Luisenpark

Warum die Gondoletta im Mannheimer Luisenpark ein neues Seil bekommt

Sie ist eine der beliebtesten Attraktionen im Luisenpark: die Gondoletta. Nun wird der Antrieb der weiß-gelben Boote erneuert.

Von 
Peter W. Ragge
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Er war schon als 14-Jähriger bei der Buga 1975 dabei: Mario Frank, „Super-Mario“ genannt, arbeitet unter Wasser am Gondoletta-Antriebsseil. © Michael Ruffler

Mannheim. Er friert, das sieht man, auch wenn er es nicht zugibt. Der Mann im Neoprenanzug hat einen harten Job, aber er ist hart im Nehmen und man merkt ihm seine 65 Jahre nicht an. „Super Mario“ nennen sie ihn hier, weil er trotz hartem Job nie seinen Humor und seine Hilfsbereitschaft verliert. Mario Frank leitet die Gondoletta im Luisenpark, und dieses Jahr ist die Inbetriebnahme besonders aufwendig. Schließlich müssen nicht nur die Boote zu Wasser gelassen, sondern auch ein neues Seil einzogen werden.

Die zur Bundesgartenschau 1975 installierte Anlage, eine Schweizer Erfindung, funktioniert im Prinzip wie eine Seilbahn. Die Kunststoffboote mit je neun Plätzen sind mit einer Gleitkupplung an einem unter Wasser verlaufenden Stahlseil befestigt. Das lässt die Boote die 1840 Meter lange, knapp 50 Minuten dauernde Strecke sanft und lautlos über den Kutzerweiher gleiten.

Unter den Besuchern des Luisenparks ist das eine der beliebtesten Attraktionen. Um die 50.000 Fahrgäste hatte das Team von Mario Frank meist, während der Bundesgartenschau 2023 gab es eine Rekordzahl mit 110.000 Passagieren und 2024 dann immer noch 89.000 Menschen, die in die beliebten Boote mit dem gelben Kunststoffdach eingestiegen sind. Doch ehe die sich so scheinbar leicht über die Wasseroberfläche bewegen, ist harte Arbeit von Frank und seinem Team nötig.

Besucherinformationen

Gondoletta-Ticketverkauf: Nur an den Parkkassen Haupteingang und Eingang Fernmeldeturm. Für Kurzentschlossene gibt es an der Anlegestelle Festhalle Baumhain eine Kasse nur mit Kartenzahlung.

Preise: Erwachsene (ab 16 Jahre) zahlen 4,50 Euro für eine halbe und sieben Euro für ein ganze Strecke, Gruppen ab 20 Personen vier bzw. 5,50 Euro, Kinder (6 bis 15 Jahre) und Schüler drei oder vier Euro, Kindergärten pro Kind ein Euro oder 1,50 Euro, der Transport von Bollerwagen/Kinderwagen kostet drei Euro (halbe Strecke) oder vier Euro (ganze Strecke).

Alle etwa fünf bis sechs Jahre wird ein neues Seil fällig. Das liegt nicht nur daran, dass Algen es glitschig machen, wie man an dem alten Stahlseil sieht. Das Hauptproblem ist, dass es sich mit den Jahren ausdehnt und nicht mehr genug Spannung hat, um die Anlage sicher zu betreiben. „Wenn das Seil aus den Rollen rausrutscht, dann heißt das Stopp, dann steht alles“, erklärt Mario Frank.

Die kleinen Gondoletta-Boote werden alle erst frisch gestrichen

An seiner Mimik sieht man, dass er das nicht will: Die Gondoletta soll zur Freude der Besucher laufen, und zwar möglichst ständig. Schon als 14-Jähriger war er bei der Bundesgartenschau 1975 dabei, „um mir meinen Führerschein zu verdienen“, wie er sich erinnert. Da hatte noch die Herstellerfirma Intamin die Anlage selbst betrieben, später übernahm sie deren Mitarbeiter, der Ludwigshafener Bernd Laubisch, als Pächter. Inzwischen läuft sie unter Regie der Stadtpark-Gesellschaft selbst, und Mario Frank ist schon 29 Jahre fest dabei.

Eigentlich hat er Isoliertechniker gelernt. Aber bei der Gondoletta, da beherrscht er die ganze Technik – über und unter Wasser. Und auch wenn er „Brrrr“ sagt, steigt er in das kühle Nass des Kutzerweihers, um mit seinen Kollegen („Ich hab ein tolles Team“, betont er) die Anlage wieder auf Vordermann zu bringen.

Hier wird das Seil verspleißt, also zusammengefügt, damit es wirklich wieder rund läuft im Kutzerweiher. © Michael Ruffler

Das neue Seil kommt von der Firma Fatzer, 1836 als Hanfseilerei in Romanshorn gegründet und heute auf Stahlseile für Seilbahnen und Bergbau spezialisiert. 1788 Kilogramm wiegt die hölzerne Kabeltrommel mit dem neuen, 1862 Meter langen Stahlseil. Das Seil alleine, das einen Durchmesser von 16 Millimeter hat, ist 1615 Kilogramm schwer.

Ins Wasser gezogen wird es mithilfe des alten Seils – und wo auch immer es hakt, klemmt oder Hand angelegt werden muss, geht Mario Frank hinein in den kalten, trüben Kutzerweiher. Da kennt er sich aus und sagt herzlich lachend, dass es da genau 2758 Karpfen gebe. Er habe sie gezählt …

Damit das neue Seil wirklich – im Wortsinne – rund läuft, muss es verspleißt werden – also die verschiedenen Adern der beiden Enden miteinander verflochten. „Wie, wenn zwei Frauen ihre Zöpfe miteinander verbinden würden“, beschreibt Mario Frank den Vorgang, der viel Handarbeit seines Teams und der zwei von der Firma Fatzer angereisten Mitarbeiter bedeutet.

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Geführt wird das Seil im See an Umlenkrollen. 26 solcher Teile gibt es unter Wasser. Sie lenken die Boote per Stahlseil in die richtige Richtung, lassen sie auch mal abbiegen. Die gusseisernen Teile haben einen Durchmesser von 2,85 Meter, wiegen mehrere hundert Kilo. Die zwei Antriebsrollen, die sich in Höhe des Freizeithauses im Kutzerweiher befinden, werden von einem Elektromotor bewegt. Unterhalb vom Fernmeldeturm liegt noch jene Rolle im Wasser, von der aus die Spannung reguliert wird, die das Seil immer haben muss. Dort taucht Mario Frank dann im Lauf einer Saison öfter ab, um nachzuspannen.

Erst wenn die ganze Anlage reibungslos läuft, fangen Frank und seine Männer an, die über Winter eingelagerten Boote zu Wasser zu lassen. 48 sind es, 20 davon stammen noch von der Bundesgartenschau 1975. „Erst werden alle frisch gestrichen“, betont er. Dann lassen sie diese Woche etwa acht der weißen Kunststoffboote mit den charakteristischen gelben Dächern täglich zu Wasser. In Betrieb geht die Anlage vermutlich am ersten April-Wochenende. „Wenn wir früher fertig werden, fangen wir früher an“, so „Super-Mario“ – denn er freut sich schon, wenn wieder was los ist.

Redaktion Chefreporter

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