SV Waldhof

Warum die Stadt Mannheim kein neues Waldhof-Stadion will und wie es weitergeht

Ist die seit knapp zwei Jahren geführte Debatte um ein neues Waldhof-Stadion jetzt mit der Festlegung der Stadt Mannheim beendet? Vermutlich nicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten

Von 
Steffen Mack
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Auf welchem Standpunkt steht jetzt die Mannheimer Stadtspitze?

Mannheim. Sie setzt auch für die Zukunft auf das Carl-Benz-Stadion. Das Lärmproblem könnte man laut einem Gutachten baulich lösen. Zur Begründung heißt es in einer Beschlussvorlage für den Hauptausschuss außerdem: „Im Rahmen eines Abwägungsprozesses eignet sich unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen (Wohnungsbau und Flugplatz) keiner der beiden detaillierter untersuchten Standorte Spiegelfabrik und Großparkplatz P 20 für den Bau eines neuen Stadions.“

Gibt es nicht noch mehr mögliche Standorte für ein neues Stadion?

Geprüft hatte die Stadt zunächst auch die Friesenheimer Insel, ein gegenüber liegendes MVV-Grundstück, das Areal am Technoseum sowie das zwischen Rangierbahnhof und SAP Arena. Diese vier Standorte wurden jedoch aus unterschiedlichen Gründen schnell als ungeeignet verworfen. Das von Neubau-Befürwortern immer wieder genannte Bösfeld war von vorneherein aus natur- und artenschutzrechtlichen Gründen ausgeschlossen worden.

Was genau spricht nun gegen den Parkplatz am Maimarktgelände?

Der benachbarte City-Airport. Sowohl das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung als auch das Regierungspräsidium lehnen laut Stadt ein Stadion daneben ab. Bisher hätten sich Verwaltung und Gemeinderat stets für einen Weiterbetrieb des Flughafens ausgesprochen, wegen seiner wirtschaftlichen Bedeutung.

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Und warum wird der Luzenberg jetzt für ungeeignet erklärt?

„Für das nicht in städtischem Eigentum befindliche Gelände der Spiegelfabrik bestehen bereits öffentlich vorgestellte Planungsüberlegungen“, heißt es. So könnten dort zwischen 150 bis 600 Wohneinheiten geschaffen werden. Das wäre mit einem Fußballstadion daneben aus Lärmschutzgründen nicht möglich.

Wie ließe sich im Carl-Benz- Stadion der Lärm reduzieren?

Laut Gutachten mit einem neuen Flachdach, dem Schließen der Lücken nördlich und südlich der Gästetribüne sowie mit Verglasungen. Dann wären darin anders als bisher auch Liga-Spiele möglich, die erst nach 22 Uhr enden.

Könnte der SVW nicht von späten Partien ausgenommen werden?

Bei Paderborn wird das seit 2009 so gehandhabt. Aber dem SVW hat der Ligaverband nach Aussage von Geschäftsführer Markus Kompp schon klar signalisiert, dass er bei einem Aufstieg in die 2. Liga ein Ausweichstadion für späte Spiele bräuchte.

Was sagen die Waldhof-Bosse nun zur Haltung der Stadt?

Am Montag wollte Kompp dazu auf Anfrage keine Stellungnahme abgegeben. Anfang März hatte der „MM“ Präsident Bernd Beetz gefragt, was sei, wenn die Stadt sowohl den Luzenberg als auch den Großparkplatz für ungeeignet befinde. Antwort: „Ich bin mir ganz sicher: Mit dem richtigen politischen Willen wäre ein neues Stadion an beiden Standorten möglich.“ Diese Aussage habe nach wie vor Gültigkeit, so jetzt Kompp.

Wie geht der Gemeinderat mit der Bewertung der Stadt um?

Der Hauptausschuss soll an diesem Dienstag (die Sitzung im Stadthaus beginnt um 16.30 Uhr) nach dem Willen der Verwaltung ihre Prüfergebnisse „zur Kenntnis nehmen“ und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, um Klarheit über die Kosten für Lärmschutz-Umbauten im Carl-Benz-Stadion zu haben.

Welche Entscheidung ist im Ausschuss zu erwarten?

Bisher wird ein neues Stadion nur von einer klaren Minderheit aus CDU und Mannheimer Liste befürwortet. Allerdings war einhellig beschlossen worden, mögliche Alternativstandorte ergebnisoffen zu prüfen. Vermutlich wird das die Mehrheit als erfüllt ansehen.

Wie soll es nach dem Willen der Stadt danach weitergehen?

Die zusätzlichen Kosten für Lärmschutz werden zu den bereits feststehenden dazugerechnet. Aus im Juni 2022 vorgelegten Gutachten geht hervor, dass - neben bereits getätigten Soforthilfen von sieben Millionen Euro - bei einem Verbleib des SVW in der 3. Liga weitere 22 Millionen erforderlich sind, 49 Millionen bei einem Aufstieg in die 2. Liga und 61 Millionen in der 1. Liga.

Was ist mit VIP-Logen, die Beetz und Kompp ja vor allem wollen?

Die könnten aus Sicht der Stadt bei einem Umbau auch im Carl-Benz-Stadion geschaffen werden. Darüber wolle man parallel zur Machbarkeitsstudie oder direkt danach mit der Spielbetriebs-GmbH sprechen. Die soll die VIP-Plätze bezahlen.

Wieso steckt die Stadt überhaupt Geld in den Profifußball?

Das tun eigentlich alle Kommunen, schon weil die allermeisten Stadien städtisch sind. Eine eigene Spielstätte können sich nur sehr reiche Vereine wie der FC Bayern leisten. Selbst München musste und muss für die Infrastruktur rund um die Allianz Arena hohe Summen beisteuern.

Aber warum machen das denn alle Kommunen mit?

Fußball ist nun mal mit riesigem Abstand Volkssport Nummer 1. Die Vereine sind nicht nur identitätsstiftend, sondern zudem wichtige Aushängeschilder und Werbeträger. Davon profitieren die Städte auch über die von außerhalb kommenden Zuschauer, die bei ihren Stadion-Besuchen einiges Geld in Gastronomie, Geschäften und Hotels lassen.

Ausschuss im Livestream unter www.mannheim-videos.de

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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