Mannheim. Die Stadträte wollten spürbar viel mehr Tempo: Quer durch alle Parteien hat der Sicherheitsausschuss des Gemeinderats die Verwaltung gedrängt, schnell auch in Mannheim eine Notfall-App einzuführen. Durch dieses Programm auf dem Handy werden bei einem medizinischen Notfall parallel zum Rettungsdienst auch mögliche Ersthelfer in unmittelbarer Nähe alarmiert. In der Region gibt es das längst.
Notfall-App alarmiert nicht nur Rettungsdienst sondern auch Ersthelfer
„Damit werden effektiv Menschenleben gerettet“, drängte Stadtrat Chris Rihm (Grüne) die Verwaltung. Er hatte den fraktionsübergreifenden Antrag initiiert, den dann Grüne, SPD, CDU, ML, FDP und LiParTie gemeinsam gestellt haben. Zudem reichte die AfD einen eigenen, wortgleichen Antrag ein. „So etwas gibt es wirklich selten“, verdeutlichte ML-Fraktionschef Holger Schmid, wie wichtig den Fraktionen dieses Thema ist.
Wir befürworten das grundsätzlich stark
Schließlich gibt es die App in Ludwigshafen, dem Rhein-Pfalz-Kreis, an der Bergstraße, im Odenwald oder anderen Großstädten Baden-Württembergs längst. Nur Mannheim sei „ein weißer Fleck“, kritisieren die Fraktionen.
Dabei informiert bei einem Notfall die Rettungsleitstelle parallel zum Rettungsdienst geschulte Ersthelfer, die sich in unmittelbarer Nähe zum Notfall befinden. Sie können dank der App „Mobile Retter“ geortet und so innerhalb von Sekunden alarmiert werden. Sie sind durch die örtliche Nähe sehr oft deutlich schneller als der Rettungsdienst am Notfallort und sollen bis zu dessen Eintreffen qualifizierte lebensrettende Maßnahmen einleiten, die gerade in den ersten Minuten oft entscheidend sind.
Schließlich sei der plötzliche Herztod eine der häufigsten Todesursachen, so die Antragsteller, und bis der Rettungsdienst eintreffe, seien die Überlebenschancen oft nur noch gering, zumindest träten irreversible Schäden im Gehirn auf, so der Antrag.
„Wir befürworten das grundsätzlich stark“, entgegnete Sicherheitsdezernent Volker Proffen den Stadträten. Man sei dabei, die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Systeme und Anbieter zu ermitteln, um das optimale System für Mannheim zu finden. Dazu sei man auch im Austausch mit der Region. „Zwingend erforderlich“ sei solch ein System“, bestätigte Feuerwehrkommandant Thomas Näther den Wunsch der Fraktionen. Doch ein „Schnellschuss“ sei nicht möglich.
Installation der Notfall-App - so hoch sind die Kosten für die Stadt
Die Fraktionen hatten bereits im September beantragt, solch ein System „zum 1. Januar 2024, hilfsweise zum nächstmöglichen Zeitpunkt“ einzuführen und „umgehend“ eine entsprechende Beschlussvorlage zur unbefristeten Umsetzung eines solchen Systems dem Gemeinderat vorzulegen. Dazu gehöre auch, entsprechende Mittel vorzusehen.
Bei der App „Region der Lebensretter“, der am weitesten verbreiteten Ersthelfer-App in Baden-Württemberg, würde eine Installation für die Stadt einmalig laut Betreiber 50 000 Euro kosten mit Folgekosten in Höhe von 20 000 Euro jährlich. Wie Bürgermeister Proffen auf Nachfrage einräumte, sind im Etat für 2024 aber keine Mittel für das Projekt eingesetzt – was mehrere Stadträte veranlasste, die Verwaltung zu drängen, das Thema stärker voranzutreiben. Im Protokoll der Sitzung heißt es jetzt aber nur, das „Anliegen wird in der Verwaltung geprüft/aufgenommen“. Stadtrat Stefan Höß (SPD) empfahl, zusätzlich mit großen Arbeitgebern Kontakt aufzunehmen, da zum Beispiel Benz die Einführung auch für seine Belegschaft prüfe, um auf dem Werksgelände schneller helfen zu können.
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