Bestandsgebäude sowie das markante Hochhaus am Aubuckel saniert, vier als besonders marode bezeichnete Blocks dagegen 2022/23 abgerissen. Die jetzt im Rohbau fertiggestellten Neubauten sind der Ersatz dafür und weitgehend an den alten Standorten errichtet worden.

Redaktion Chefreporter

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