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Richard Brox spendiert in Mannheim wieder Essen für Bedürftige

Bevor er ein erfolgreicher Autor wurde, hat Richard Brox selbst auf der Straße gelegt. Nun sorgt er seiner Heimatstadt wieder für kostenlose warme Essen.

Von 
Katja Geiler
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Das ehrenamtliche Team der Essensausgabe: (v.l.) Uli Köhler, Deborah Musso, Andrea Weiß, Dieter und Ralf. © Katja Geiler

Mannheim. In der Diakoniekirche Luther in der Neckarstadt West waren bedürftige Menschen zu einem Mittagessen eingeladen, das Richard Brox spendierte. Der aus Mannheim stammende Autor, der 2017 das Buch „Kein Dach über dem Leben – Biografie eines Obdachlosen“ veröffentlichte, lebte selbst 30 Jahre auf der Straße. Nun wohnt er in Köln und will sich von dort für seine Heimatstadt Mannheim engagieren. Nach einem Weihnachtsessen im Haus Bethanien, das gut angenommen wurde, gab es nun Jägerschnitzel mit Spätzle und Gemüse in der Lutherkirche, zubereitet und geliefert von Hauks Delikatessen, ausgegeben von Ehrenamtlichen.

Seit 2010 ist die Kirche eine Diakoniekirche, also eine soziale Anlaufstelle. „Von Montag bis Freitag kommen die Leute zum Frühstückscafé, können den PC- und Internet-Raum nutzen oder Sozial- und Rechtsberatung erhalten“, sagte Diakonin Andrea Weiß. „Seit Corona kommen immer mehr Menschen, die am Existenzminimum leben. Manche können sich kaum den geringen Preis für das Frühstück leisten. Das Bürgergeld ist ein Witz.“ Die Angebote der Kirche nutzen zum Beispiel Rentner, Mütter mit Kindern oder Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten können, sei es physisch oder psychisch.

Wer arm ist, wird schneller krank, das bedeutet, er stirbt früher.
Andrea Weiß Diakonin

Die Zahl der psychisch Belasteten habe in den letzten Jahren zugenommen, so die Diakonin. „Wer arm ist, wird schneller krank, das bedeutet, er stirbt früher.“ Für chronisch kranke Menschen wünscht sich Weiß betreute Wohnheime, doch die sind teuer. Die Bürokratie sei auch ein Hindernis, außerdem gebe es in den Behörden zu wenig Personal, um die Leute zu begleiten. Der neuen Bundesregierung sieht Weiß misstrauisch entgegen: „Die Unterstellung, dass Leute nicht arbeiten wollen, finde ich gruselig.“

In den kommenden Jahren wird die Diakoniekirche umziehen ins Areal der Paul-Gerhardt-Kirche am Neuen Messplatz. Andrea Weiß wird Ende März die Diakoniekirche verlassen, sie macht ein Sabbatjahr und geht anschließend in den Ruhestand. Sie wünscht sich, dass die Lutherkirche nach dem Umzug nicht leer steht, sondern „von der Gesellschaft übernommen“ wird, wie die Epiphaniaskirche in Feudenheim.

Ein grippaler Infekt hinderte Richard Brox am Kommen

Brox hätte gern an der Essensausgabe teilgenommen, musste jedoch aus gesundheitlichen Gründen absagen. „Ich hatte einen grippalen Infekt und merkte erst auf der Fahrt: Das wird nichts“, sagt Brox. „Die Essensausgabe in der Lutherkirche ist ein Glücksgriff, noch nie hatte ich so ein Glücksgefühl. In Mannheim habe ich damals schlechte Erfahrungen gemacht, doch ich möchte den Leuten etwas wiedergeben: Das Gefühl, satt zu sein.“ Sein Vorbild ist der Sänger Frank Zander, der an Weihnachten immer ein Essen für Bedürftige ausgibt.

Brox sieht die Zukunft der armen Leute düster und glaubt, dass die Armut mit der Grundsicherung rasant steigen wird. „Man kann nicht noch mehr schneiden, wo es nichts zu schneiden gibt“, meint Brox. Sein Dank geht an die Metzgerei Hauk für die Unterstützung. Der nächste Termin für eine Essensausgabe steht schon. Es ist Dienstag, 22. April, im Haus Bethanien.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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