Sicherheit

Straftaten in Mannheim sprunghaft angestiegen

Demos, Abreißen von Goldketten und Aggressionen: Die Sicherheitslage in Mannheim, besonders in der Innenstadt, ist angespannt. Wo und wann welche Verbrechen begangen werden

Von 
Lisa Uhlmann
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Die Polizei verzeichnet einen Anstieg von Straftaten in den Quadraten. Jedoch nicht am Tag, sondern verstärkt nachts. © Michael Ruffler

Mannheim. Deutlich mehr Raubüberfälle mit Messern, Aggressionsdelikte - und jedes Wochenende Demos: Es ist nicht nur der Anstieg der Kriminalität, der Polizeipräsident Siegfried Kollmar Sorgen macht. Im Sicherheitsausschuss darf Kollmar zwar noch keine konkreten Zahlen nennen aus der unveröffentlichten Kriminalstatistik. So will es das Innenministerium.

Trotzdem zeichnet der Polizeipräsident dann doch ein Lagebild. Er erklärt: Die Sicherheitslage in Mannheim ist angespannt. Nicht nur fordern die Pro-Palästina-Demos sowie deren Gegendemos die Einsatzkräfte jedes Wochenende. Dazu kommt ein Anstieg der Straftaten. In den vergangenen sechs Monaten seien laut Kollmar die Messerangriffe über ein Drittel gestiegen, sechs Fälle davon seien versuchte Tötungsdelikte. Auch Raub und Aggressionsdelikte sind im Vergleich zu 2022 deutlich gestiegen.

Strafttaten in den Quadraten und am Alten Meßplatz

Die neue Ermittlungsgruppe „Quadrate“ bearbeitet bereits 29 Raubdelikte. In 14 Fällen davon hatten größtenteils jugendlichen Täter Passanten Goldketten vom Hals gerissen und ein Messer gezückt. Die Hälfte der Straftaten ereignete sich in den Quadraten, der Rest am Alten Meßplatz sowie am Hauptbahnhof. Die Tatzeit: Oft zwischen 20 und 7 Uhr morgens. Die Tatverdächtigen: fünf Deutsche, drei Marokkaner, je ein Gambier, Libyer, Türke, Afghane und Ägypter. Insgesamt seien sieben Asylbewerber darunter.

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Elf Fälle seinen bislang aufgeklärt, sieben Haftbefehle vollstreckt. Den Anstieg der Fälle kann sich Kollmar nicht erklären. Da gebe es keine homogene Tätergruppe. Eine feste Banden- oder Clanstruktur gebe es aber auch nicht. Die meisten Vorfälle ereigneten sich beim Verlassen der Disco oder beim Streit um eine Zigarette. Die Polizei will nun in Schulen gehen, den Nachtbürgermeister sowie Streetworker miteinbeziehen. Im jüngsten Fall hatte ein 40-jähriger Italiener eine Person mit einem Küchenmesser im Gesicht verletzt.

Ordnungsdienst am Mannheimer Plankenkopf anzutreffen

„Mannheim ist kein einfaches Pflaster. Gerade bei den Demos müssen wir einen Zusammenprall der Parteien verhindern. Das gelingt noch gut. Dieser Konflikt ist eine hohe Belastung im Stadtgebiet. Die Lage ist angespannt“, erklärt Kollmar.

In seiner Stellungnahme geht er auch auf die Anfrage der Grünen-Fraktion zur aktuellen Sicherheitslage ein. Darin wollen die Grünen unter anderem wissen: Welche langfristige Lösungen gibt es, ist da mehr Streetwork gefragt, und spielt Bandenkriminalität eine Rolle?

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Sicherheitsdezernent Volker Proffen (CDU) verweist auf die Sicherheitsarchitektur samt Videoüberwachung, auf die Arbeit von Einrichtungen wie dem Haus des Jugendrechts, dem Drogenverein oder dem Kältebus sowie auf ein Tandemprojekt in der Straßentrinkerszene nach Beschwerden am Neumarkt und Alten Meßplatz. Ab Dezember ist der Ordnungsdienst im Container Futuraum am Plankenkopf ansprechbar.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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