Lost Places

Beim alten Waschhaus in Mannheim-Feudenheim ist keine neue Nutzung in Sicht

Das Areal des ehemaligen Waschhauses und der benachbarte Garagenhof im Mannheimer Stadtteil Feudenheim bieten allenfalls als "Lost Place" dem Auge etwas. Warum sich dort im Stadtbild seit Langem nichts mehr verändert hat

Von 
Katja Geiler
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Das ehemalige Waschhaus an der Andersenstraße. © Katja Geiler

Mannheim. „Lost Places“ sind absolut im Trend, doch irgendwann möchte man auch mal etwas schönes Neues sehen. Vielen Anwohnern in Feudenheim sind sie daher ein Dorn im Auge: Die Garagen mit den Werbe-Schaukästen auf der Rückseite und das benachbarte ehemalige Waschhaus. Es handelt sich um ein Areal zwischen Talstraße, Andersenstraße und Adolf-Damaschke-Ring.

Die Rückwand des Garagenhofs mit den Schaukästen am Adolf-Damaschke-Ring. © Katja Geiler

Die Garagen befinden sich in unmittelbarer Nähe zur Mustersiedlung im Damaschke-Ring, die in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gebaut wurde. Mit zum Ensemble gehörte eine Tankstelle, deren Gebäude seit den 1980er Jahren anderweitig genutzt wird. In dem ehemaligen Waschhaus konnten die Bewohner der Siedlung, die keine Waschmaschine besaßen, ihre Wäsche waschen. Gleichzeitig befinden sich noch weitere Miet-Garagen in dem Gebäude.

Einst eine belebte Ecke in Feudenheim: das alte Waschhaus

Einst war es eine belebte Ecke, sogar für Kinder, denn der Laden der Tankstelle verkaufte auch Süßigkeiten, an der Seitenwand der Garagen hingen mehrere Kaugummi-Automaten. Auf der Rückseite der Garagen konnten Gewerbetreibende ein Werbe-Schaufenster mieten und dekorieren. Von dem 50er-Jahre-Idyll ist nichts mehr übrig. Der Ort sieht aus wie ein „Lost Place“, also ein aufgegebener oder verlassener Ort, obwohl das Waschhaus und die Garagen noch genutzt werden.

Der Damaschke-Ring war eine Mustersiedlung, er hatte Modellcharakter. Wenn ich das sehe, blutet mein Feudenheimer Herz.
Hans Jürgen Hiemenz Feudenheimer

Die Schaukästen sind inzwischen fast alle leer, manche Glasscheiben zerstört, in einem Kasten hängt noch verblichene Werbung für einen Schreibwarenladen. Auf den Lotto-Broschüren ist ein Datum aufgedruckt: Juni 1986. Im Laden der Tankstelle befindet sich ein Thai-Imbiss. Die Garagen sehen von außen aus, als wären sie seit langer Zeit nicht mehr renoviert worden, an manchen Stellen vermodert das Holz der Tore.

Hans Jürgen Hiemenz wohnt in der Nähe, beobachtet schon seit Jahren den Verfall und hat ihn auf Fotos festgehalten, die er in einer Facebook-Gruppe geteilt hat. „Seit 40 Jahren ist hier nichts passiert, die Bilder sprechen für sich. Feudenheim ist so ein schöner Stadtteil, es wohnen viele Leute drum herum, denen dieser Schandfleck zugemutet wird“, sagt Hiemenz. „Der Damaschke-Ring war eine Mustersiedlung, er hatte Modellcharakter. Wenn ich das sehe, blutet mein Feudenheimer Herz.“

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Genau gegenüber von Waschhaus und Garagenhof befindet sich eine Großbaustelle, bei der die Fortschritte gut sichtbar sind. Es entstehen 114 Wohnungen, 50 davon gefördert, Bauherrin ist die GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft. Alte Gebäude wurden saniert oder abgerissen, zurzeit entstehen drei neue Wohngebäude. Wenn diese fertiggestellt sind, werden Waschhaus und Garagenhof ein noch unschöneres Kontrastprogramm bilden. „Im alten Waschhaus befinden sich derzeit Garagen und Lagerräume, die die GBG als Eigentümerin an Anwohner und Vereine vermietet hat. Aktuell liegen noch keine konkreten Planungen für das Objekt vor“, so die Antwort des städtischen Baudezernats auf eine Anfrage dieser Redaktion.

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Am Waschhaus gibt es erhaltende Reparaturen, zum Beispiel werden beschädigte Fenster ausgetauscht. Der Garagenhof dagegen befindet sich in Privatbesitz, die rechtlichen Möglichkeiten der Stadt seien laut Dezernat streng limitiert. Es müsste eine Gefahrensituation oder eine Zweckentfremdung bestehen, damit die Stadt Maßnahmen ergreift. „Die beschriebenen Garagen sind standsicher, von ihnen gehen keine Gefahren für Leben und Gesundheit aus, sodass baurechtlich kein Handlungsspielraum besteht.“

Laut Garagenhof-Eigentümer Bernd Strobel gebe es für das Gesamtareal durchaus neue Nutzungsvorschläge von seiner Seite, die in Form einer Bauvoranfrage im Rathaus auch seit einiger Zeit bekannt seien. Konkrete Schritte habe es aber aus seiner Sicht von Stadt und GBG bislang nicht gegeben. (mit lang)

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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