Soziales

Warum der Ex-Obdachlose Richard Brox erneut Essen spendet

Der aus Mannheim stammende Autor bringt in der Caritas-Tagesstätte für Wohnungslose in D6,7 Jägerschnitzel mit Spätzle und Gemüse auf den Tisch. Was treibt ihn an?

Von 
Katja Geiler
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Regina Hertlein, Madlen Steger und Richard Brox (v.l.) verteilen Essen und Besteck. © Katja Geiler

Innenstadt. In der Caritas-Tagesstätte für Wohnungslose in D6,7 gab es ein besonderes Mittagessen, spendiert von Autor Richard Brox, der aus Mannheim stammt, jetzt in Köln lebt und selbst über 30 Jahre lang auf der Straße gelebt hat: Jägerschnitzel mit Spätzle und Gemüse von der Metzgerei Hauk, über 50 Portionen, von denen nichts übrig blieb.

Essen für Obdachlose in Mannheim: Schon vor Beginn Speisesaal gut gefüllt

Schon vor dem offiziellen Beginn um 11 Uhr war der Speisesaal mit Gästen gefüllt, das Essen wurde in der Küche auf Teller verteilt und serviert. Es ist bereits die fünfte Essensspende von Richard Brox, der letztes Jahr mit einer Weihnachtsaktion im Diakonie-Haus Bethanien startete. Brox unterstützt außer den bisher genannten Einrichtungen auch Oase, Tagesstätte für Frauen, Café Anker (beide Caritas), die Beratungsstelle Amalie und die Lutherkirche (beide Diakonie) mit Essen und Gutscheinen. „Die Gutscheine löst man in Discountern und Drogerien ein. Sie gelten zwar für Tabakwaren, aber nicht für Alkohol“, sagte Brox.

Auf die Frage, warum er bei Alkohol eine rote Linie ziehe, antwortet er: „Rauchen ist für die Leute ein Beruhigungsfaktor, Alkohol regt sie auf und verschlimmert die Lage.“

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Hilfe für Obdachlose in Mannheim: Richard Brox hofft auf Nachahmer

Die Arbeit der Anlaufstellen weiß Brox zu schätzen. „Ohne sie wäre die Armut in Mannheim so dramatisch sichtbar, dass wir uns schämen müssten, uns so etwas zu leisten. Mein Ziel ist es, Obdachlosigkeit und Armut zu überwinden.“ Er hofft, dass er durch Präsenz in den Medien Nachahmer finden kann, die ebenfalls Aktionen auf die Beine stellen. Auch Brox hatte ein Vorbild, Frank Zander, der 1995 zum ersten Mal ein Weihnachtsessen für 300 Personen spendete.

Und auch er hatte ein Vorbild: Bruce Springsteen hatte damals Wohnungslose statt Promis zu einer Albumpräsentation eingeladen. „Ich war in den 90ern dreimal bei Frank Zander beim Weihnachtsessen. Er hat jeden in den Arm genommen und war mit jedem per du. Ich dachte mir: Warum nur an Weihnachten? Man kann es das ganze Jahr über machen.“

Inzwischen habe sich für Obdachlose einiges geändert als damals, in den 80er Jahren, als er selbst obdachlos wurde. Zu den städtischen Hilfen kommen noch die privaten Träger hinzu, Caritas und Diakonie, die die soziale Arbeit verrichten. Doch die Hilfsbereitschaft fremder Leute sei immer groß gewesen, im Gegensatz zur Unterstützung durch die eigene Familie. Einrichtungen für Obdachlose seien „eminent wichtig, sonst würden die Leute verelenden.“

Die Einrichtung in D6 hat das ganze Jahr kontinuierlich vormittags geöffnet, es gibt Frühstück und Mittagessen für einen kleinen Beitrag. „Wir haben auch eine Kleiderkammer und nehmen Spenden entgegen, immer der Jahreszeit entsprechend“, sagt Madlen Steger von der Einrichtungsleitung. „Wir brauchen Unterwäsche, Socken, Rucksäcke, Isomatten, Baseballcaps – diese sind besonders beliebt, Deo und Sonnencreme in Reisegrößen.“ Willkommen sind auch Geldbeträge für Medikamente und Lebensmittel. „Der Haushalt der Stadt ist stark angespannt, deshalb sind wir dankbar für Spenden aus privaten Haushalten“, so Regina Hertlein, Caritas-Vorstandsvorsitzende. „Und eine Sache ist ultrawichtig: Kaffee-Spenden. Wenn die Leute die Nacht auf der Straße verbracht haben, vor allem, wenn es kalt ist, freuen sie sich sehr über einen Kaffee.“

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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