Fasnacht

Warum die Stimmung beim Mannheimer Feuerio so gut war

Viel Musik und glanzvolle Garden bestimmten die Prunksitzung des Feuerio im Rosengarten. Was die drei Frauen, die erstmals Regie führten, sonst noch geboten haben

Von 
Peter W. Ragge
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Einsamkeit im Alter – ein schwieriges Thema tänzerisch hervorragend umgesetzt beim Schautanz der Gemischtem Garde bei der Prunksitzung des Feuerio im Rosengarten. © Michael Ruffler

Mannheim. „Es ist mega!“, ruft Andreas Jörissen aus, und das klingt verwundert und bewundernd zugleich. Schließlich ist er Kölner Karneval gewohnt. Aber was er beim Feuerio erlebt, begeistert ihn - und das Publikum. Mit Sven Eltgen bildet Jörissen das Duo „Die Krähenfelder“, das mit rheinländischen Hits die Prunksitzung von Mannheims größter und ältester Karnevalsgesellschaft im Rosengarten bereichert. Denn der Feuerio setzt mehr denn je auf Musik.

Erstmals führen drei Frauen die Regie bei Feuerio

Und auf Frauen: Mit Kirsten Tschierschke, Christine Hoock und Martine Baake haben erstmals drei Frauen das Programm zusammengestellt und Regie geführt. Und sie haben dabei ein durchweg sehr gutes Händchen bewiesen, denn nicht nur die „Krähenfelder“ finden die Stimmung im Musensaal „mega“.

Jörissen - der zehn Jahre in der Region lebte und bei Radio RPR arbeitete - und Eltgen bringen all die beliebten Kölner Karnevalshits, aber sie variieren sie auch geschickt. Statt dem Kölner Dom wird dann eben Mannheim besungen. Und die Gäste feiern, tanzen und singen begeistert mit. „Ihr Mannemer seid genau so gut wie Rheinländer“, lobt Jörissen - und er hat den Vergleich, denn allein in dieser Kampagne absolvierte er mit Eltgen dort bereits 48 Auftritte.

Auftritte auf der Prunksitzung des Feuerio voll Ironie und Sprachwitz

Aber nicht nur diese zwei Männer kommen prima an, auch vier junge Frauen. „Stimmalarm“ nennt sich die pfälzer Gruppe. Als Klima-Kleber kostümiert, kündigen sie an, sich im Rosengarten festzukleben, um mehr Auftrittszeit zu bekommen - aber das wäre gar nicht nötig. Ihr Versprechen „We Will Rock You“ löst das tolle Quartett so gut ein, dass sie wirklich den Rosengarten rocken und „Zugabe“-Rufe erschallen.

Gute Stimmung im Rosengarten: v. l. „Die Krähenfelder“ aus dem Rheinland führen die Polonaise im Saal an, dahinter das Prinzenpaar. In der Mitte Irmi Benz als Influencerin, rechts Stadtrat Alexander Fleck, diesmal in der Rolle des Richters. © Michael Ruffler

Klasse Stimmungsmacher aus den eigenen Reihen bewähren sich ebenso. Mit Bloomaul Joachim Schäfer begleitet ein Mann das Programm, der das einfach hervorragend kann. Und mit gleich drei Auftritten am Abend sorgen die „Drei Prinzen“, die allerdings diesmal nur aus Stefan Hoock und Stefan Rinklef bestehen, für viel gute Laune, viel Bewegung und gleich mehrfach Polonaisen im Saal. Dafür gibts nicht nur viele „Zugabe“-Rufe, sondern zudem die zweite der beiden Beifallsraketen, die Präsident Bodo Tschierschke zusammen mit dem begeisterten Publikum zündet.

Die erste Beifallsrakete gilt Irmi Benz, der Präsidentin der Feudenheimer Frauenfasnacht. Ach ist das herrlich, wie sie mit klasse Ironie und wunderbarem Sprachwitz als „Influencerin Chantal“ die Sprache Sozialer Netzwerke („Voll krass, ich schwör’!“) und die Berufswünsche der Jugend (Youtube-Star oder Türsteher) angesichts des Fachkräftemangels auf die Schippe nimmt.

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Fachkräftemangel - den thematisiert zugleich Protokoller Alexander Fleck. Er verortet ihn indes in der Politik. Der Stadtrat kritisiert die, wie er es nennt, „Lex Riehle“, wonach bei Mannheimer Bürgermeistern kein abgeschlossenes Studium mehr erforderlich ist. Von Inflation bis Gendersprache - für Fleck, der als Richter auftritt und so manchen der Narretei schuldig spricht, liegt vieles im Argen. Bei der Buga moniert er: „Das war nicht nett, der Umgang mit den Damen vom (AWO-)Ballett.“

Wunderbaren Kokolores steuern wieder Horst „Hotte“ Siegholt und Peter „Pit“ Karg bei. Das Duo sorgt mit urkomisch-irrwitzigen Doppeldeutigkeiten und Wortspielen, „Hotte“ zudem mit klasse Grimassen gleich reihenweise für laute Lacher.

Es gibt aber auch ruhige Momente - etwa dann, wenn das Publikum staunend Pavel Stankevich bewundert. Der Handstandakrobat aus dem Palazzo zeigt eine schier unglaubliche Körperbeherrschung.

Einzigartige Vorstellung der jüngsten Mitglieder der Tanzgarde

Sportliche Höchstleistungen bieten die glanzvollen Garden. Der erste Jubel wird da bereits den „Sternchen“, gerade mal zwei bis fünf Jahre alt, zuteil - einfach goldig! Dann bietet die Rekordzahl von 15 Tanzmariechen und Tanzpaaren ein eigens für den Abend einstudiertes Tanzmedley mit höchst anspruchsvoller Akrobatik, rasanten Spagatsprüngen und mehrfachen Überschlägen, bei denen die Solo-Beiträge harmonisch-elegant ineinander übergehen. „Das ist einmalig in Mannheim, einmalig in der Region“, betont Hoock, der die Prunksitzung mit Feuerio-Präsident Bodo Tschierschke moderiert.

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Er gibt auch Ilaria Vitulano, Tanzmariechen und Trainerin, die Chance, mal zu sagen, welcher Aufwand dahintersteckt: Vier mal die Woche sei sie jeweils drei Stunden in der Halle, so Vitulano. Aber nur so sind die vielen Erfolge bis hin zu deutschen Meistertiteln möglich, auf die Hoock immer wieder stolz verweisen kann.

Die optisch-opulenten Schautänze und zackig-exakten Gardetänze ernten mit Recht mehrfach lautstarken Beifall. Gekrönt werden sie vom Schautanz der Gemischten Garde. 32 junge Leute stehen da auf der Bühne, die sich wagen, mal mit hohem Tempo, mal melancholisch das Thema Einsamkeit im Alter tänzerisch umsetzen - Hochachtung!

Redaktion Chefreporter

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