Mannheim. Während die Bäumchen in Baden-Württembergs erstem Tiny Forest auf dem Mannheimer Lindenhof fleißig wachsen, gibt es Planungen für weitere Mini-Waldoasen. Im Herbst entsteht beim Marchivum der zweite Tiny Forest. Beim Beteiligungshaushalt hatte es die Idee, eine solche Waldoase in der Neckarstadt-West zu schaffen, unter die ersten zehn Platzierungen geschafft und wird jetzt mit 20 000 Euro gefördert. Auch das Mannheimer Nationaltheater plant einen Mikrowald oder vielmehr: geplant und betreut werden soll er von den Mitarbeitenden.
Tiny Forest als Ausgleich für CO2-Emissionen von Südkorea-Reise
Die Idee dazu reicht schon ein paar Jahre zurück. Im September 2022 flog die Oper des Mannheimer Nationaltheaters für ein zweiwöchiges Gastspiel nach Südkorea, mehr als 200 Menschen, neben den Musikern allein 30 Techniker, flogen mit. Schon damals entstand eine Debatte über die Notwendigkeit der Reise und vor allem deren ökologischem Fußabdruck.
Am Ende sollten zumindest die CO2-Emissionen für die Flüge ausgeglichen werden. „Das, was an Kohlendioxid ausgestoßen wird, haben wir berechnet und pro Tonne CO2 Umweltkosten von 23 Euro in den Projektetat aufgenommen“, erzählt Detlef Grooß, selbst Musiker im Orchester und seit vier Jahren auch für das Thema Nachhaltigkeit am Nationaltheater zuständig. Insgesamt sei so immerhin eine Kompensationssumme von 20 000 Euro zustande gekommen.
Stadt Mannheim auf der Suche nach einem Standort für Tiny Forest
Die Frage war: Was tun mit dem Geld? „Der Wunsch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war, ein sichtbares Projekt hier in Mannheim zu schaffen.“ Dieses Projekt soll nun ein Tiny Forest werden. Die Stadt will dem Nationaltheater dafür eine Fläche zur Verfügung stellen, die Suche hat bereits begonnen. „Um das Anpflanzen und die spätere Pflege kümmern sich unsere Mitarbeiter“, so Grooß.
Das Konzept des Tiny Forests geht auf den japanischen Botaniker Akira Miyawaki zurück, der sich in den 1970er Jahren für den Schutz von Waldökosystemen einsetzte; seitdem sind überall auf der Welt solche Mini-Wälder entstanden, darunter mehrere in Deutschland. Die Flächen sind mit 200 bis 1000 Quadratmetern relativ klein.
Die Idee dahinter: Die Bäume und Sträucher werden auf diesen Flächen so dicht gesetzt, dass sie sich im Konkurrenzkampf ums Licht selbst gegenseitig in die Höhe ziehen. Auf diese Weise entstehen auf innerstädtischen Flächen mit ansonsten geringem ökologischem Wert Ökosysteme, die für verbesserte Luft sorgen und Vögeln und Insekten ein Zuhause bieten.
Auch in Brühl soll nach Mannheimer Vorbild ein Mikrowald entstehen
Der Lindenhofer Tiny Forest hat im Übrigen auch außerhalb Mannheims Aufmerksamkeit gefunden. Im Mai erschien ein Bericht im Magazin National Geographic über den Mikrowald sowie Ulrich Holl und Uwe Buckenauer von der BIG, der Bürger-Interessen-Gemeinschaft Lindenhof, die den Wald als Gemeinschaftsprojekt initiiert haben, an dem sich Unternehmen und Privatpersonen beteiligen. Daneben gibt es Interessenten aus Flensburg und Karlsruhe, die sich bereits Rat eingeholt haben. Kurz vor der Pflanzung steht der Tiny Forest, den der Verein für Umwelt- und Naturschutz Brühl und Rohrhof in Brühl plant und der Gelder aus einem kommunalen Förderprogramm erhält.
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