Mannheimer Gemeinderat

Warum der Ex-Grüne Markus Sprengler der SPD-Fraktion beitritt

Die unfassbar hohe Zahl an vorzeitigen Abgängen und Wechseln im Mannheimer Gemeinderat hält an. Nun hat sich Stadtrat Markus Sprengler, bis Ende Juli noch bei den Grünen, der SPD angeschlossen

Von 
Steffen Mack u. Sebastian Koch
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Markus Sprengler, hier 2019 nach seiner Wahl in den Gemeinderat. © Steffen Mack

Mannheim. Die allergrößte lokalpolitische Sensation ist es nicht mehr. Markus Sprengler, der die Grünen Ende Juli nach großen Meinungsverschiedenheiten verlassen hatte, nimmt schon seit Mitte September als Gast an SPD-Fraktionssitzungen teil. Offensichtlich war das „Schnupperpraktikum“ zu beidseitiger Zufriedenheit. Am Montagnachmittag gaben die Sozialdemokraten nun bekannt, sie hätten Sprengler einstimmig als neues Mitglied aufgenommen.

Damit sind Grüne und SPD im Gemeinderat gleichstark. Nach der Kommunalwahl 2019 lagen ihre Fraktionen noch mit zwölf beziehungsweise zehn Mitgliedern auseinander. Später gewann die Ökopartei Chris Rihm hinzu, der anfangs bei der CDU war. Doch im Sommer verlor sie nach Sprengler auch Olaf Kremer, der seither Einzelstadtrat ist.

Auch der Partei beigetreten

Stärkste Fraktion zu sein, bedeutet einigen Privilegien. So hatten die Grünen im Sommer das Vorschlagsrecht für die neue Erste Bürgermeisterin, ihre Umweltdezernentin Diana Pretzell. Zudem durften sie unter anderem bei Etatreden als Erste sprechen. Der Status kann auch einen politischen Führungsanspruch bedeuten, den die Grünen lange selbstbewusst erhoben. Nun könnte ihnen die SPD das bis zur Kommunwahl im nächsten Jahr gleichtun.

Sprengler erklärt auf Anfrage, er sei nun auch Parteimitglied der SPD geworden und wolle im Juni 2024 auf ihrer Liste für den Gemeinderat kandidieren. Für die Sozialdemokraten wird der 58-jährige Musiker fortan im Kulturausschuss sitzen.

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SPD-Fraktionschef Reinhold Götz zeigt sich erfreut über das neue Mitglied. Markus Sprengler sei lokalpolitisch erfahren sowie in der Kultur- und Kreativwirtschaft stark vernetzt. „Er ist in vielen Bereichen unserer Stadtgesellschaft sehr engagiert und ist deshalb eine Bereicherung für uns als Fraktion“, wird Götz in der Pressemitteilung der Sozialdemokraten zitiert.

Der Gelobte selbst erklärt, er habe sich nach dem Weggang von den Grünen den Sommer über Zeit genommen, sich politisch neu zu orientieren. „Nach vielen Gesprächen und fruchtbaren Diskussionen darüber, wie Mannheim sozial, kulturnah, integrationsfördernd und wirtschaftlich stark bleibt, habe ich mich für den Eintritt in die SPD-Fraktion und Partei entschieden“, so Sprengler. Dort finde er Respekt und Zusammenhalt, auch für die Vielfalt der Gesellschaft. Das passe am besten zu seiner politischen Arbeit. Er freue sich zudem über das Vertrauen der Sozialdemokraten in ihn.

Absoluter Rekord an Wechseln

Seinen Austritt bei den Grünen hatte Sprengler im Juli unter anderem damit begründet, dass die Partei mit „schlechter Kommunikation und unklarer Linie im Wahlkampf“ eine „Mitverantwortung an der verlorenen Oberbürgermeisterwahl der progressiven Mitte“ trage. Bereits zuvor hatte es zwischen dem streitbaren Stadtrat und seiner inzwischen ehemaligen Partei immer wieder Konflikte gegeben, weshalb die Fraktionschefinnen Nina Wellenreuther und Stefanie Heß Sprenglers Austritt damals als „folgerichtigen Schritt“ bezeichneten.

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Sprengler ist in dieser Wahlperiode bereits der dritte Stadtrat, der im Gemeinderat eine neue politische Heimat gefunden hat. Schon vor ihm und Rihm tat das Wolfgang Taubert (Mittelstand für Mannheim), der die Freien Wähler/Mannheimer Liste verließ und sich mit der FDP zu einer Fraktion zusammenschloss. Zudem schieden elf von 48 Mitgliedern - Christian Specht in seiner Rolle als Oberbürgermeister nicht eingerechnet - vorzeitig aus. Aus ganz unterschiedlichen Gründen, dennoch ist das ein absoluter Rekordwert.

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